Ein zehn Jahre altes Mädchen wurde bei einem Felsabbruch auf Rügen verschüttet. Das Wetter macht die Rettungsaktion zunehmend schwieriger.

Rügen/Kap Arkona. Hilfskräfte suchen auch einen Tag nach dem Unglück verzweifelt nach der verschütteten Zehnjährigen auf Rügen. Bislang gibt es aber kein Lebenszeichen von dem Mädchen, bestätigte Einsatzleiter Daniel Hartlieb am Dienstagmorgen. Suchhunde hatten in der Nacht zum Dienstag an einer Stelle angeschlagen. Daraufhin wurde dort gezielt gegraben, allerdings bislang ohne Erfolg. „Wir buddeln mit Schaufeln, das geht an die Substanz“, sagte Hartlieb. Die Chancen, das Kind lebend zu finden, dürften bei den Temperaturen mehr als 16 Stunden nach dem Unglück aber gering sein.

Zudem mache das Wetter die Rettungsaktion zunehmend schwieriger. In der Nacht sei es auf der Insel stürmischer geworden, sagte Carina Schmidt, Sprecherin des Kreises Vorpommern-Rügen am Dienstagmorgen. Der zunehmende Westwind drücke das Wasser an die Küste, wo zunächst über 100 Rettungskräfte nach dem Mädchen suchten. „Man weiß auch nicht, wenn Regen kommt, ob sich neue Erdmassen vom Hang lösen“, sagte Schmidt. Dann müsse der Einsatzleiter entscheiden, ob die Suche abgebrochen werden müsse.

„Der Hang wird permanent kontrolliert“, sagte Hartlieb. Dort gebe es schon zwei große Risse, die beobachtet werden. „Im Moment gibt es aber keine Anzeichen, dass sie größer werden.“ Deshalb werde weiter Kreideschlamm von dem rund 5000 Kubikmeter großen Abbruch abgetragen. „Das bekommt man kaum von der Schaufel 'runter“, sagt Hartlieb. Bis das Mädchen gefunden werde, gelte: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Die Einsatzkräfte gehen aber mittlerweile nur noch von einer „Bergung“ und nicht mehr von einer „Rettung“ des Mädchens aus.

Ein Kreideabbruch an Rügens Steilküste hatte das Kind am Montagnachmittag mit sich gerissen und verschüttet. Bei einem Strandspaziergang war ihre Mutter mit ihren beiden Töchtern von dem Küstenabbruch erfasst worden, der sich aus dem Kreidefelsen gelöst hatte. Die Mutter wurde schwer verletzt, ihre 14 Jahre alte Tochter leicht. Beide kamen ins Krankenhaus. Eine vierköpfige Familie, die sich in der Nähe aufhielt, blieb unverletzt.

Die Polizei hatte nach ihrem Angaben gegen 15.30 Uhr von dem Abbruch erfahren, der Landkreis löste Großalarm aus. Schweres Gerät habe aber nicht eingesetzt werden können, weil es zu dem Strand keine Zufahrtstraßen gäbe, sagte ein Sprecher vom Technischen Hilfswerk. Deshalb wurden neben einem Amphibienfahrzeug, auch Rettungskreuzer und Schiffe der Wasserschutz- und der Bundespolizei zur Unglücksstelle dirigiert.

Auf Deutschlands größter Insel Rügen kommt es immer wieder zu unkontrollierbaren Abbrüchen der Steilküste. Der verregnete Sommer hat die Gefahr nach Angaben von Geologen vergrößert. Im August dieses Jahres war zum größten derartigen Vorfall seit neun Jahren gekommen; ein 100 Meter langer und 70 Meter hoher Abschnitt eines Felsens stürzte ins Meer. Spaziergänge unter dem Kliff können deshalb gefährlich sein.