Lauenburg. Zu eng und für die Gesundheit gefährlich: Das Katastrophenschutzzentrum ist selbst eine Katastrophe. Das soll sich ändern.
Viele Jahre wurden sie vertröstet, jetzt können sich die Mitglieder der Lauenburger Feuerwehr endlich Hoffnung machen, dass sich die Zustände im Katastrophenschutzzentrum in absehbarer Zeit ändern werden. „Die Planung ist so weit vorangetrieben, dass wir 2025 mit dem Bau beginnen könnten, vorausgesetzt die Finanzierung steht“, stellt Bauamtsleiter Christian Asboe in Aussicht.
Das Lauenburger Katastrophenschutzzentrum ist derzeit selbst eine riesengroße Katastrophe und entspricht schon lange nicht mehr den geltenden Vorschriften. Die Unfallkasse kritisiert die dort für die Retter gefährliche Situation schon lange. Nach heutigen Anforderungen ist das K-Zentrum nicht nur zu klein, sondern auch gesundheitsgefährdend.
Feuerwehr Lauenburg: Retter ziehen sich im Freien um
So war der Umkleideraum ursprünglich für 60 Menschen ausgelegt, heute arbeiten hier rund 90. Auch sogenannte schwarze und weiße Bereiche und damit eine Trennung von sauberen und rauchverdreckten Kleidungsstücken gibt es nicht. Es ist erwiesen, dass Schadstoffe im Brandrauch den bei Rettern gefürchteten Feuerkrebs verursachen können.
2018 beschloss die Politik einen Masterplan, um die Zustände im K-Zentrum bis 2025 zu ändern. Ein paar Schwachpunkte hat die Stadt seitdem abgearbeitet. So wurde in der großen Fahrzeughalle die Absauganlage für die Auspuffgase auf Vordermann gebracht. 27.000 Euro flossen in diese Maßnahme. Rund 65.000 Euro investierte die Stadt in die sogenannte Atemschutzwerkstatt. Hier werden die Schutzmasken nebst Zubehör nach dem Einsatz maschinell gesäubert und getrocknet.
Ein bisher ungelöst Problem: die Trennung von schwarzen und weißen Bereichen
Eines der größten Probleme im K-Zentrum ist aber bisher ungelöst: die Trennung von schwarzen und weißen Bereichen. Das führt mitunter zu kuriosen Situationen. Nachdem der Einsatz beendet ist, ziehen sich die Feuerwehrleute manchmal auf offener Straße um. Sie legen die kontaminierte Schutzkleidung ab und steigen in die mitgebrachten Jogginganzüge.
Trotz der prekären Lage der Retter und des beschlossenen Masterplanes wurde der Umbau des K-Zentrums während der Beratungen über den Doppelhaushalt 2021/2022 zurückgestellt. „Die Baumaßnahme Katastrophenschutzzentrum wurde in die mittelfristige Finanzplanung ab 2022 verschoben“, so der Beschluss.
Feuerwehr ist an Planungsrunden beteiligt
Inzwischen ist aber Bewegung in die Sache gekommen. Das beauftragte Architekturbüro Schnittger aus Kiel hat die ersten Entwürfe vorgelegt. „Wir treffen uns einmal wöchentlich zur Planungsbesprechung. Da ist die Feuerwehr auch meist dabei“, so der Bauamtsleiter. Die Retter hatten schon vor drei Jahren ein entsprechendes Anforderungsprofil vorgelegt. Wehrführer Lars Heuer machte in der Vergangenheit immer wieder Druck, den Masterplan durchzusetzen.
Neben den Umkleidebereichen und Sanitärräumen brennt den Rettern das Problem der Fahrzeughalle auf den Nägeln. Die bestehende im K-Zentrum ist viel zu klein für die modernen Feuerwehrautos. Massive Betonstürze an den Decken hängen so tief, dass sie das Öffnen der Türen der Fahrzeuge verhindern. Nach den Vorstellungen der Planer soll der Gebäudeteil, in dem heute das THW untergebracht ist, abgerissen werden. Dort wird die neue Fahrzeughalle gebaut. Auch die Umkleidebereiche werden hier untergebracht. Das THW will in absehbarer Zeit einen Neubau an der Juliusburger Landstraße errichten.
Umbau soll unter laufendem Betrieb erfolgen
In der jetzigen Fahrzeughalle finden dann nur noch die kleineren Autos Platz. Der Bereich darüber wird nach dem jetzigen Planungsstand komplett entkernt. Hier sind großzügige Schulungsräume, Arbeitsbereiche und Aufenthaltsräume geplant. „Wenn wir diese Ideen so umsetzen, haben wir eine moderne Feuerwache nach neustem Standard. Wir haben die Planungen mit der Hanseatischen Feuerunfallkasse abgestimmt“, sagt Asboe. Im nächsten Schritt gehe es an die Feinplanung.
Eine der größten Herausforderungen: Der Umbau des K-Zentrums wird unter laufendem Betrieb erfolgen. Anders als in Schwarzenbek soll es in Lauenburg für die Zeit der Bauarbeiten keine provisorische Fahrzeughalle geben. „Wir wollen und müssen trotzdem sicherstellen, dass die Feuerwehr jederzeit einsatzbereit ist“, sagt Asboe.
Energieversorgung auch bei Blackout gewährleistet
Der Umbau des K-Zentrums ist nicht nur wegen der Enge und der akuten Gesundheitsgefährdung der Retter erforderlich. „Energetisch ist das K-Zentrum eine Vollkatastrophe und kostet der Stadt viel Geld“, weiß der Bauamtsleiter. Nach dem Umbau wird der gesamte Gebäudekomplex energetisch autark sein. Durch das Zusammenspiel von Wärmepumpe, Photovoltaikanlage und Stromspeicher soll die Energieversorgung unabhängig gewährleistet werden.
Neben Klimaschutz und Kostenfrage ist das ein Bestandteil der Notfallplanung der Stadt. Vor der Gefahr eines Blackouts, ob durch Energiekrise oder Sabotage, warnt der Deutsche Städtetag. Stromausfälle über Stunden oder gar mehrere Tage können aber auch durch extreme Wetterlagen oder Bauarbeiten verursacht werden. Der zuständige Fachausschuss hatte sich im März dieses Jahres mit diesem Szenario befasst.
- Solaranlagen auf dem Dach – die unterschätzte Gefahr?
- Wie Lauenburg schon vor 100 Jahren Klimaschutz betrieb
- Wasser von Fluss zu Fluss pumpen – wer macht denn sowas?
Umbau mit acht Millionen Euro kalkuliert
Was heute nicht mehr zeitgemäß ist, war vor mehr als 40 Jahren ein vielbeachtetes Pilotprojekt. Als am 20. Februar 1982 das Lauenburger Katastrophenschutzzentrum eingeweiht wurde, lobte der damalige Ministerpräsident Uwe Barschel es als große Innovation. Es galt als beispielgebend, dass Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz ihre Kräfte unter einem Dach bündelten. An den Kosten von 1,4 Millionen Mark hatten sich der Bund und das Land zusammen mit einer Millionen Mark beteiligt. Der Rest teilten sich der Kreis Herzogtum Lauenburg und die Stadt.
Von einer solch hohen Kostenbeteiligung kann für den Umbau des K-Zentrums keine Rede sein. Mittlerweile gehen die Planer von acht Millionen Euro aus. Den größten Teil der Summe muss die Stadt aus eigenen Mitteln aufbringen. Zwar gibt es ein aktuelles Förderprogramm der Landesregierung für den Aus- und Neubau von Feuerwehrgerätehäusern, aber die maximale Summe, mit der Kommunen planen können, sind jeweils 300.000 Euro. „Wir haben die Mittel natürlich beantragt, aber angesichts der kalkulierten Kosten für unsere Projekt ist das ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Asboe. Vorausgesetzt, die Politik gibt grünes Licht, könnte das neue K-Zentrum 2027 in Betrieb genommen werden.