Geesthacht. Johanniter-Krankenhaus zahlt pro Geburt 1000 Euro drauf und befürwortet somit eine Reform. Doch die Pläne sieht die Klinik skeptisch.

Der kleine Eric war am 1. Januar das erste Baby, das in diesem Jahr im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht das Licht der Welt erblickte. Bis zum 6. Dezember sind weitere 667 Kinder hinzugekommen. Die Geburtsstation genießt in der Region einen hervorragenden Ruf, ist mehrfach als „babyfreundliches Krankenhaus“ ausgezeichnet worden. Selbst werdende Mütter aus Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern kommen zur Geburt ihres Kindes nach Geesthacht.

Für das Haus Am Runden Berge ist es allerdings ein finanzielles Verlustgeschäft. „Pro Geburt zahlen wir etwa 1000 Euro drauf“, sagt Krankenhaus-Leiter Frank Germeroth, der im Juni den langjährigen Geschäftsführer Carsten Schwaab abgelöst hatte. Kostendeckend könne keine Geburtsstation betrieben werden. Deshalb sinkt deren Zahl beständig: 16 sind es noch in Schleswig-Holstein, Ende der 1980er-Jahre waren es mal 40.

Lauterbachs Reformpläne sorgen für Verunsicherung

Es ist nur ein Aspekt, der zeigt, dass Reformen bei der Finanzierung der Krankenhäuser dringend erforderlich sind. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat am Nikolaustag seine Pläne vorgestellt. Künftig sollen medizinische Gesichtspunkte wieder in den Vordergrund rücken und das seit 2004 geltende Fallpauschalen-System ersetzen.

Hebamme Edyta Raasch im Mai 2021 mit den Neugeborenen Darius und Jasmin. Die Geesthachter Geburtsklinik hat auch überregional einen ausgezeichneten Ruf.
Hebamme Edyta Raasch im Mai 2021 mit den Neugeborenen Darius und Jasmin. Die Geesthachter Geburtsklinik hat auch überregional einen ausgezeichneten Ruf. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Frank Germeroth überzeugen die Ankündigungen nicht. „Es war wenig Konkretes dabei und hat eher für noch mehr Verunsicherung gesorgt“, so der 61-Jährige. Verkürzt dargestellt soll die Vergütung je nachdem erfolgen, ob ein Krankenhaus künftig der lokalen, regionalen oder überregionalen Versorgung zugeteilt wird. „Aber was heißt das jetzt für uns?“, fragt der Geesthachter Klinikleiter. „Bei der Geburtshilfe sehe ich uns zumindest als regionalen Versorger. Kommt jetzt eine Analyse nach Postleitzahlen, wo unsere Patienten herkommen?“

Siebenstelliges Defizit im Geesthachter Krankenhaus

Germeroth muss sein Haus, das 2022 mit einem voraussichtlichen Gesamtdefizit im niedrigen einstelligen Millionenbereich abschließen wird, fit für die Zukunft machen. Zum Vergleich: Mit dieser Summe steht Geesthacht vergleichsweise gut da. Das Universitätsklinikum in Kiel und Lübeck prognostiziert für dieses Jahr ein Minus von 122 Millionen Euro.

In Geesthacht sei eine Spezialisierung auf bestimmte Fachbereiche denkbar, etwa die Schaffung eines Adipositas-Zentrums (Fettleibigkeit). Das genaue Konzept soll bei einer Klausurtagung mit Vertretern der Johanniter-Konzernspitze im Januar erarbeitet werden. Bei der Neuausrichtung soll die neue Ärztliche Direktorin Ulrike Hammad-Greiff mitgestalten. Sie war im Oktober auf Timo Rath gefolgt. Bei der Frage, wie die Ausrichtung aussehen soll, können noch keine Pläne erarbeitet werden, denn so Germeroth: „Auch hier gilt: Passt das, was wir als gut erachten, zur generellen Planung für das Gesundheitswesen?“

Klar ist: Ohne finanzielle Unterstützung von Bund und Land wird es nicht gehen. Germeroth hofft auf einen Inflationsausgleich und Zuschüsse für gestiegene Energie- und Lohnkosten. „Mit einem noch so guten Management kann man nicht dagegenhalten“, sagt er. Das habe er am Donnerstag, 2. Dezember, deutlich gemacht, als er zum Thema Geburtskliniken Gast im Sozialausschuss des Landtags in Kiel war. Er benötige eine finanzielle Subventionierung pro Geburt. „Und die brauche ich sofort ab Januar. Aber ich glaube, die Botschaft ist angekommen“, sagt Germeroth.

Geriatrie aus Edmundsthal zieht ins Haupthaus

Gleichwohl hatte er eine weitere wichtige Botschaft zu verkünden: „Die Geburtshilfe in Geesthacht wird fortgeführt. Hier ist ein hohes Qualitätsniveau. Und auch wenn keine Soforthilfe kommt, machen wir trotzdem weiter. Das ist mit der Johanniter-Konzernspitze abgeklärt.“

Bei diesem Austausch hätten die Johanniter zudem betont, am gesamten Krankenhaus mit den rund 680 Beschäftigten festhalten zu wollen. „Eine wichtige Perspektive für unsere Mitarbeiter“, ergänzt die Ärztliche Direktorin Ulrike Hammad-Greiff. Sie ist derzeit in einer Doppelfunktion auch zuständig für die Johanniter-Geriatrie Klinik in Edmundsthal.

Wie unsere Redaktion exklusiv berichtet hatte, sollen beide Häuser Am Runden Berge zusammengelegt werden. Obwohl dort derzeit Station 2 mit 32 Betten aus Personalmangel nicht betrieben werden kann, passen nicht alle der derzeit 72 Geriatriebetten ins Haupthaus. Das soll daher erweitert werden. Wahrscheinlich mittels einer zusätzlichen Etage auf der Psychiatrie, an der ebenfalls festgehalten werden soll. Für den Bau ist ein Zeitraum von bis zu fünf Jahren veranschlagt. Germeroth verwies darauf, dass er mündliche Zusagen vom Land habe, dass es Fördergeld für die Baumaßnahme gebe.