Lauenburg. Nach Sperrung der Elbbrücke und Hafenstraße verzeichnen Gastronomen Umsatzeinbußen. Die wirtschaftliche Vereinigung ist verärgert.
„Touristen meiden Lauenburg komplett, wenn sie von so einer Sperrung erfahren“, sagt Birgit Schmidt (59). Zusammen mit ihrem Mann Henrik Schmidt (53) betreibt sie das Café von Herzen in der Lauenburger Altstadt. „Wir haben zurzeit einen Umsatzverlust von 30 Prozent“, sagt sie. Ursache sei die anhaltende Sperrung der Elbbrücke Lauenburg. Von Niedersachsen aus kämen seit dem Erdrutsch oberhalb der Hafenstraße deutlich weniger Touristen nach Lauenburg. Der zweite Vorsitzende der wirtschaftlichen Vereinigung Lauenburg sieht eine Bedrohung für die Wirtschaft.
Die Situation am Butterberg stuft der Lauenburger Bürgermeister Thorben Brackmann weiterhin als lebensgefährlich ein. Am Mittwoch, 14. Februar, begann die Erde oberhalb der Bundesstraße 209 das erste Mal zu rutschen. Seitdem sind Arbeiten zur Absicherung des Elbhanges in vollem Gange: Auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern wurden Bäume gerodet, und Big Bags aus Kunststoffgewebe sichern vorübergehend den Hang. Langfristige Stabilisierungsmaßnahmen müssen noch detaillierter diskutiert werden. Die Bundesstraße ist seit dem Unglückstag gesperrt, und die Elbbrücke kann nur noch von Lauenburg aus befahren werden. Die Straßensperrung erfüllt die Lauenburger Gastronomen mit großer Sorge. Viele von ihnen müssen Verluste verzeichnen.
Erdrutsch B209: „Der Wirtschaftsstandort Lauenburg ist in Gefahr“
„Der Wirtschaftsstandort Lauenburg ist in Gefahr“, sagt der 56-jährige Karsten Legeler. Er ist zweiter Vorsitzender der wirtschaftlichen Vereinigung aus über 100 Mitgliedsbetrieben in Lauenburg. Er betreibt selbst ein Polstergeschäft in Lauenburg, wohnt aber in Lüneburg. So wie viele andere muss er deshalb zurzeit den Umweg über Geesthacht fahren. „Wir sind hier im Dreiländereck. Das ist eigentlich der Nabel der Welt. Jetzt kommt aber kein Mensch mehr hierher“, sagt der Vize-Vorsitzende der Vereinigung. Nach der Sperrung der Hafenstraße habe er sich die Sorgen vieler Unternehmer angehört, die alle ähnliche Probleme schilderten.
„Wir wollten mal ein Jahr, in dem alles glattläuft“, sagt Birgit Schmidt. „Erst Corona, dann der Krieg in der Ukraine und die Inflation, die Brückensperrung von vergangenem Jahr, das Hochwasser – und jetzt der Hangrutsch.“ Viele Ereignisse der letzten Jahre haben die Inhaberin des Cafés beschäftigt und sich direkt auf ihre Einnahmen ausgewirkt. Birgit Schmidt ist genervt von der aktuellen Situation. Gerade in der Nebensaison zähle jeder einzelne Gast. Aber seit dem Ereignis am Butterberg sind es fast ein Drittel weniger Kunden, die ihren Laden besuchen. Hauptsächlich Tagestouristen aus Niedersachsen fehlten. Die Sperrung und das Verkehrschaos schreckten die Touristen ab. „Für den Hangrutsch kann ja niemand was“, sagt die Betreiberin des Cafés. Sie stört sich aber an einem anderen Umstand.
Erdrutsch B209: Unternehmer fordern eine langfristige Entlastung Lauenburgs
„Lauenburg ist einfach ein Nadelöhr“, sagt Birgit Schmidt. „Sobald nur irgendwas passiert, sind wir in Lauenburg abgeschnitten.“ Seit 2018 ist die Planung einer weiteren Elbquerung im Gespräch. Die könnte den Verkehr entzerren und Lauenburg weniger von ähnlichen Verkehrsstörungen wie dem Hangrutsch abhängig machen. Dass bis jetzt aber noch nicht mal ein genauer Standort für das Bauprojekt festgelegt wurde, stößt bei Birgit Schmidt auf Unverständnis. „Jetzt merkt man ja, dass da unheimlich viel Verkehr ‘rübergeht. Da muss eine Entlastung her“, sagt sie.
Auch Karsten Legeler kennt das Problem. Seiner Meinung ist es kein neues. „Jahre nach der Grenzöffnung hat man nicht einmal über eine alternative Elbquerung nachgedacht. Das fällt uns jetzt auf die Füße“, sagt er. Ihn ärgert, dass es jetzt so weit kommen musste. Die Arbeiten am Elbhang und an der maroden Elbbrücke kosteten jetzt viel Geld. Und die Wirtschaft leide. Er ist mit seinem Polstergeschäft in Lauenburg auch persönlich von den vielen Krisen betroffen. „Ich weiß gar nicht, wie ich die Umsatzeinbußen noch aufholen soll“, sagt Legeler.
Erdrutsch B209: Lieferservice ist besonders betroffen
Ähnliche Gedanken hat auch ein Mitarbeiter von Mr. Burger. Daniel Rott (30) übernimmt mehrere Aufgaben in dem Restaurant mit Lieferservice. Meist ist er im Service tätig, nimmt Bestellungen entgegen und serviert das Essen. Manchmal fährt er aber auch mit einem der Firmen-Minis umher und liefert bestellte Gerichte an Kunden aus. Er hat einen guten Überblick über den gesamten Betrieb. Deshalb bekommt Daniel Rott auch jetzt mit, wie sich die Sperrungen vor allem auf den Lieferservice auswirken. Das eigentliche Hauptgeschäft des Unternehmens.
„Das schränkt halt ungemein ein“, sagt er. Zum Liefergebiet gehören auch Gebiete südlich der Elbe in Niedersachsen. Die Lieferanten müssten auf ihrem Rückweg von der anderen Elbseite jetzt immer über Geesthacht fahren. Zu den Stoßzeiten fehle dann immer mal wieder Personal, und die Kunden müssten länger warten. „Wo bleibt denn unser Essen?“, hört Daniel Rott in den letzten Tagen vermehrt von Kunden. Zusätzlich seien die Bestellungen von der anderen Seite der Elbe zurückgegangen. „Die Leute wissen eben, dass es dauern könnte“, sagt der Angestellte.
Im Gegensatz zu anderen Geschäftsinhabern in Lauenburg ist der 51-jährige Thomas Timm noch nicht sehr beunruhigt. Seit Anfang des Jahres ist er offiziell der neue Betreiber des Hotel Bellevue, das er von seiner Mutter übernommen hat. Die Übernachtungsgäste des Dreisternehotels nähmen den Umweg über Geesthacht in Kauf. Allerdings startet jetzt zum 1. März auch die Saison für das Restaurant im Hotel. Täglich soll von morgens bis abends geöffnet sein. Thomas Timm ist dann auch auf Tagesgäste angewiesen. Noch ist er aber optimistisch und glaubt an eine schnelle Freigabe der Straßen. „Bei einer längeren Sperrung müssen wir uns natürlich Gedanken machen, gerade was den Restaurantbereich angeht“, sagt der Betreiber.
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Wie lange es dauern wird, bis der Elbhang langfristig gesichert ist und die Hafenstraße und Elbbrücke wieder normal befahren werden können, kann im Moment noch niemand genau einschätzen. „Bis eine nachhaltige und dauerhaft wirksame Hangsicherung aufgebracht werden kann, werden noch mehrere Monate vergehen“, sagt Bürgermeister Thorben Brackmann. Mit der einseitigen Freigabe der Hafenstraße ist frühestens im Laufe der nächsten Woche zu rechnen. Doch schon jetzt ist die Wirtschaft in Lauenburg stark von den Einschränkungen betroffen. „Ich kenne viele Firmen, die ihren Standort überdenken“, sagt Karsten Legeler von der wirtschaftlichen Vereinigung Lauenburg.