Bergedorf. Gut 850.000 Euro für Stadtentwicklung stehen bereit. Warum nun plötzlich alles ganz schnell gehen muss.
Plötzlich geht es rasant voran mit allen Projekten, die Bergedorfs Innenstadt in die Zukunft katapultieren: Neben den Architektur- und Stadtentwicklungsverfahren für die ehemaligen Karstadthäuser wird jetzt auch das Citymanagement ausgeschrieben. „Ich gehe davon aus, dass die Unterlagen noch in dieser Woche europaweit auf die einschlägigen Portale kommen“, sagte Bergedorfs Beauftragte für Wirtschaftsförderung Marlene Sandecki am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss der Bezirksversammlung.
Die Zeit drängt, denn die Profis sollen möglichst noch in diesem Jahr den Zuschlag bekommen, um zum 1. Januar ihre Arbeit aufzunehmen. Hintergrund: Bergedorf ist nach monatelanger Wartezeit jetzt offiziell ins Förderprogramm Innenstädte der Bundesregierung aufgenommen worden. Damit liegen exakt 862.850 Euro Fördergelder von Bund und Stadt Hamburg bereit, deren erster Teil noch in diesem Jahr für das professionelle Citymanagement verplant werden muss.
„Wir hatten den Antrag bereits im Februar gestellt und waren von einem Zuschlag im Juni oder Juli ausgegangen“, sagte Marlene Sandecki. „Jetzt ist das zeitlich natürlich deutlich enger, aber wir werden es hinkriegen.“
Zukunftsstrategie für die Einkaufsstraßen und ihr Umfeld
Konkret soll das Citymanagement eine Strategie für die Fußgängerzonen Sachsentor und Alte Holstenstraße entwickeln samt ihrer direkten Umgebung und auch benachbarter Quartiere wie dem Bahnhofsviertel und Reetwerder. Es geht darum, die Anziehungskraft der City als unverwechselbaren Bergedorfer Identifikationspunkt für den ganzen Hamburger Osten zu sichern, vielleicht auch ganz neu zu denken. Denn neben dem Einzelhandel könnte mehr Gastronomie wichtig sein – vor allem in den vielen heute abgeschotteten Innenhöfen. Aber es geht auch um Kultur, Sport, Bildung, zentrales Wohnen und das Integrieren hochmoderner Trends wie etwa einem Gaming-Center für junge Leute und Coworking-Spaces, wo jeder sich eine Bildschirmarbeitsplatz sogar stundenweise mieten kann.
Ein Künstler-Handwerker-Haus als zentraler Baustein
Die Profis vom Citymanagement sollen dafür in einem zentralen Büro etwa am Sachsentor ihren Sitz haben und alle heutigen und künftigen Akteure an der Entwicklung der Innenstadt beteiligen. Weil Bergedorfs City der Zukunft ihre Unverwechselbarkeit erhalten soll, steht ein zentraler Baustein bereits fest: ein Künstler-Handwerker-Haus direkt an der Fußgängerzone muss auf rund 300 Quadratmeter Fläche entstehen.
Das war Teil der Bewerbung des Bezirks um die Mittel aus dem Förderprogramm Innenstädte der Bundesregierung und laut Marlene Sandecki „wichtiger Grund dafür, dass wir den Zuschlag bekommen haben“. Die Suche nach geeigneten Räumen laufe bereits, es gebe mehrere Optionen, aber noch keinen Zuschlag für eine konkrete Immobilie. Gemietet werde aber definitiv schon ab 1. Januar durch das Bezirksamt – auch das sei Teil der Vorgaben aus Berlin.
Wie sich Bergedorfs Künstler-Handwerker-Haus genau aufstellt, „ist erste große Aufgabe des Citymanagements“, erläuterte Sandecki im Wirtschaftsausschuss. Die Kombination von Kunst, Handwerk und gern weiteren attraktiven Nutzungen sei in jedem Fall ein erster wichtiger Schritt in die Zukunft. Gern könne dabei der Fokus auf die Interessen junger Leute gelegt werden, die in Bergdorfs City heute zu wenig Angebote finde.
Förderung des Bundes läuft im August 2025 aus
Das Geld aus dem Innenstadtprogramm muss bis August 2025 ausgegeben werden, dann endet der Förderzeitraum. Doch Politik und Verwaltung setzen darauf, dass Bergedorfs professionelles Citymanagement dann zur Dauereinrichtung wird – und richten den Blick auf die laufenden Verhandlungen der Hamburger Bürgerschaft für den Doppelhaushalt 2023/24: Dabei sollen die Fußgängerzonen Bergedorfs und Lohbrügges samt ihrem Umfeld ins Förderprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (Rise) aufgenommen werden.
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Aus diesem Topf könnte das professionelle Citymanagement weiterhin finanziert werden. Eine Zusage für den kommenden Doppelhaushalt wäre wichtig, um aus der jetzigen Ausschreibung die Beschränkung bis August 2025 zu streichen. Dirk Kienscherf, SPD-Fraktionschef im Hamburger Landesparlament, hatte das bei seinem Bergedorf-Besuch im Juli zugesagt. Eine Entscheidung der Bürgerschaft steht aber noch aus.
Dass Bergedorf mit dem Geld aus Berlin als Initialzündung für sein Citymanagement nicht gerade üppig bedient wird, zeigt ein Vergleich mit Hamburgs Innenstadt: Dort hatte die Stadtentwicklungsbehörde schon vor Monaten entschieden, das Management selbst zu übernehmen. Trotzdem fließen nun parallel zum Bergedorfer Geldsegen stattliche 6,5 Millionen Euro auf das Konto von Mönckebergstraße, Neuer Wall und Co. Mit den Millionen sollen dort laut Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt nun „Verborgene Potenziale“ der Hamburger City gehoben werden.