Geesthacht. Was wird aus der Geriatrie? Und werden Geburtsstation und Küche geschlossen? Das sagen Leitung und Ärzte der Klinik.
Die geplante Krankenhaus-Reform der Bundesregierung wirft einen Schatten auf das Johanniter-Krankenhaus Geesthacht. Die Menschen in der Region sorgen sich um die medizinische Versorgung. Von den etwa 680 Mitarbeitern, die um ihren Job fürchten, ganz zu schweigen.
Nach Informationen unserer Redaktion soll der Umzug der geriatrischen Klinik vom Edmundsthal ins Haupthaus am Runden Berge noch in diesem Jahr erfolgen, um die Zukunft der beliebten Kantine ranken sich Spekulation und zudem kursieren in der Stadt Gerüchte, dass die einen hervorragenden Ruf genießende Geburtsstation geschlossen werden soll.
Krankenhausreform: Standort an sich steht nicht zur Debatte
Auf Anfrage teilt Klinikleiter Frank Germeroth dazu mit: „Der Erhalt des Johanniter-Krankenhauses Geesthacht als Akutkrankenhaus steht nicht zur Debatte.“ Dass die Johanniter selbst am Standort festhielten, zeige der fast fertiggestellte, rund vier Millionen Euro teure Neubau der Rettungswache auf dem Krankenhausgrundstück. Hier ist das Krankenhaus sowohl Bauherr und Vermieter der Wache, die später von der Herzogtum Lauenburg Rettungsdienstgesellschaft (HLR) betrieben wird. „Damit trägt die Rettungswache zur Standortsicherung bei“, so Frank Germeroth.
Die Finanzierung des Hauses muss indes neu aufgestellt werden. Das Defizit lag 2022 im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Grund sind die hohen Vorhaltekosten, um auf etwaige Fälle gewappnet zu sein, die selten eintreten. Allein pro Geburt zahlen die Johanniter rund 1000 Euro drauf.
Hoffnung für die Geburtsstation
Hier fällt ihnen auf die Füße, was eigentlich ein Qualitätsmerkmal ist und wofür sie mehrfach ausgezeichnet wurden. In Geesthacht ist die Quote an Kaiserschnittgeburten mit 22,1 Prozent im Jahr 2022 deutlich niedriger als in ganz Schleswig-Holstein (34 Prozent) und Deutschland (31 Prozent). Die Klinik in Geesthacht ist damit finanziell im Nachteil. Denn für Geburten per Kaiserschnitt gibt es mehr Geld als für natürliche Geburten.
Doch auch hier beschwichtigt Frank Germeroth: „Die Geburtsstation, die in der ganzen Region einen hervorragenden Ruf genießt, soll nicht geschlossen werden. Dies gilt umso mehr als das Eckpunktepapier der Krankenhausreform für den – bisher nicht kostendeckenden – Bereich der Geburtshilfe ,Zuschläge‘ verspricht.“ Bund und Länder hatten sich in der vergangenen Woche darauf geeinigt.
Eigene Küche wird geschlossen
Derweil bestätigt der Krankenhaus-Chef inzwischen das Aus der Küche. „Dass wir die Speisenversorgung umstellen werden, ist zutreffend. Wir werden unsere Küche schließen und zukünftig mit fertigen Speisen beliefert werden von gleicher Qualität“, sagt Germeroth. Die Kosten für die Herstellung der Speisen in der eigenen Küche seien deutlich höher gewesen als der Einkauf fertiger Speisen. Andererseits seien bei hohen Fixkosten zu wenig Essen verkauft worden.
„Für die Kolleginnen und Kollegen in der Küche werden wir – für jeden einzelnen – passgenaue berufliche Perspektiven entwickeln“, so Frank Germeroth. Mitarbeitervertretung und Geschäftsleitung stünden in einem produktiven Austausch.
Die Öffnungszeiten der Kantine übrigens sind mittlerweile reduziert von Montag bis Freitag (8-14 Uhr) statt wie vor ein paar Wochen noch auch am Wochenende. Ein wenig irritierend: Der öffentliche Speiseplan für die jeweilige Kalenderwoche weist weiterhin den Sonnabend und Sonntag mit Gerichten aus. Des Rätsels Lösung: Für die Patienten des Johanniter wird auch an diesen Tagen natürlich weiterhin gekocht.
Umzug der Geriatrie bringt Probleme
Der Umzug der Geriatrischen Klinik mit seinen etwa 60 Betten ins Haupthaus habe keine Folgen auf die übrigen Abteilungen. Dort gibt es 195 Planbetten: 86 in der Inneren, 59 in der Chirurgie, 19 in der Frauenklinik und 31 in Psychiatrie, Psychotherapie und -somatik.
„Die Räumlichkeiten im Haupthaus am Runden Berge sind ausreichend, um auch die Geriatrie unterzubringen. Es wird keine Abteilung geschlossen werden“, teilt das Krankenhaus mit. Mit einer Station im Haupthaus (36 Betten) werden die Johanniter aber nicht auskommen, zumal die Toiletten dort nicht rollstuhlgerecht sind, wie sie in einer Geriatrie häufig benötigt werden.
Noch viele offene Fragen
Noch ist vieles, was die Zukunft bringen wird, unklar. Das räumt auch Frank Germeroth ein: „Die Frage, was die geplante Krankenhausreform im Einzelnen für das Krankenhaus in Geesthacht bedeutet, kann derzeit nicht befriedigend beantwortet werden. Die Landesregierung Schleswig-Holstein wird erst im kommenden Jahr einen neuen Krankenhausplan verabschieden können, aus dem sich dann auch die zukünftige Position des Johanniter-Krankenhauses Geesthacht ergibt. Die Planungsprämissen dafür werden sich dabei aus der künftigen Bundesgesetzgebung ergeben.“
- Mann mit „zwei Köpfen“: Dr. Frank auf Rettungsmission im Südsudan
- Frank Germeroth: Früher Pfleger, heute Geschäftsführer
- Wie sich die Geesthachter Geburtsstation von anderen abhebt
Erst über den Sommer wird hierzu auf Grundlage der vereinbarten Eckpunkte der Gesetzentwurf erarbeitet und danach ins parlamentarische Verfahren eingebracht. „Für die medizinische Strategie und eine mögliche Neuausrichtung des Johanniter-Krankenhauses Geesthacht bedeutet das – wie wohl für die meisten anderen Krankenhausbetreiber auch, dass auf Sicht gefahren wird, um bei veränderten Rahmenbedingungen adäquat reagieren zu können“, so Frank Germeroth.
Um die anstehenden Änderungen umzusetzen sowie die Zukunft des Krankenhauses und der Geriatrie zu gestalten, wird ein Projektteam eingesetzt, das aus Pflege, Medizin, Technik, IT und Verwaltung beider Standorte bestehen wird.