Lauenburg. 2013 wurden die Straßen im Industriegebiet Lauenburg beim Hochwasser beschädigt. Warum die Sanierung noch nicht abgeschlossen ist.

Wer im Lauenburger Industriegebiet Söllerwiesen arbeitet, überlegt sich vielleicht, ob er vor Dienstbeginn gut frühstückt. Auf jeden Fall wird man auf dem Weg dorthin ordentlich durchgerüttelt, zumindest wenn man die Industriestraße befahren muss.

Die größten Straßenschäden entstanden dort beim Elbehochwasser im Jahr 2013. Qualmwasser drückte das Pflaster hoch, schwere Einsatzfahrzeuge verursachten Schlaglöcher und Dellen. Das ist inzwischen neun Jahre her. Am Geld liegt es in diesem Fall nicht, dass die Buckelpiste noch nicht beseitigt ist: Die mit 6,7 Millionen Euro kalkulierte Maßnahme wird komplett aus der Wiederaufbauhilfe des Landes finanziert. Doch die Reparatur der Straße erweist sich als komplizierter, als es auf den ersten Blick scheinen mag.

Industriegebiet Lauenburg: Bodenverhältnisse bereiten den Planern Kopfschmerzen

Mittlerweile wurden einige Straßen im Industriegebiet saniert. Um die Buckelpisten zu beseitigen, genügt es nicht, den Straßenbelag zu erneuern. Ziel ist es, dass bei einem erneuten Hochwasser keine Verformungen mehr passieren können. Darum wird überall eine Dränbetontragschicht eingebaut, darüber kommen Verbundpflastersteine.

In erhärtetem Dränbeton befinden sich größere, untereinander verbundene Hohlräume, die im Straßenbau auch zur Abführung von Niederschlagswasser genutzt werden. Saniert werden auf diese Art und Weise die Industriestraße, Worléestraße, Söllerstraße, Auwiesen und Hermann-Gebauer-Straße. Ein Teil davon ist bereits erledigt.

Unternehmensmitarbeiter mittlerweile verärgert

Bei der Stadt ging man ursprünglich davon aus, dass die Arbeiten im Industriegebiet bis Ende 2020 abgeschlossen sein würden, dann war von Herbst 2021 die Rede. Doch auch daraus wurde nichts, und so wie es aussieht werden Autofahrer und Zulieferer noch eine ganze Weile Geduld haben müssen.

„Ich verstehe nicht, was daran so lange dauert. Man kann den Eindruck gewinnen, dass es überhaupt nicht voran geht“, ärgert sich ein Mitarbeiter der Firma Smurfit Kappa. Besonders die Fahrer schwerer Lkw hätten Probleme, im Industriegebiet ans Ziel zu kommen.

Sanierung auch ein logistisches Problem

Dass sich die Arbeiten so lange hinziehen, liegt nach Angaben der Stadt an den besonderen Umständen dieser Baumaßnahme. „Wir befinden uns im Urstromtal der Elbe und entsprechend kompliziert sind hier die Bodenverhältnisse“, erklärt Benjamin Plate aus dem Lauenburger Bauamt.

Dazu käme ein logistisches Problem. „Alle Firmen im Industriegebiet müssen jederzeit für Mitarbeiter und Lieferanten erreichbar sein“, sagt Plate. Bisher sei dies auch gelungen, doch diese Herausforderung stelle sich bei jedem Bauabschnitt neu.

Spezialbaufirma warf das Handtuch und löste Baustopp aus

Schon in der Ausschreibung der Leistungen habe die Stadt auf die besonderen Bodenverhältnisse dieser Baumaßnahme hingewiesen, so Plate. Eine Spezialbaufirma bewarb sich für die unterirdischen Arbeiten und erhielt den Zuschlag. Den Auftrag für die Straßenbauarbeiten erhielt eine andere Firma.

Doch die Spezialbaufirma hatte die Bedingungen wohl unterschätzt, war schließlich abgesprungen und löste damit einen sechsmonatigen Baustopp aus. „Damit war auch die Straßenbaufirma erstmal ausgebremst, und nach außen hin sah es so aus, als würde hier nichts mehr passieren“, sagt Plate. Die Kommunikation zwischen Stadt und Spezialfirma sei dann nur noch über Rechtsanwälte gelaufen. Immerhin habe man sich jetzt geeinigt. Die Firma habe mittlerweile die erforderlichen Arbeiten erledigt.

Investitionsvolumen voraussichtlich nicht zu halten

Mit den Straßenbauarbeiten ist die Firma Tuk aus Schwerin betraut. Diese Spezialisten sind bei der Stange geblieben. In Kürze werde man deshalb im Industriegebiet auch wieder Aktivitäten beobachten können. Ob das ursprünglich kalkulierte Investitionsvolumen von 6,7 Millionen Euro zu halten sei, scheint fraglich. Die Firma Tuk hat sich in den neuen Vertrag – wie derzeit üblich – eine Baukostensteigerungsklausel schreiben lassen.

Dass die Fördermittelgeber in Kiel langsam ungeduldig werden könnten, befürchtet Benjamin Plate nicht. „Wir können die Zeitverzögerung gut begründen. das wird im Allgemeinen akzeptiert“, sagt er. Er rechne damit, dass die Straßensanierung im Lauenburger Industriegebiet Mitte nächsten Jahres abgeschlossen ist.

Lauenburg erhält insgesamt 22,3 Millionen Wiederaufbauhilfe

Diese Baumaßnahme ist nicht die letzte aus dem Paket der Projekte, die aus Mitteln der Wiederaufbauhilfe finanziert werden sollen. Auch der Lösch- und Ladeplatz wurde beim Hochwasser 2013 stark in Mitleidenschaft gezogen. Mittlerweile kann man dort kaum noch gefahrlos laufen. 700.000 Euro soll die Sanierung kosten.

Eigentlich war geplant, mit den Arbeiten, die abschnittsweise erfolgen sollen, schon 2018 zu beginnen. Doch die Umgestaltung soll planerisch in den Hochwasserschutz integriert werden. Eine weitere Maßnahme aus der Wiederaufbauhilfe steht noch aus: Die Erneuerung für die Ver- und Entsorgung der Lauenburger Altstadt. Insgesamt wird Lauenburg gut 22,3 Millionen Euro erhalten haben, wenn alle Maßnahmen irgendwann einmal abgeschlossen sind.