Mehmet Turgut wurde in Rostock von der Zwickauer Terrorzelle ermordet. Nach Aufklärung der Tat wurde seine Familie nicht kontaktiert.

Hamburg. Keine Entschädigung nach Neonazi-Mord. Mehmet Turgut wurde 2004 in Rostock von Mitgliedern der rechtsextremen Terrorzelle aus Zwickau ermordet - doch auch mehrere Wochen nach Aufklärung der Tat wurde seine Familie nicht kontaktiert, wie Recherchen des NDR Fernsehens ergaben. Erst nachdem Reporter der Sendung „Menschen und Schlagzeilen“ zu den Angehörigen des Mordopfers nach Ost-Anatolien in die Türkei gereist waren und deren Adressen an das Bundesjustizministerium weitergegeben hatten, leitete die zuständige Stelle die vorgesehenen Entschädigungszahlungen in die Wege. Warum deutsche Beamte die Adressen nicht selbst in der Türkei recherchiert haben, bleibt unklar.

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Den Ermittlungsbehörden ist der Heimatort von Mehmet Turgut bereits seit 2004 bekannt, wie der NDR mitteilt. Hintergrund: Kurz nach dem Mord sollen deutsche Polizisten gemeinsam mit türkischen Kollegen in die Provinz Elazig gereist sein, um dort Angehörige und Bekannte zur Tat zu befragen. Dabei wurden diese immer wieder mit dem Verdacht konfrontiert worden, dass die Familie in einen Fall von Blutrache verwickelt sei. Die Polizisten hätten demnach behauptet, dass Turgut von seinen "Feinden" umgebracht wurde. Der Besuch der Ermittler hatte für die Familie nach eigener Aussage gravierende Folgen. Die Familien-Mitglieder lebten seitdem in der Angst, dass sie im Visier von Verbrechern stehen.

Und sie lebten mehr als sieben Jahre mit der quälenden Ungewissheit: Wer hat Mehmet umgebracht? Umso enttäuschter sind die Angehörigen, dass zunächst keine deutsche Behörde mit ihnen Kontakt aufgenommen habe. „Niemand aus Deutschland hat sich bisher um uns gekümmert“, sagte Hanifi Turgut, der Vater des Ermordeten, den Reportern des NDR. Auch dass ihnen von Seiten der Bundesregierung eine Entschädigung zusteht, war ihnen nicht mitgeteilt worden.