Lauenburg. Fuhrpark in Lauenburg wird um ein sonderbares Minigefährt ergänzt, das stolze 13.000 Euro kostet. Der Hintergrund ist ernst.
Im dichten Qualm sieht man die Hand vor den Augen nicht. Zum Glück blinkt da ein Blaulicht, und das Martinshorn signalisiert: Die Feuerwehr ist schon vor Ort. Dann ist das Löschfahrzeug auch zu sehen. Unter dramatisch klingender Musik fährt es an den Schaulustigen vorbei. Es ist ein paar Nummern kleiner als die anderen Fahrzeuge der Feuerwehr Lauenburg. Und auch die Besatzung ist ein paar Köpfe kürzer als die erwachsenen Kameraden. Es sind die „Miniretter“.
Die Sechs- bis Zehnjährigen haben die Präsentation ihres neuen Löschfahrzeugs oft geübt. So wie sie inzwischen auch Schläuche verbinden und Verbände anlegen können. Am Ende hat alles perfekt geklappt: Die Nebelmaschine erzeugte den täuschend echt wirkenden Qualm, und das Tor der Fahrzeughalle öffnete sich genau in dem Moment, als die Musik einsetzte. Ein würdiger Auftritt für das neue Fahrzeug im Fuhrpark der Lauenburger Feuerwehr. „RZ MR0616“ steht auf dem Nummernschild, das eine besondere Bedeutung hat: Im Juni 2016 wurde die Kinderabteilung „Miniretter“ der Lauenburger Feuerwehr gegründet.
Feuerwehrauto im Spielzeugformat für 13.000 Euro – darum ist es so wichtig
Ein Spielzeug ist das neue Fahrzeug ganz und gar nicht. Zwar muss es von den Nachwuchsrettern zum „Einsatz“ gezogen werden, aber in der Ausstattung steht es den großen Löschfahrzeugen kaum nach. Im Inneren gibt es – sorgfältig in Kisten verpackt – Schläuche, Verteiler, Strahlrohre, Funkgeräte, Leitkegel, Warnwesten und noch so einiges mehr. Blaulicht und Martinshorn sorgen dafür, dass das Löschfahrzeug im Miniaturformat weder zu übersehen noch zu überhören ist.
Diese Detailtreue des Fahrzeugs hat mit rund 13.000 Euro einen stolzen Preis. Mit 8000 Euro beteiligt sich die Lauenburger Firma Mewa an der Anschaffung. Werkleiter Detlef Glimm und Standortleiter Jörg Naegeli wollten sich die Feuertaufe des kleinen Löschfahrzeuges nicht entgehen lassen. Wie die Kinder ließen sie sich mit großen Augen von dem kleinen Löschfahrzeug begeistern. 3000 Euro steuerte die Kreissparkasse über die Aktion Vereinspreis bei, den Rest legte der Förderverein der Lauenburger Feuerwehr obendrauf. „Ohne unsere Sponsoren könnten wir unsere Nachwuchsarbeit nicht so erfolgreich betreiben“, sagte der Vorsitzende Ernst-Wilhelm Schulze. Auch Stadtpräsidentin Elif Karagöz lobte das Engagement für die Lauenburger Feuerwehr. Das Engagement der Mewa ist übrigens keine Eintagsfliege. Immer zu Jahresbeginn gibt es eine Spende für die ehrenamtlichen Retter.
Feuerwehr Lauenburg: 20 Miniretter, aber die Warteliste ist viel länger
„Ich habe nicht gedacht, dass unser Fahrzeug so cool ist“, staunt Jonah. Der Achtjährige ist seit einem Jahr bei den Minirettern, so wie der ein Jahr jüngere Carl-Oscar. Die beiden Jungs sind sich einig: Später werden sie auf einem der großen Fahrzeuge mitfahren. Feuer löschen und Menschen retten – das haben sie sich fest vorgenommen, so wie die meisten der 20 Miniretter der Lauenburger Feuerwehr. Eigentlich könnten es noch viel mehr sein, denn die Warteliste ist lang.
„Mehr Kinder können wir im Moment nicht aufnehmen. Dazu fehlen uns einfach die Kapazitäten“, bedauert Betreuer Leon Stegen. Der 24-Jährige hat in der Lauenburger Jugendfeuerwehr das Einmaleins für den Dienst in der aktiven Wehr gelernt. „Die Miniretter gab es damals leider noch nicht“, sagt er. Wer als Kind einmal dabei ist, da ist er sich ganz sicher, bleibt bei der Feuerwehr.
Feuerwehr Lauenburg: Nachwuchsförderung der Feuerwehr seit 37 Jahren
Bereits seit 37 Jahren gibt es bei der Lauenburger Wehr eine Nachwuchsgruppe. Die Abteilung wurde am 1. November 1986 von Hans-Georg Heuer, dem Vater des jetzigen Wehrführers Lars Heuer, gegründet. Viele Mitglieder der aktiven Wehr haben bei der Jugendfeuerwehr die Grundlagen für ihre ehrenamtliche Tätigkeit in der Lauenburger Feuerwehr gelernt. Wenn die jungen Leute nach ihrer Schulzeit in der Stadt bleiben, rücken die meisten in die aktive Wehr auf. Natürlich müssen dann auch die Reihen der Jugendfeuerwehr wieder geschlossen werden.
Das war der Grund, dass 2016 die Kinderabteilung aus der Taufe gehoben wurde. Bei den Minirettern kann mitmachen, wer mindestens sechs Jahre alt ist. Mit zehn Jahren kann dann in die Jugendfeuerwehr und mit 18 Jahren in die aktive Wehr gewechselt werden. „Mit dem Werben um Nachwuchs kann man nicht früh genug beginnen“, sagte Feuerwehrchef Lars Heuer bei der Gründung der Kinderabteilung.
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Erwachsene lassen sich schwerer motivieren als Kinder
Aus gutem Grund: Die Mitglieder der aktiven Wehr bei der Stange zu halten und neue zu gewinnen ist schwieriger, als Kinder und Jugendliche zu begeistern. So wächst die Einwohnerzahl in Lauenburg zwar kontinuierlich, aber das schlägt sich nicht in der Mitgliederzahl bei der Feuerwehr nieder. „Ohne dich wird das nichts. Wir brauchen Verstärkung“ steht auf dem Banner in der Einfahrt zum neuen Wohnbaugebiet Birnbaumkamp.
Die aktive Mitgliederwerbung trägt trotzdem langsam Früchte. Zu Beginn des Jahres 2022 hatte die Freiwillige Feuerwehr Lauenburg 80 aktive Mitglieder. Wehrführer Lars Heuer hatte damals ein Ziel herausgegeben: In der Bilanz 2022 sollte die Zahl 90 stehen. Das hat zwar nicht ganz geklappt, aber acht neue Kameraden und Kameradinnen konnten im vergangenen Jahr für den aktiven Dienst gewonnen werden.