Buchholz. Auf 13.000 Quadratmeter großem Grundstück in Buchholz soll gebaut werden. Umweltgruppen beklagen Eingriff in ökologisch wertvolles Gebiet.
Buchholzer Umweltgruppen schlagen Alarm. Sie befürchten, dass ein bedeutendes Stück „grünes“ Buchholz verschwinden wird, wenn in Kürze die Bauarbeiten auf dem Gelände an der Hamburger Straße 27 starten. Auf dem 13.000-Quadratmeter-Grundstück plant der Langenrehmer Bauunternehmer Steffen Lücking zwei Gebäude mit 91 Eigentumswohnungen von 60 bis 150 Quadratmetern. Für den Bau müssen 51 Bäume gefällt werden. Umweltschützer beklagen, dass damit ein ökologisch wertvoller Raum für Vögel und Insekten verschwinden werde.
„Das Grundstück ist ringsum von großen, alten Eichen umgeben. Auf dem vorderen Teil der Fläche zur Hamburger Straße steht eine Jahrzehnte alte Blutbuche und im hinteren Bereich des Grundstücks hat sich ein Waldbereich entwickelt mit viel Unterholz, der Vögeln, Insekten und anderem Getier“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der regionalen Umweltgruppen von BUND, Fridays for Future, Greenpeace, NABU und Parents for Future.
Gemeinsam haben sie einen Brief an Bauunternehmer Lücking geschrieben und ihn aufgefordert, in den Dialog mit den Umweltgruppen zu treten. „Wir sind traurig, dass hier gesunde Bäume der Wohnbebauung weichen müssen“, sagt Elisabeth Bischoff vom BUND. „Andererseits unterstützen wir, dass hier innerhalb der Stadt nachverdichtet wird, um Wohnraum zu schaffen. Schlimmer ist es, wenn außerhalb oder am Rande der Stadt neue Baugebiete geschaffen werden, für die dann bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen verloren gehen.“
Eine der letzten Sauerstoff-Oasen im Innenstadtbereich
Herbert Maliers von Greenpeace Buchholz bezeichnet die Fläche als eine der letzten Sauerstoff-Oasen im Innenstadtbereich. „Gerne würden wir das Wäldchen mit seiner Naturverjüngung im hinteren Bereich des Grundstücks erhalten, das für das Kleinklima in der Stadt von Bedeutung ist. Sollte das nicht möglich sein, hoffen wir zumindest auf eine zukunftsorientierte nachhaltige Bauweise als Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz.“
Bauunternehmer Steffen Lücking versucht die Kritiker zu beruhigen. „Natürlich bauen wir nach den neuesten Standards“, sagt er. „Darüber hinaus haben wir die Pläne so angepasst, dass die zwei Baukörper enger zusammenrücken, so dass weniger Bäume gefällt werden müssen. Damit erreichen wir, dass die alten Eichen am Rand des Geländes stehen bleiben können und auch die alte Blutbuche bleiben kann“, sagt er. Rund 100 Eichen will Lücking erhalten, 30.000 Euro für einen Baumgutachter und die Sicherung der gewaltigen Bäume ausgeben.
Baumerhalt und Solar auf den Dächern funktioniert nicht zusammen
Gern hätte der Investor aus ökologischen Gründen auch Photovoltaikanlagen zur Energiegewinnung auf den Dächern der Gebäude platziert. „Aber die Bäume werfen zu viel Schatten“, sagt er. „Beides – Baumerhalt und Solar auf den Dächern – geht hier eben nicht.“ Auch Holzfassaden sind wegen der Bäume und der damit verbundenen Feuchtigkeit ausgeschlossen. „Sie würden gammeln. Daher bauen wir mit Stein und Klinker“, so Lücking. Außerdem soll unter den Gebäuden eine Tiefgarage entstehen, um eine weitere Versiegelung der Flächen zu vermeiden.
Ursprünglich hatte Lücking vor, statt der zwei Gebäuderiegel auf dem Gelände kleinere, sogenannte Punkthäuser, zu errichten und dadurch das Grundstück aufzulockern. Doch der B-Plan von 1979 sieht zwei Baufenster mit massiver Bebauung vor. Für seine Pläne hätte Lücking also in ein neues B-Plan-Verfahren einsteigen müssen – mit offenem Ausgang. Ob er dann überhaupt zeitnah hätte bauen dürfen, ist fraglich.