Lauenburg. Das Gremium ist noch nicht mal gewählt, da ist schon klar: Den Firmenchefs in Lauenburg brennt einiges auf den Nägeln.

Was vor zwei Jahren undenkbar war, ist jetzt politischer Konsens: In Lauenburg wird in Kürze ein Wirtschaftsbeirat die Arbeit aufnehmen. Am Dienstag, 25. Juni, wählt die Stadtvertretung das siebenköpfige Gremium. Seit 2017 hatte es immer wieder Vorstöße der Wirtschaftlichen Vereinigung (WVL) gegeben, in Lauenburg einen solchen Beirat ins Leben zu rufen, war aber immer wieder am Widerstand der politischen Mehrheit gescheitert.

Doch nach der Bürgermeisterwahl im November 2022 und der Kommunalwahl im Mai 2023 hatte sich das Blatt gewendet. Im Dezember vergangenen Jahres beschlossen die Stadtvertreter einstimmig die Satzung für den Wirtschaftsbeirat, der jeweils für fünf Jahre gewählt wird. Wie der Kinder- und Jugendbeirat sowie der Seniorenbeirat können auch Vertreter des Wirtschaftsbeirates in den Sitzungen der politischen Gremien Anträge stellen oder das Wort ergreifen. Schon jetzt ist offensichtlich: Die Unternehmer werden Klartext reden.

Neuer Wirtschaftsbeirat Lauenburg: Mehr Bewerber als Sitze im Gremium

Das Interesse der Lauenburger Unternehmer an einer Mitarbeit im Wirtschaftsbeirat ist groß. Schon jetzt ist klar, nicht alle Bewerber werden einen Sitz in dem Gremium erhalten. Auch wenn die WVL in den vergangenen Jahren die treibende Kraft für die Bildung eines Wirtschaftsbeirates war, wollte sich die Interessenvertretung dabei aber nicht in den Vordergrund drängen. WVL-Chef Karsten Legeler und seinem Mitstreiter Dirk Eisermann kam es vor allem darauf an, Unternehmer aus dem Lauenburger Industriegebiet für den Wirtschaftsbeirat zu gewinnen.

„Die dort ansässigen Betriebe sind das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt, auch was die Gewerbesteuer betrifft“, sagt Legeler. „Die Stadt tut gut daran, auf die Expertise dieser Unternehmen zu hören und einen Blick auf deren Sorgen zu haben, insbesondere was die Infrastruktur im Industriegebiet betrifft“, meint auch Eisermann.

Wirtschaft Lauenburg: Im Industriegebiet sind die Probleme offensichtlich

Ihr Appell fiel auf fruchtbaren Boden. Monika Horstmann hat sich um einen Sitz im Wirtschaftsbeirat beworben. Sie führt mit ihren beiden Söhnen das Lauenburger Traditionsunternehmen Tischlerei Horstmann an der Söllerstraße. „Ich habe mich beworben, weil das Industriegebiet eine Stimme braucht. Ich erhoffe mir künftig eine bessere Kommunikation mit Politik und Verwaltung“, sagt die Unternehmerin.

In dieser Beziehung gibt es aus ihrer Sicht einiges zu tun. Insbesondere der Zustand der Straßen war in den vergangenen Jahren immer wieder in die Kritik geraten. Hier sind noch immer die Spuren des Hochwassers im Juni 2013 sichtbar. Schwere Einsatzfahrzeuge hatten damals der maroden Straße den Rest gegeben. Ein weiteres Problem: Obwohl im Industriegebiet neben den drei Großbetrieben Worlée, Mewa und Smurfit Kappa auch zahlreiche kleine Firmen ansässig sind, gibt es keine Busverbindung dorthin. Auch über die andauernde halbseitige Sperrung der Hafenstraße infolge des Hangrutsches müsse geredet werden, meint Monika Horstmann.

Die Straßen im Industriegebiet wurden bei dem Hochwasser 2013 unterspült und von den schweren Einsatzfahrzeugen geschädigt.
Die Straßen im Industriegebiet wurden bei dem Hochwasser 2013 unterspült und von den schweren Einsatzfahrzeugen geschädigt. © Elke Richel | Elke Richel

Neuer Wirtschaftsbeirat Lauenburg: Kandidaten kommen aus fast allen Wirtschaftszweigen

WVL-Chef Karsten Legeler hat darauf verzichtet, sich selbst um einen Sitz im Wirtschaftsbeirat zu bewerben. Berufsfotograf Dirk Eisermann dagegen hat seinen Hut in den Ring geworfen. „Ich möchte mich im Team speziell um die Interessen von Einzelunternehmern und Selbstständigen kümmern“, sagt er. Seiner Meinung nach sollte sich der Wirtschaftsbeirat aus Vertretern der Gastronomie, des Handels und Handwerks, der Industrie und des Dienstleistungsgewerbes zusammensetzen.

In diesem Sinne sind die Kandidaten für den ersten Wirtschaftsbeirat der Stadt tatsächlich breit aufgestellt. Um einen Sitz bewerben sich außer Monika Horstmann und Dirk Eisermann noch Guido Landsmann (Versicherungsmakler), Phillip Staneck (Betreiber Pflegeheim Askanierhaus), Kai Klimenko (Geschäftsführer Hitzer-Werft), Jens Born (Bauunternehmen Born-Gruppe), Fabian Hoffmann (Geschäftsführer Hoffmann Heizungstechnik), Heike Maurer (Immobilienmaklerin) und Andreas Bruns (Geschäftsführer Bruns Werbung).

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Neuer Wirtschaftsbeirat Lauenburg: Politiker wählen öffentlich

Der Wirtschaftsbeirat wird von der Stadtvertretung direkt gewählt. Die Mitglieder des Beirates dürfen selbst kein politisches Amt haben. Von den neun Kandidaten werden sieben dem neuen Gremium angehören. Jedes gewählte Mitglied der Stadtvertretung hat sieben Stimmen. Die beiden Bewerber mit den wenigsten Stimmen haben den Sprung in den ersten Lauenburger Wirtschaftsbeirat nicht geschafft. Sie sind in der Wahlperiode bis 2029 Nachrückerkandidaten.

Die Sitzung der Stadtvertretung am Dienstag, 25. Juni, beginnt um 19 Uhr im Forum der Albinus-Gemeinschaftsschule. Die Tagesordnung der Sitzung und die entsprechenden Beschlussvorlagen für den öffentlichen Teil der Sitzung können auf der Seite www.lauenburg.de eingesehen werden.