Lauenburg. Stadtbücherei und Archiv ziehen bald ins ehemaligen Hotel Stappenbeck. Warum sich die Investition trotz Kostensteigerung lohnt
Beim Baustart habe sie die Räume besichtigt, seither nicht mehr, sagt Uta Silderhuis. „Ich kenne aber die Pläne“, sagt die Leiterin der Lauenburger Stadtbücherei, die mit ihrem gesamten Team vom Weingarten zum Richtfest des neuen Medienzentrums an der Alten Wache gekommen war. Ein Fußweg von gerade einmal fünf Minuten, für Lauenburg jedoch ein gewaltiger Schritt nach vorn, wie Bürgermeister Andreas Thiede betonte.
„Wir bauen hier die Zukunft“, sagte der Verwaltungschef. Ein Begegnungsort für die Bürger der Stadt soll das Medienzentrum werden. Der alten Saal des ehemaligen Hotel Stappenbeck an der Alten Wache wird das neue Domizil der Stadtbücherei werden. Im vorderen Gebäudeteil wird es ein Café geben, im Obergeschoss Leseräume und das Büro des Archivars.
Medienzentrum Lauenburg: Altes Flair bleibt erhalten, aber mit neuen Inhalten
Das eigentliche Stadtarchiv kommt in den neu gebauten, modernen Verbindungstrakt: Während im Erdgeschoss der Eingang für Bücherei und Stadtarchiv sowie Sanitärräume und der Makerspace, eine öffentliche Werkstatt mit 3-D-Drucker oder Plotter, geplant sind, sind die beiden Obergeschosse den Archivalien vorbehalten.
„Dort kannst du deine Albinus-Ausstellung machen“, sagt Bibliothekarin Silderhuis beim Rundgang zu Stadtarchivar Lukas Schaefer und zeigt auf das Treppenhaus mit der massiven Betontreppe. Noch tropft an der das Wasser hinuntern, denn der Dachstuhl ist noch nicht geschlossen. Geplant ist eine Art Treppenhaus-Galerie an der Außenwand. „Nur nicht mit Bildern, sondern mit Büchern“, sagt Silderhuis. Auch im großen Saal werden die Bücherregale an den Außenwänden stehen, sodass dazwischen viel Platz für Lesungen und andere Veranstaltungen bleibt. „Etwa 90 Personen können dort sitzen“, sagt Martina Wulf-Junge vom Stadtentwicklungsamt, die den Bau betreut.
Mehr Fenster für mehr Tageslicht
Zwischen den fast bodentiefen Fenstern – neben den originalen Fensteröffnungen sind noch weitere hinzugekommen, um Licht in den Saal zu holen – werden in Raumnischen die Besucher sitzen und in Büchern schmökern oder im Internet surfen können.
Während der alte Tanzsaal mit seinen hölzernen Säulen erhalten bleibt, die ihre ursprüngliche Farbe wieder erhalten, werden in den abschließenden Turmanbau des Saals, in dem in früheren Zeiten eine Bühne stand, drei Geschossdecken eingezogen.
„Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz, aber es gehört zur Erinnerung vieler Lauenburger. Deshalb versuchen wir so viel wie möglich zu erhalten“, sagt Stadtentwicklungschef Rainhard Nieberg. Sieben Millionen Euro sollte der Bau mit einer Fläche von 2600 Quadratmeter kosten, mittlerweile geht die Stadtverwaltung von einer Preissteigerung um rund 30 Prozent auf etwas mehr als neun Millionen Euro aus.
Baukosten sind „gut angelegtes Geld“
Für Politiker und Verwaltungschef dennoch gut angelegtes Geld: Thiede verspricht sich von der Bücherei, die bewusst als „dritter Ort“ angelegt wird, eine Revitalisierung der Innenstadt. Neben Arbeitsplatz und Wohnung soll die Bücherei, so das vor allem in Skandinavien verbreitete Konzept, ein Ort der Begegnung und des Lernens werden. Dazu gehört dann auch der Lesegarten vor dem Medienzentrum.
Weiterer Vorteil: Durch den Umzug der Bücherei an die Alte Wache kann die Weingartenschule, an die die Bibliothek bisher angegliedert ist, erweitert werden. Ohne deren Raumnot – Kinder werden derzeit in Containern unterrichtet – hätte man den Bau des Medienzentrums im Januar 2020 womöglich gar nicht beschlossen, so der Verwaltungschef. Nun profitierten alle.