Langenrehm. Einfamilienhäuser statt Ferienwohnungen ist Standpunkt der Gemeindeverwaltung. Grundstückseigentümer Lücking lehnt diesen Entwurf ab
Es sollte ein Leuchtturmprojekt für die Gemeinde Rosengarten werden, ein Ort für schwerkranke, behinderte oder traumatisierte Kinder und ihre Familien. Eine Oase, in der die Betroffenen auftanken können und neue Kraft schöpfen. Eingebettet in die hügelige Landschaft der Gemeinde, in unmittelbarer Nähe zur Museumsstellmacherei des Kiekebergmuseum. Seit Jahren arbeitet Bauunternehmer Steffen Lücking an einem Konzept für das Ferienheim in Langenrehm. Doch jetzt droht das Vorhaben zu scheitern. Der Grund: Eigentümer Lücking und die Gemeinde Rosengarten liegen im Streit um ein zweites Grundstück, welches sich unmittelbar gegenüber der vorgesehenen Ferienheimfläche befindet. Auf dem 10.000 Quadratmeter großen Areal möchte Lücking unter dem Arbeitstitel „Wilms Hoff“ weitere 25 Wohnungen bauen, darunter zwölf Ferienwohnungen.
Zu viele Wohnungen für Langenrehm?
„Zu viele für einen kleinen Ort wie Langenrehm“, findet Gemeindebürgermeister Dirk Seidler. Die Verwaltung hat deshalb einen neuen Entwurf für das Grundstück erarbeitet, der wiederum bei Lücking auf Ablehnung stößt. Sollte es hier keine Einigung geben, droht dieser damit, auch die Pläne für das Ferienheim auf Eis zu legen. „Dann passiert hier gar nichts mehr“, sagt Lücking.
Einfamilienhäuser ersetzen die geplanten Ferienwohnungen
Der Entwurf der Gemeinde unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von Lückings Plänen. Statt der 24 Wohnungen verteilt auf sechs Gebäude sehen die neuen Planungen pro 600 Quadratmetern Fläche nur eine Wohneinheit vor. Damit könnten auf dem ein Hektar großen Areal insgesamt nur elf Wohneinheiten realisiert werden. Außerdem sollen statt der geplanten Mehrfamilienhäuser ausschließlich Einzel- und Doppelhäuser gebaut werden dürfen.
Für Steffen Lücking ein Vorschlag, den er so nicht mittragen will. „Die Gemeinde wischt mit ihrem Entwurf alle bisherigen Planungen vom Tisch“, sagt er. Und: „Das Ganze macht so überhaupt keinen Sinn.“ Was Lücking damit meint ist, dass mit seinen Planungen auch die Planungen für den Bau einer Kreisstraße durch den Ort eng verknüpft sind. Und mit diesem Bau wiederum die Entwässerung von Schmutz- und Oberflächenwasser im ganzen Dorf. Eine Problematik, die alle Dorfbewohner gleichermaßen betrifft. Denn einen zentralen Schmutzwasserkanal gibt es nicht. Dieser aber sollte im Zuge der neuen Dorfstraße entstehen. Und für deren Bau wiederum hatte Steffen Lücking eigene Flächen zugesagt. Dieses Angebot könnte er nun kassieren, sollte es zu keiner Einigung mit der Gemeinde kommen.
Gemeinde Rosengarten will nur moderates Wachstum
Bürgermeister Dirk Seidler will sich mit solchen Argumenten nicht unter Druck setzen lassen. Es gebe auch andere Möglichkeiten, die Entwässerungsproblematik zu klären. „Da sind wir mit Kreis und Grundstückseigentümern im Gespräch“, so Seidler, der sich für Langenrehm ein moderates Wachstum wünscht, dass zu dem 75-Seelen-Ort und zu dem Zukunftskonzept der Gemeinde „Rosengarten 2030“ passt. Darin ist für die Gemeinde ein Wachstum von zwei Prozent bis 2030 vorgesehen. „Wenn wir mit einem Schlag die Einwohnerzahl des Dorfes verdoppeln, ist das nicht zuträglich für den Ort“, sagt Seidler. „Dann passt auch die Infrastruktur nicht mehr.“ Darüber hinaus müsse man auch die Wünsche der Anwohner berücksichtigen, so Seidler. „Warum soll die Gemeinde etwas umsetzen, was der Ortsrat gar nicht will.“
Ortsrat schwenkt langsam um
Dieser hatte den Vorhaben von Steffen Lücking lange Zeit skeptisch gegenüber gestanden. Erst als sich die Lösung für die Entwässerungsproblematik im Zuge der neuen Kreisstraße abzeichneten, gewann Lücking Unterstützer. Einer von ihnen ist Henning Wessel, stellvertretender Ortsbürgermeister in Langenrehm und Mitglied der CDU. Wessel plädiert dafür, dass sich alle Beteiligten zusammensetzen, um eine Lösung zu finden. „Wir müssen hier vernünftig planen. Denn es betrifft uns alle.“ Auch Steffen Lücking will nun das Gespräch suchen. „Ich hoffe, dass der Beschlussvorschlag noch nicht verabschiedet wird“, sagt er. „Bevor hier eine Entscheidung getroffen wird, sollte eine ‘Arbeitsgruppe Alt-Langrehm’ gebildet werden.“ In dieser könnten Vertreter aus Politik, Verwaltung und dem Kiekebergmuseum sowie Bewohner und Eigentümer aus dem Ort gemeinsam erarbeiten, was für Langenrehm das Beste sei.