Landkreis Harburg. Steffen Lücking hat selbst einen Schicksalsschlag erlebt. Warum der Investor jetzt zahlreiche Grundstücke in der Region verkauft.
Es ist eine Spende, die in dieser Größenordnung außergewöhnlich ist: Drei Millionen Euro will Bauunternehmer Steffen Lücking an soziale Einrichtungen verschenken. Die Summe soll an Projekte für von Gewalt betroffene Kinder, an Kinderhospize und -heime sowie Frauenhäuser gehen und im Juli überreicht werden.
Das Geld stammt aus Verkäufen von Grundstücken in Maschen, Fleestedt und Buchholz, auf denen Steffen Lücking insgesamt 370 Wohnungen und zwei Pflegeheime geplant hatte. Konkret handelt es sich um die Fläche an der Schulstraße in Maschen, auf der 51 Wohnungen und fünf Gewerbeeinheiten geplant sind, ums Grundstück am Bürgermeister-Wittwer-Weg in Fleestedt mit einem Seniorenheim und 100 Wohneinheiten, um das Gelände an der Hamburger Straße in Buchholz, auf dem 91 Wohnungen entstehen sollen und um das Wiesenquartier in Buchholz, auf dem ein Pflegeheim mit 100 Plätzen und 80 Wohnungen vorgesehen sind. Die neuen Eigentümer sind eine Berliner Aktiengesellschaft und ein Hamburger Architekt.
Unschöne Auseinandersetzungen sind ein Beweggrund
„Ich hätte die Projekte gern zu Ende gebracht, aber nicht unter diesen Bedingungen“, sagt Steffen Lücking, der mit seinen ambitionierten Plänen in Politik und Verwaltung immer wieder auf Widerstand stößt. Widerstand, den er nicht nachvollziehen kann, und der bisweilen sehr persönlich seien. „Dann fallen Sätze wie diese: ‘Der Lücking hat eh zu viel Kohle, man sollte ihn enteignen.’ Und: ‘Der spendet doch nur, um seinen Namen aufzupolieren’“, erzählt er. Doch es sind nicht nur die unschönen Auseinandersetzungen, die den dreifachen Vater dazu bewogen haben, sich von den Projekten zu trennen. Es sei vor allem ein Herzensthema, das ihn antreibe: der große Wunsch, etwas für Menschen zu tun, die es schwerer haben in der Gesellschaft.
„Ich gebe die Grundstücke ab, weil ich Veränderung will – auch in der Gesellschaft“, sagt Steffen Lücking. „Ich habe den Egoismus der Menschen satt und möchte selbst als gutes Beispiel vorangehen. Man kann nicht nur reden und zusehen, wie die Randgruppen abrutschen. Man muss etwas dagegen tun.“ Die drei Millionen Euro will er an verschiedene Einrichtungen spenden, wie er sagt. Ganz oben auf seiner Liste steht das Kinderheim „Kleine Strolche“ in Asendorf, das sich auf die Betreuung von traumatisierten Müttern mit Kindern spezialisiert hat.
Unternehmer hat zudem eigene Stiftung gegründet
Um sein soziales Engagement dauerhaft auf eine solide Basis zu stellen, hat der gelernte Garten- und Landschaftsbauer zudem seine eigene Stiftung gegründet. Mit den dort verwalteten Geldern möchte er Orte schaffen, an denen kranke, behinderte oder traumatisierte Kinder und ihre Familien Urlaub machen können. Dafür hat er im vergangenen Jahr bereits eine Villa am Timmendorfer Strand gekauft. Auch in der Gemeinde Rosengarten möchte Lücking ein solches Refugium schaffen.
„Ich weiß, dass ich nicht immer einfach im Umgang bin“, sagt er. „Aber mir zu unterstellen, dass es mir nur ums Geld geht, ist unfair und absolut daneben.“ Der Unternehmer weiß aus eigener Betroffenheit, was es heißt, wenn das Leben einen aus der Spur wirft. 2010 erkrankte seine langjährige Lebensgefährtin an einer Lungenembolie. Der damals 33-Jährige musste erleben, wie seine bis dato kerngesunde Frau innerhalb von 30 Stunden ihr Leben verlor. „Ein solches Erlebnis ändert alles“, sagt er. „Da wird man auf das kleinste Ich geschrumpft.“
Projekt auf Gelände der Filmstudios Bendestorf
Das hat ihn geprägt und treibt ihn wieder an, in jedem seiner Projekte auch eine soziale, menschliche Komponente einzubauen. Beispiel dafür sind seine Pläne für ein 4,2 Hektar großes Areal am östlichen Rand von Fleestedt. Dort möchte der Unternehmer nicht nur 186 Wohneinheiten bauen, sondern auch ein Seniorenheim mit sechs Hospizplätzen. Geplant ist zudem der Bau von mehreren Häusern, in denen Wohngemeinschaften für behinderte Jugendliche eingerichtet werden sollen.
Auch Projekte wie die Sandsteinvillen in Hittfeld und die 30 Wohnungen auf dem Gelände der Filmstudios Bendestorf, laufen weiter. Die Einkünfte will der Unternehmer aus Rosengarten an das Filmmuseum spenden sowie in eine Orgel-Museumswerkstatt investieren. Und auch für die Bewohner gibt es etwas on top. Im Zentrum des neuen Quartiers will er eine alte Dampflok platzieren. Diese diente in den 1950er Jahren dazu, das Freibad Bendestorf zu beheizen, in welchem Schauspielerin Hildegard Knef nach den Dreharbeiten in den Filmstudios ihre Feierabendrunde schwamm. Steffen Lücking weiß, dass das nur eine Spielerei ist, die Geld kostet. „Aber sie macht den Menschen Freude“, sagt er. „Und darum geht es.“