Fleestedt. Steffen Lücking will auf Waldgrundstück Seniorenresidenz sowie Eigentumswohnungen errichten. Doch es gibt Bedenken.
Die Pläne für den Bau einer Seniorenwohnanlage in Fleestedt sorgen im Ort für Unruhe. Der Investor, Steffen Lücking aus Rosengarten, hat jüngst im Seevetaler Planungsausschuss einen Entwurf vorgestellt, wie er das rund 10.000 Quadratmeter große Grundstück bebauen will. Demnach plant er eine „Park-Residenz für Senioren im Grünen“ einschließlich eines ambulanten Pflegestützpunkts sowie zwei Mehrfamilienhäuser.
Auf dem zurzeit noch dicht mit Bäumen bewachsenen Areal soll im nördlichen Bereich eine Wohnanlage für Senioren entstehen, die aus acht Gebäuden mit jeweils elf Wohnungen besteht. Im Mittelpunkt des Geländes steht eine Villa aus dem Jahr 1911. Sie soll einen Anbau sowie eine Terrasse erhalten. Auch ein öffentlich zugängliches Café soll dort eingerichtet werden.
Im südlichen Bereich will Lücking zwei Häuser mit insgesamt 32 Eigentumswohnungen bauen. Einen Flyer, in dem er das Vorhaben vorstellt, sowie eine Internetseite hat der Investor bereits erstellt.
Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, muss er allerdings die Politik davon überzeugen, den bestehenden Bebauungsplan entsprechend zu ändern. Die Reaktionen aus den Fraktionen sind jedoch zurückhaltend. Vorsichtige Zustimmung erhält Lücking aus den Reihen der CDU/FDP-Gruppe. „Herr Lücking hat sehr klare Vorstellungen“, sagt der Ausschussvorsitzende Norbert Fraederich (CDU). Allerdings werde in Fleestedt gerade an vielen Ecken gebaut, die Pläne müssten daher genau geprüft werden. „Die Planung im nördlichen Bereich ist durchaus ansprechend“, sagt Fraederich. „Das ist ein gutes Konzept.“
„Wir sind nicht gerade glücklich mit den Plänen“, sagt dagegen Klaus-Dieter Kirchhoff, Ausschussmitglied und SPD-Fraktionschef. „Das wird einfach zu viel in Fleestedt.“ Immerhin entstünden bereits am alten Sportplatz seniorengerechte Wohnungen und auch ein Altenheim werde gebaut. Zudem klängen die Pläne Lückings nach einem Wohnungsangebot im höherpreisigen Segment. Die Sozialdemokraten erwarteten nun, dass der Investor konkrete Pläne vorlegt.
Kritik an der Absicht, für das Bauprojekt zahlreiche Bäume zu fällen, kommt von den Grünen. Im Flyer ist die Rede von „jeder Menge Platz und Luft zwischen den Gebäuden und Bäumen zum Flanieren und Verweilen“. „Wir haben Zweifel, ob das so, wie es hier geplant ist, umsetzbar ist“, sagt Lars Teschke, der für die Grünen im Planungsausschuss sitzt. „Es ist ja ein recht großes Waldstück, das darf man nicht so einfach abholzen. Wir haben ein Interesse daran, dass möglichst viele Bäume erhalten bleiben.“
Teschke sieht zwar einen Bedarf für Wohnungen für ältere Menschen in Fleestedt. Es sei allerdings zu prüfen, wie sich die geplante Seniorenresidenz in den Baumbestand integrieren ließe. Den Bau von Eigentumswohnungen hält er an dieser Stelle für unnötig. Seine Fraktion müsse jedoch noch abschließend über die Pläne Lückings beraten.
Auch Ortsbürgermeisterin Berit Rohte betont, das Thema müsse zunächst einmal in den Fachausschüssen beraten werden. „Es muss auch geprüft werden, inwieweit weitere Seniorenwohnungen in Fleestedt gebraucht werden“, sagt sie und verweist ebenfalls auf den Bau des Seniorenheims sowie der Wohnungen am alten Sportplatz. Die Ortsbürgermeisterin erwartet auch im Ortsrat eine intensive Diskussion über die Pläne des Investors. „Das Thema kocht hoch in Fleestedt.“
Steffen Lücking ist kein Unbekannter im Landkreis Harburg. Systematisch kauft er Grundstücke auf und bebaut sie vor allem mit Wohnungen, die er anschließend verkauft. Dabei setzt er immer wieder darauf, dass die örtlichen Politiker die notwendigen Voraussetzungen für seine Pläne – hat er sie erst einmal vorgestellt – schaffen werden.
In diesem Fall braucht er unter anderem die Genehmigung, mehrgeschossig und in der vorgesehenen Dichte zu bauen. Dass dieser Prozess in den Gremien der Kommunalpolitik seine Zeit braucht, dafür hat er wenig Verständnis. „Ich erwarte noch in diesem Jahr eine Antwort.“ Die Bäume müssten dafür natürlich weg. Sollte er die Zustimmung nicht erhalten, droht Lücking mit dem Einzelverkauf der Teilgrundstücke. Durch den aktuellen Bebauungsplan wäre eine Einzelbebauung mit unterschiedlichen Gebäuden möglich. „Das wäre das Todesurteil für das Grundstück“, sagt der Investor. „Dann wird das ganze Areal plattgemacht und ich behalte nur die Villa.“
Dass Lücking auch bei diesem Projekt Druck macht, kommt in Fleestedt nicht gut an. „Nur weil wir ihm einmal das Okay gegeben haben, bedeutet das nicht, dass wir das jetzt immer machen“, betont Kirchhoff. Vielmehr sehe es derzeit so aus, dass die SPD-Fraktion – sobald eine Entscheidung ansteht – gegen eine Änderung des Bebauungsplans stimmen werde.
„Es muss auch mal Schluss sein mit den Änderungen“, sagt Kirchhoff. Die Pläne für die Bebauung des Grundstücks sind am Dienstag, 6. November, 19 Uhr, Thema im Ortsrat Fleestedt. Der Planungsausschuss tagt wieder am Dienstag, 13. November, 17 Uhr.
120 Wohnungen in Fleestedt
Herzstück des Grundstücks, das Steffen Lücking gehört, ist die Villa des verstorbenen Unternehmers Hermann de Planque im nördlichen Teil des Areals. Das Gebäude von 1911 soll nach den Plänen des Investors einen Anbau erhalten und einen ambulanten Pflegestützpunkt für die Bewohner der Anlage beherbergen.
Das Waldgrundstück ist heute weitgehend bewachsen. Künftig sollen die acht Häuser mit insgesamt 88 Wohnungen in einer Parkanlage stehen, für die einige Bäume erhalten bleiben.
Im südlichen Teil des Geländes plant Lücking den Neubau zweier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 32 Eigentumswohnungen. Dort sollen zudem 17 Autostellplätze geschaffen werden. Den nördlichen und den südlichen Teil soll ein neu zu erschließender Weg voneinander trennen.