Geesthacht. Geriatrische Klinik schließt, Abteilung zieht ins Haupthaus. Außerdem gibt es eine interessante Personalie.
Erst der Geschäftsführer Carsten Schwaab weg, jetzt der Ärztliche Direktor Timo Rath – das Johanniter Krankenhaus in Geesthacht steht nach Informationen unserer Redaktion vor einschneidenden Veränderungen. Dies betrifft jedoch nicht nur personelle Aspekte, sondern auch die generelle Ausrichtung der Klinik Am Runden Berge. So wollen die Johanniter, wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war, die geriatrische Klinik in Edmundsthal aufgeben. Die Abteilung soll ins Haupthaus umziehen.
Dies seien Maßnahmen zur Sicherung des Standortes, an dem der Klinikbetreiber unbedingt festhalten wolle. So zumindest sei es auf einer Mitarbeiterversammlung vor einigen Tagen von der Konzernleitung kommuniziert worden. Eine Nachricht, die bei den etwa 680 Angestellten und ihren Familien Erleichterung auslösen dürfte.
Die Johanniter bestätigen nur die Trennung vom Ärztlichen Direktor
Offiziell wollten die Johanniter die strukturellen Veränderungen noch nicht bestätigen und verweisen auf den Urlaub von Frank Germeroth. Dieser hatte im Juni des bisherigen Geschäftsführer Carsten Schwaab abgelöst, von dem sich die Johanniter nach 14,5 Jahren getrennt hatten. Als neuer Geschäftsführer des Krankenhauses fungiert seitdem Matthias Becker von der Johanniter GmbH mit Sitz in Berlin. Germeroth ist formell nur noch Krankenhausleiter.
Nur die Trennung von Timo Rath bestätigten die Johanniter. Die Nachfolge der Ärztlichen Direktion stehe bereits fest, werde demnächst aber zunächst nur intern bekannt gegeben, teilt das Krankenhaus mit. Und weiter: „Herr Dr. Rath verlässt zum Ende des Jahres die Klinik, um ein ambulantes Operationszentrum aufzubauen. Wir danken ihm herzlich für seine bei uns geleistete Arbeit.“
Das ist aber wohl nur die halbe Wahrheit. Schwaab hatte beim Umbau der Klinik eine andere Linie als der Konzern vertreten. Rath hat sich derweil „einen Traum erfüllt“, wie er angab. Der seit Februar 2020 amtierende Ärztliche Direktor übernimmt im Januar einen freigewordenen Sitz der Kassenärztlichen Vereinigung als Anästhesist in Glinde.
„In Deutschland gibt es die meisten Krankenhaus-Betten pro Einwohner und die meisten Krankenhaus-Aufenthalte. Wir haben aber auch die kürzeste Verweildauer und die geringste Erkrankungsschwere. Im europäischen Ausland gibt es viel mehr ambulante Behandlungen. Dieser Trend wird auch in Deutschland kommen“, sagt Rath. Dazu will er mit dem Krankenhaus Reinbek kooperieren.
Die vielen Probleme der kleinen Krankenhäuser
Derweil stehen insbesondere kleine Krankenhäuser wie in Geesthacht mit seinen 195 Planbetten vor einer schwierigen Zukunft. Als Haus der Grund- und Regelversorgung müssen sie viele Betten vorhalten. Geld gibt es indes nur für durchgeführte Behandlungen.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Zahl der Patienten, die stationär aufgenommen werden, seit der Corona-Pandemie um 20 Prozent zurückgegangen ist. Von den immens gestiegenen Energiekosten und der hohen Inflation ganz zu schweigen.
Überdies haben die Krankenhäuser mit einem eklatanten Mangel an Pflegepersonal zu kämpfen, der sich mit dem vom ehemaligen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eingeführten Gesetz zur Pflegepersonal-Untergrenze noch einmal verschärft hat. Es regelt, wie viele Patienten eine Pflegekraft pro Schicht maximal betreuen darf.
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Als Folge dessen können immer weniger Intensivbetten genutzt werden. Zudem wandern viele Fachkräfte zu Zeitarbeitsfirmen ab, wo sie mehr Geld verdienen und sich in der Regel auch die besseren Schichten aussuchen können.
Allein zwischen 2016 und 2020 haben 48 Krankenhäuser geschlossen. 2020 waren es laut destatis.de 1903 Spitäler. Ein weiteres kommt hinzu, wenn die Johanniter die Geriatrische Klinik schließen, die sie erst im April 2018 von der Vitanas GmbH übernommen hatten und die formell eigenes Haus ist.
Die Fassade der Geriatrie ist dringend sanierungsbedürftig
Die Geriatrie sitzt im Hans-Haus auf dem Gelände in Edmundsthal. Dort gibt es, wie berichtet, dringenden Sanierungsbedarf. Die Fassade weist hässliche Schattierungen auf, die laut dem alten Geschäftsführer Carsten Schwaab aber kein Schimmel seien. Die hölzernen Fenster am Verbindungsgang zum Johanniter-Seniorenzentrum, das nach unseren Informationen von der Umstrukturierung ausgenommen ist, lösen sich langsam in ihre Bestandteile auf. Was die Johanniter mit dem Gebäude vorhaben, ist nicht bekannt.
Derweil sehen Experten in einer Spezialisierung auf bestimmte Fachbereiche einen Ausweg aus der Krise. In Geesthacht haben mit Hakan Kopdag (Magen-Darm), Christian Keller (Herz) und Henning Sauer (Hand) seit Mai 2021 drei Experten in ihren Fachbereichen den Dienst angetreten. Einen exzellenten Ruf genießt die Geesthachter Geburtsstation, zudem gibt es mit der Psychiatrie ein Alleinstellungsmerkmal.
Im Juni sagte Frank Germeroth nach seinem Amtsantritt unserer Redaktion: „Wir befinden uns in einer Krankenhaus-Landschaft im Umbruch. Ich favorisiere es, die Zukunft selbst gestalten zu können. Das geht nur, wenn wir Fördermittel bewilligt bekommen. Und für diese benötigen wir ein gutes Konzept.“ Bald dürfte mehr Licht im Dunkeln sein, wohin die Reise geht.