Lauenburg. Die Politik will einen Blick auf die Auslastung der verschiedenen Angebote werfen. Fährt der Bus sonntags mehr, als notwendig ist?
Die Diskussionen waren angeregt. Nicht alle Teilnehmer und Betroffene der Beratungen im Lauenburger Ausschuss für Umwelt, Energiewende und Digitalisierung sind mit den Ergebnissen zufrieden Andererseits kommt Bewegung in wichtige Fragen: Zum Busverkehr will sich der Fachausschuss aktuelle Zahlen vorlegen lassen, um beurteilen zu können, wo möglicherweise ergänzt oder umgesteuert werden soll. Das Gremium hat über eine Verwaltungsvorlage entschieden, die vorgeschlagen hat, die Kostenerstattung gegenüber dem Kreis Herzogtum Lauenburg neu zu verhandeln. Und zwar rückwirkend von 2016 an.
Erst dieses Jahr erhobene Nachforderungen des Kreises für einen Zeitraum zwischen 2013 und 2015 hatten in Städten wie Lauenburg und Geesthacht für Missmut gesorgt. Weil sich inzwischen Regeln für Aufgabenverteilung und Finanzierung des Busverkehrs geändert haben beziehungsweise noch ändern, hat Lauenburgs Fachausschuss der Verwaltung grünes Licht signalisiert, mit Ratzeburg in Verhandlungen über einen neuen Vertrag einzutreten.
Busverkehr: Neuer Vertrag und Industriegebiet anbinden?
Gut möglich, dass sich in der Schifferstadt auch neue Gesichtspunkte für den Verkehr der Stadtbuslinien ergeben. Der Wunsch, Lauenburgs Industriegebiet an das Stadtbusnetz anzubinden, ist bislang unerfüllt geblieben. Nicht nur für in Lauenburg lebende Menschen, sondern auch für manche Pendler, die mit Überlandbussen oder der Bahn Lauenburg erreichen, ist eine solche Verbindung ein verlockender Gedanke.
Bauamtsleiter Christian Asboe weiß natürlich um die Forderungen, er möchte sie gern in der kommenden Woche zur Sprache bringen. „Wir planen einen runden Tisch mit Unternehmen im Industriegebiet, dabei soll es unter anderem um die kommunale Wärmeplanung gehen.“ Warum in dem Zusammenhang zum Thema Klimaschutz mit den Teilnehmern nicht auch über eine Busanbindung reden, die helfen könnte, einiges an Pkw-Fahrten zu vermeiden.
Grüne wollen Sonntagsbussen eine Chance geben
Doch die stets klammen Stadtkassen Lauenburgs setzen kostspieligen Wünschen enge Grenzen. Einsparpotenzial sieht manch Bürger und Politiker in den erst kürzlich geschaffenen Verbesserungen für den Stadtbusverkehr am Wochenende, besonders sonntags. Tenor: Wäre es nicht sinnvoller, statt sonntags weitgehend leere Stadtbusse auf die Strecke zu schicken, wochentags für eine mit den Unternehmen gut abgestimmte Busanbindung des Industriegebietes zu sorgen?
Baustellen haben den Busverkehr deutlich behindert
„Um über die Auslastung des Busverkehrs fundiert zu beraten, benötigt der Ausschuss zuerst einmal aktuelle Zahlen“, fordert die Ausschussvorsitzende Brika Üffink.
Dem verbesserten Busverkehr sonntags müsse zudem zunächst eine Chance eingeräumt werden, fordert die Grüne. Gerade gestartet habe er unter vielen Baustellen und dem laufenden Ausbau des Glasfasernetzes gelitten, „inklusive gesperrter Haltestellen“.
Mit dem Fahrrad vom Bahnhof zum Arbeitsplatz
So sehr sie für einen Ausbau des Busverkehrs sei, für die Mitarbeiter der Firmen im Industriegebiet sieht Üffink eine andere gute Chance, umweltfreundlich an ihre Arbeitsplätze zu gelangen. Lauenburger und Pendler, die dafür ihren Pkw stehen lassen wollen, könnten dafür auch das Fahrrad nutzen.
„Vom Bahnhof aus ist man durch den Tunnel schnell im Industriegebiet. Die Fahrradboxen am Bahnhof sind derzeit gut genutzt.“ Bleibe zu hoffen, dass dies auch so bleibe, wenn die Elbbrücke nach beendeter Reparatur wieder voll zur Verfügung stehe, wünscht sich Üffink.
Zu viele Fragen zum Klimaschutzkonzept
Wünsche eines jungen CDU-Ausschussmitgliedes werden nicht voll in Erfüllung gehen. Darius Brackmann hatte zur Sitzung einen Vorstoß für ein weitgehendes Monitoring des Lauenburger Klimaschutzkonzeptes unternommen. Neben Fragen zum Energieverbrauch öffentlicher Gebäude oder der Straßenbeleuchtung, wünschte er sich auch Angaben zu den E-Ladesäulen in Lauenburg und der Beförderungsleistung des ÖPNV.
Solche Zahlen ließen sich noch erfragen, gab sich Christian Asboe zugänglich. Andere dagegen unterlägen noch dem Datenschutz. Daran werde sich im einen oder anderen Fall etwas mit den neuen Klimaschutzgesetzen ändern. Manche Fragen dagegen könne tatsächlich niemand beantworten, so Lauenburgs Bauamtsleiter. Dazu zählten etwa der Wärmebedarf von Privatgebäuden, deren exakter Sanierungsstand, ebenso der Strombedarf je Einwohner.
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„Wir liefern die Zahlen, die wir liefern können“
„Dazu müssten wir zunächst einmal wissen, von wem jeder einzelne Haushalt seinen Strom bezieht, es sind ja nicht alle Kunden der Versorgungsbetriebe.“ Dann alle abzufragen, sei das nächste Problem. Was tun, wenn Versorger nicht antworten wollen? Wenig erfolgversprechend ist vor allem auch der Wunsch, von ansässigen Unternehmen zu erfahren, wie hoch ihr „Energiebedarf je Euro Wertschöpfung ist“. Solche Betriebsgeheimnisse werden ja nicht offen gehandelt.
Im Ausschuss herrschte Einigkeit, dass Forderungen nach einem Komplettpaket nicht funktionieren. „Wir werden den Jahresbericht des Klimaschutzmanagers erweitern“, verspricht Asboe. „Und dabei dann die Zahlen liefern, die wir liefern können.“