Lauenburg. Vor der Bürgermeisterwahl am 6. November fühlen wir den Kandidaten auf den Zahn. Heute geht es um das Thema Innenstadt.

Am Sonntag, 6. November, haben etwa 9000 Lauenburgerinnen und Lauenburger die Wahl. Sie entscheiden, wer ab 1. April nächsten Jahres Bürgermeister oder Bürgermeisterin in der Schifferstadt wird und damit in die Fußstapfen von Andreas Thiede tritt. Nach dem gesundheitsbedingten Rückzug von Niclas Fischer (Lauenburger Wählergemeinschaft) sind noch zwei Kandidaten und eine Kandidatin im Rennen: Thorben Brackmann wurde von der CDU nominiert und wird von der FDP und der Wählergemeinschaft Unser Lauenburg (UL) unterstützt. Anne-Marie Hovingh ist die Kandidatin der SPD und Patric Hoffmann hat als Einzelkandidat seinen Hut in den Ring geworfen.

Thorben Brackmann (31) wurde von der CDU als Kandidat nominiert
Thorben Brackmann (31) wurde von der CDU als Kandidat nominiert © Elke Richel | Elke Richel

Um den Wählerinnen und Wählern die Entscheidung zu erleichtern, haben wir die Bewerber gebeten, ihre Ideen und Vorstellungen zu Fragen aufs Papier zu bringen, die vielen Lauenburgern besonders auf den Nägeln brennen. In loser Folge widmen wir uns den Themen Innenstadtentwicklung, Wirtschaft und Gewerbe, Leben und Wohnen sowie Bürgerbeteiligung und Lokalpolitik. Heute möchten wir wissen: Ist Lauenburgs Stadtzentrum noch zu retten?

LL: Viele ältere Lauenburger kennen die Oberstadt noch als florierende Einkaufsmeile. Mittlerweile stehen viele Ladengeschäfte leer. Hat der Einzelhandel in Zeiten von Online-Shopping überhaupt noch eine Chance? Wenn ja, was müsste diesbezüglich passieren?

Thorben Brackmann: Die Rahmenbedingungen für Kleinstädte haben sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert, aber der persönliche Kontakt, die Beratung und das Einkaufserlebnis bleiben ohne Alternative. Für eine attraktivere Innenstadt in Lauenburg brauchen wir eine höhere Verweilqualität und Frequentierung. Ebenso müssen wir mittelfristig die Kaufkraft im Ort erhöhen, um ein attraktives Umfeld für Gewerbetreibende zu schaffen.

Anne-Marie Hovingh: Die Chancen für den klassischen Einzelhandel in Lauenburg stehen derzeit schlecht. Ich bin überzeugt, dass wir die Innenstadt anders beleben müssen. Durch Co-Working-Spaces und Zwischennutzungen für Kunstschaffende und Kreative will ich die Innenstadt attraktiver gestalten. Wir müssen aber auch die bestehenden Geschäfte unterstützen, denn nur ein Mix aus Wohnen, Geschäften und Kultur garantiert langfristig eine lebendige Innenstadt.

Patric Hoffmann: Es ist schwierig. Bei vielen sitzt das Geld derzeit nicht locker in der Tasche. Da wird eben schnell mal online bestellt und wenn die Ware nicht gefällt oder passt, wieder zurück geschickt. Diese Entwicklung werden wir nicht umkehren können. Meiner Meinung nach fehlen in Lauenburg aber auch Geschäfte in geeigneter Größe, um bekannte Handelsketten anlocken zu können.

Anne-Marie Hovingh (35) wurde von der SPD als Kandidatin nominiert 
Anne-Marie Hovingh (35) wurde von der SPD als Kandidatin nominiert  © Elke Richel | Elke Richel

Die Arbeiten am Medienzentrum sind in vollem Gange. Es gab zwei Architektenwettbewerbe und Siegerentwürfe zu einer Markttwiete mit Geschäften und Wohnungen sowie zur Gestaltung von Lesegärten. Halten Sie diese Projekte angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung für umsetzbar?

Thorben Brackmann: Ja. Für die Stärkung der Innenstand sind dies wichtige Projekte, an deren Umsetzung ich festhalten werde. Das Medienzentrum ist im Bau und wird Ende 2023 fertiggestellt. Die Lesegärten werden zu 75 Prozent vom Land gefördert. Die Umsetzung ist damit gesichert. Die Markttwiete wird durch einen privaten Investor getragen. Auch hier schaue ich optimistisch auf die Umsetzbarkeit.

Anne-Marie Hovingh: Das Medienzentrums wird kommen, so viel steht fest. Ich werde mich auch dafür einsetzen, dass die anderen Projekte realisiert werden. Beispielhaft sei hier das benachbarte Rossmann-Gebäude genannt, wo wir als Stadt unbedingt auf unserem Vorkaufsrecht bestehen sollten, um die Gestaltungshoheit in der Hand zu behalten. Sollten Investoren abspringen, müssen Verwaltung und Politik gemeinsam überlegen, ob man selbst bauen kann.

Patric Hoffmann: Diese geplanten Projekte müssen unbedingt umgesetzt werden. Das ist eine Investition in die Zukunft der Stadt. Besonders für junge Familien sind das attraktive Angebote. Abgesehen davon werden das Medienzentrum, die Markttwiete und die Lesegärten das Stadtzentrum auch optisch erheblich aufwerten.

Patric Hoffmann (49) tritt als Einzelkandidat zur Wahl an.
Patric Hoffmann (49) tritt als Einzelkandidat zur Wahl an. © Elke Richel | Elke Richel

Was ist aus Ihrer Sicht außerdem unbedingt notwendig, um die Aufenthaltsqualität im Lauenburger Stadtzentrum zu verbessern?

Thorben Brackmann: Das Medienzentrum in der Innenstadt mit einem neuen Stadtcafé und den bereits beschlossenen Lesegärten am Lütten Markt werden die Aufenthaltsqualität verbessern. Zur Erhöhung der Frequenz sollten wir über einen Servicecenter der Stadtverwaltung in der Innenstadt nachdenken. Außerdem möchte ich den Wochenmarkt weiterentwickeln und zum Beispiel Gewerbetreibenden und Vereinen die Chance für Ausstellungen geben.

Anne-Marie Hovingh: Durch die Zwischennutzung von leerstehenden Räumlichkeiten erwarte ich, dass sich beispielsweise Cafés, Restaurants oder Bars ansiedeln. Dies zeigen andere Städte sehr erfolgreich. Ein Zugewinn wird auch die Bücherei mit angeschlossenem Café als Bildungs- und Kulturort an ihrem neuen Standort sein. Auch muss die Stadt sauberer und grüner werden: Mehr Mülleimer und mehr Bäume steigern schnell die Aufenthaltsqualität.

Patric Hoffmann: Die Sauberkeit im Stadtzentrum lässt zu wünschen übrig. Wir brauchen mehr Orte zum Verweilen wie kleine Bars und Cafés., vielleicht eine Shisha-Bar oder die Möglichkeit Billard zu spielen. Wir müssen viel versuchen, die Jugend in der Stadt zu halten.