Lauenburg. Vier Sterne zierten das Schild am Katastrophenschutzzentrum bereits, jetzt kam ein weiterer hinzu. Startet in zwei Jahren der Umbau?

Alarm in der Lauenburger Hitzler-Werft. In einer Werkstatt ist ein Feuer ausgebrochen. Die Arbeiter bringen sich in Sicherheit und setzen den Notruf ab. Dann stellen sie fest: Ein Kollege fehlt. Wenig später ist die Lauenburger Feuerwehr vor Ort. Jetzt zählt jede Sekunde, denn die Werkstatt steht bereits lichterloh in Flammen. Unter Atemschutz erkunden die Retter die Lage, finden den Vermissten und bringen ihn aus der Gefahrenzone. Dann wollen sie den Löschangriff starten, wie tausendfach geübt. Doch die Pumpe eines Löschfahrzeuges reagiert nicht und dann fällt auch noch der Druck im Hydrantensystem.

Was sich wie ein Horrorszenario anhört, war zum Glück nur eine Übung. Gleich mehrere solcher kniffligen Prüfungen mussten die Retter vor der Bewertungskommission des Landesfeuerwehrverbandes bestehen. Dann stand fest: Die Freiwillige Feuerwehr Lauenburg darf sich ab sofort über den fünften Stern der Leistungsbewertung „Roter Hahn“ freuen. Diese Auszeichnung erhielt bisher keine andere städtische Feuerwehr des Kreises.

Besser als Geesthacht: Fünf Sterne für Lauenburgs Feuerwehr

Auch bei schweren Verkehrsunfällen kommt die Feuerwehr meist zum Einsatz. Bei dem angenommenen Szenario ging es darum, eine in ihrem Fahrzeug eingeklemmte Person zu retten. Hier zeigte sich, dass in Lauenburg auch die Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst reibungslos klappt. Während sich der Notarzt um den Schwerverletzten kümmerte, öffnete die Feuerwehr das Fahrzeug – und zwar so, dass der Verunglückte dabei möglichst geschont wurde. Auch diese Übung meisterten die Retter mit Bravour.

Dann konnte sich die Prüfungskommission davon überzeugen, dass in Lauenburg auch der Nachwuchs bestens vorbereitet ist. Die Mädchen und Jungen der Jugendfeuerwehr bereiteten auf dem Platz vor dem Katastrophenschutzzentrum einen vorschriftsmäßigen Löschangriff vor. Die Mini-Retter zeigten, was sie in Sachen Erste Hilfe schon gelernt haben. Sie legten einem Kind, das vorgeblich mit seinem Fahrrad gestürzt war, einen fachgerechten Verband an.

Löschangriffe gehören zum Einmaleins der Feuerwehr. Auch die Lauenburger Jugendfeuerwehr trainiert regelmäßig den korrekten Ablauf.
Löschangriffe gehören zum Einmaleins der Feuerwehr. Auch die Lauenburger Jugendfeuerwehr trainiert regelmäßig den korrekten Ablauf. © Elke Richel | Elke Richel

Lauenburger Feuerwehr zieht an Geesthachter Rettern vorbei

Nicht zum ersten Mal stellen sich die Lauenburger Retter der Leistungsbewertung „Roter Hahn“. Im Jahre 2018 gab es nach fünfstündiger Prüfung den vierten Stern. Bereits ein Jahr zuvor hatte sich die Geesthachter Wehr dieses Zertifikat gesichert. Mit dem fünften Stern hat jetzt die Lauenburger Feuerwehr die Nase vorn.

Der Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein bietet den Feuerwehren des Landes seit 2003 die Möglichkeit, ihre Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit in der externen Leistungsbewertung „Roter Hahn“ prüfen zu lassen. Diese hat die „Feuerwehrbeile“ abgelöst.

Prüfer bemängeln Zustand des K-Zentrums

Ganz zufrieden war die Prüfungskommission des Landesverbandes in der Schifferstadt dann aber doch nicht. Zwar glänzten die Lauenburger Kameraden durch praktisches und theoretisches Wissen, auch ihre technische Ausrüstung lässt kaum Wünsche offen. Aber es gibt seit Jahren ein Problem: Das Katastrophenschutzzentrum an der Reeperbahn entspricht heute in keiner Weise den Mindestanforderungen. Auf die Kritik der Prüfkommission konnte Bürgermeister Thorben Brackmann mit einer positiven Nachricht antworten: „Die Planungsarbeiten sind in vollem Gange. Wenn alles gut läuft, 2025 könnte der Umbau beginnen“, stellte er in Aussicht.

Auf engstem Raum müssen sich die Lauenburger Retter derzeit umziehen. Mit dem Umbau des Katastrophenschutzzentrums soll sich das ändern.
Auf engstem Raum müssen sich die Lauenburger Retter derzeit umziehen. Mit dem Umbau des Katastrophenschutzzentrums soll sich das ändern. © Bergedorf | Elke Richel

Bei der Einweihung des K-Zentrums im Jahre 1982 war der Umkleideraum für 60 Menschen ausgelegt, heute hat die Lauenburger Feuerwehr über 90 Mitglieder. Auch sogenannte schwarze und weiße Bereiche und damit eine Trennung von sauberen und verdreckten Kleidungsstücken gibt es nicht. Es ist erwiesen, dass Schadstoffe im Brandrauch den bei Rettern gefürchteten Feuerkrebs verursachen können.

Neues Katastrophenschutzzentrum sollte 2025 fertig sein

Schon 2018 beschloss die Politik einen Masterplan, um die Zustände im K-Zentrum bis spätestens 2025 zu ändern. Doch daraus wurde nichts. Der ursprünglich geplante Neubau war bald vom Tisch, und wegen der prekären Haushaltslage der Stadt wurde auch der Umbau immer wieder verschoben. Doch auch wenn inzwischen die ersten Entwürfe des beauftragten Architekturbüros Schnittger aus Kiel vorliegen, ist der Umbau des K-Zentrums noch lange nicht in trockenen Tüchern.

Mittlerweile gehen die Planer davon aus, dass das Projekt acht Millionen Euro kosten wird. Diese Summe muss die Stadt nahezu ohne Förderung selbst aufbringen. Noch hat die Politik dafür kein grünes Licht gegeben. Die nun bescheinigte außergewöhnliche Leistungsfähigkeit der Lauenburger Retter könnte der Sache einen neuen Schub geben. „Wir haben allen Grund, stolz auf unsere Feuerwehr zu sein“, sagt Bürgermeister Thorben Brackmann.

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Neue Herausforderungen für die Lauenburger Retter

Mit Stufe 5 ist die Leistungsbewertung des Landesfeuerwehrverbandes noch nicht abgeschlossen. Es gibt noch eine Sonderstufe – die höchste Form der Anerkennung für die Feuerwehren in Schleswig-Holstein mit noch höheren Anforderungen. Die erneute Leistungsbewertung ist aber frühestens in zwei Jahren möglich. Doch 2025 muss sich die Lauenburger Wehr vermutlich einer ganz anderen Herausforderung stellen: vorausgesetzt, die Politik gibt grünes Licht für das Vorhaben.

Der Umbau des K-Zentrums wird unter laufendem Betrieb und ständiger Einsatzbereitschaft erfolgen. Anders als in Schwarzenbek soll es in Lauenburg für die Zeit der Bauarbeiten keine provisorische Fahrzeughalle geben. Geht der Plan auf, könnte das neue K-Zentrum 2027 eingeweiht werden. Dann dürften auch die Mitglieder der Prüfungskommission nichts mehr zu beanstanden haben.