Geesthacht. Der 61-Jährige soll das Johanniter-Krankenhaus Geesthacht fit für die Zukunft machen. Was er dabei in den Mittelpunkt stellt.
Frank Germeroth hat eine Karriere in der Art hingelegt, von der jeder US-Amerikaner träumt. Der 61-Jährige hat es zwar nicht vom Tellerwäscher zum Millionär geschafft, aber vom Krankenpfleger zum Geschäftsführer eines Krankenhauses. Dazwischen arbeitete er 15 Jahre als Vertriebler, ehe er ein berufsbegleitendes BWL-Studium mit dem Schwerpunkt Krankenhaus-Management absolvierte.
Am 3. Juni übernahm Germeroth jetzt die Leitung des Johanniter-Krankenhauses Geesthacht sowie des Johanniter Geriatrie- und Seniorenzentrums im Edmundsthal mit zusammen 680 Mitarbeitern. Zuvor war Germeroth bis Ende April 17 Jahre lang Geschäftsführer der Friesland-Kliniken bei Wilhelmshaven.
Im Krankenhaus Geesthacht löst Germeroth Carsten Schwab ab
Er löst Carsten Schwab ab, von dem sich die Johanniter nach 14,5 Jahren getrennt haben. Laut einer internen Mitteilung einerseits aus gesundheitlichen Gründen, andererseits, weil Schwab eine neue berufliche Herausforderung suche. Eine Kombination, die Fragen aufwirft. Nach Informationen unserer Redaktion waren Schwabs Vorgesetzte offenbar nicht mit der Ausrichtung der Klinik für die Zukunft einverstanden.
In diese Zukunft soll nun Germeroth führen, der gerade von der politischen Kreistagsmehrheit in Friesland gegen den Willen der CDU abgelöst worden war. Auch hier war es um die zukünftige Ausrichtung der beiden Häuser gegangen. Die Trennung sei überraschend gekommen, bei Germeroth handele es sich laut „Jeversches Wochenblatt“ um einen „lange hoch geschätzten Geschäftsführer“.
Germeroth: „Für Fördermittel brauchen wir ein gutes Konzept“
Dieser will aber nicht mehr zurückblicken, sondern nur noch vorn. Er sagt: „Wir befinden uns in einer Krankenhaus-Landschaft im Umbruch. Ich favorisiere es, die Zukunft selbst gestalten zu können. Das geht nur, wenn wir Fördermittel bewilligt bekommen. Und für diese benötigen wir ein gutes Konzept.“
Ins Detail wollte er so kurz nach seinem Amtsantritt nicht gehen, das brauche Zeit. Er wolle zunächst die Standorte und die Menschen kennenlernen und diese dann an der Gestaltung teilhaben lassen. Germeroths Vorteil dank seiner Ausbildung zum Krankenpfleger: „Ich weiß, wie ein Krankenhaus tickt.“
550 Menschen arbeiten im Johanniter-Krankenhaus, darunter Fachärzte für Herz und Magen. Es gibt 195 Planbetten: 86 in der Inneren, 59 in der Chirurgie, 19 in der Frauenklinik und 31 in Psychiatrie, Psychotherapie und -somatik. In Geriatrie und Seniorenzentrum (67 Planbetten) arbeiten 130 Personen.
Die Fallkostenpauschale ist bei der Vergütung ein großes Problem
Problematisch ist allerdings der Rückgang der Patientenzahlen seit dem Beginn der Corona-Pandemie um rund 20 Prozent. Wahrscheinlich, weil viele Menschen Angst hätten, sich im Krankenhaus zu infizieren. „Dabei gibt es kaum einen sichereren Ort als Krankenhäuser. Wo sind die stationären Herzinfarkt- und Schlaganfall-Patienten geblieben, die dringend behandelt werden müssen?“ fragt Germeroth.
Ein Problem sei zudem die Vergütung. Knackpunkt: die Fallpauschale. Mit dieser wird laut Bundesgesundheitsministerium die Bezahlung einer definierten Erkrankung und deren Behandlung (ohne Pflegepersonalkosten) in einer Bandbreite der Verweildauer kalkuliert. Innerhalb dieser wird die gleiche Pauschale unabhängig von der tatsächlichen Verweildauer gezahlt.
„Außerdem sind wir verpflichtet 24/7 Behandlungsstrukturen vorzuhalten, egal ob ein Patient kommt oder nicht. Das kostet unheimlich viel Geld. Hier wäre es schön, wenn die Vorhaltung zumindest teilweise gedeckt wäre“, betont Germeroth.
Das Beste für den Patienten muss im Mittelpunkt stehen
Zudem sei das System aus ambulanter und stationärer Behandlung sowie der Nachversorgung nicht durchlässig. Damit meint er etwa, dass Patienten von Facharzt zu Facharzt vagabundieren, bis eine Prognose feststehe. Hier könne man sich viel bei unseren Nachbarn abgucken. Germeroth: „In Holland haben sie den niedergelassenen Bereich nicht. Da gehen alle ins Krankenhaus.“ Er fordert: „Im Mittelpunkt muss wieder stehen, was für den Patienten das Beste ist.“
Derweil sei es für seine Familie mit den kleinen Kindern das Beste in Wilhelmshaven wohnen zu bleiben. Daher hat Germeroth unter der Woche ein Zimmer im Krankenhaus-Wohnheim bezogen. Für den Geschäftsführer ist es eine Rückkehr zu Wurzeln. „Als Pfleger-Lehrling habe ich auch im Wohnheim gelebt“, sagt er.