Die Familie ging an der Steilküste spazieren, als plötzlich der Fels wegbrach. Die zehn Jahre alte Tochter ist verschollen. Die Suche läuft.
Rügen/Kap Arkona. Es sollte ein gemütlicher Spaziergang am zweiten Weihnachtstag werden, doch er endete in einer Tragödie. Ein Felssturz hat ein junges Mädchen an der Steilküste auf der Insel Rügen in die Tiefe gerissen. Die Zehnjährige wurde auch Stunden nach dem Unglück noch vermisst, teilte die Polizei am Montag mit. Nach Angaben von Helfern war das Kind mit seiner Mutter und seiner Schwester unterwegs, als plötzlich der Felssturz niederging. Die Mutter kam schwer, ihre 14-jährige Tochter leicht verletzt in ein Krankenhaus. Das jüngere Mädchen sei verschwunden, sagte ein Sprecher der Polizei in Neubrandenburg. Eine vierköpfige Familie, die sich in der Nähe aufhielt, blieb unverletzt. Zunächst hieß es, die Zehnjährige sei mit ihrem Vater und ihrer Mutter an der Küste gewesen. Hilfsorganisationen und Behörden korrigierten jedoch ihre Angaben.
Feuerwehr, Polizei, Technisches Hilfswerk und weitere Einsatzkräfte seien am Ort und suchten auch mit Hilfe von Hunden und Suchscheinwerfern nach dem Mädchen. Die Polizei habe um 15.27 Uhr von dem Abbruch erfahren. Der Landkreis Rügen habe Großalarm ausgelöst und eine Einsatzzentrale eingerichtet.
Bei dem Küstenabschnitt unweit der beiden Leuchttürme von Kap Arkona handele es sich nicht um Kreidefelsen, sondern um eine normale Steilküste, sagte eine Sprecherin des Landkreises. „Wir gehen davon aus, dass wir die ganze Nacht weitersuchen, bis es ein Ergebnis gibt“, sagte die Sprecherin am Abend
Von der Seeseite her waren die Rettungskreuzer „Wilhelm Kaisen“ und die Rettungsboote „Helene“ und „Kurt Hoffmann“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Einsatz, teilte die DGzRS in Bremen mit. Schiffe der Wasserschutzpolizei und der Bundespolizei würden ebenfalls zur Unglückstelle dirigiert. Zum Zeitpunkt des Unglücks hätten dort Windstärken von bis zu sieben Beaufort (60 Kilometer pro Stunde) geherrscht.
Auf Deutschlands größter Insel Rügen kommt es immer wieder zu unkontrollierbaren Abbrüchen der Steilküste. Der verregnete Sommer hat die Gefahr nach Angaben von Geologen vergrößert. Im August dieses Jahres war zum größten derartigen Vorfall seit neun Jahren gekommen; ein 100 Meter langer und 70 Meter hoher Abschnitt eines Felsens stürzte ins Meer. Spaziergänge unter dem Kliff können deshalb gefährlich sein. Die Behörden wollen den 13 Kilometer langen Küstenabschnitt mit Steilküste jedoch nicht sperren.