Der 36-jährige Matthias D. wurde im Erzgebirgskreis in Sachsen festgenommen. Er soll die Zwickauer Neonazi-Terroristen unterstützt haben.
Karlsruhe. Erneuter Zugriff: Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hat in Sachsen einen weiteren mutmaßlichen Unterstützer der sogenannten Zwickauer Neonazi-Terrorzelle festgenommen. Der 36-jährige Matthias D. wurde am frühen Morgen in seinem Wohnort im Erzgebirgskreis festgenommen, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Demnach heißt es, Matthias D. sei "dringend verdächtig, in zwei Fällen die terroristische Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) unterstützt zu haben“. Nach Angaben der Rechtsextremismus-Expertin Kerstin Köditz, einer Landtagsabgeordneten der Linken in Sachsen, soll es sich bei Matthias D. um einen der mutmaßlichen Führer der Neonazi-Gruppe „Brigade Ost“ handeln.
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Zudem durchsuchen Beamte des Bundeskriminalamts und sächsische Polizeikräfte in dem Landkreis drei Wohnungen, darunter die des Beschuldigten und die einer weiteren möglichen Unterstützerin, berichtete die Bundesanwaltschaft. D. soll den Mitgliedern des NSU - Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe - zwei Wohnungen in Zwickau als dauerhafte Unterkunft überlassen haben. Eine Wohnung soll er im Mai 2001 angemietet haben, die andere im März 2008.
Um keinen Verdacht zu erregen, soll D. ab Juni 2003 mit Böhnhardt schriftliche Untermietverträge auf einen Aliasnamen des NSU-Mitglieds geschlossen haben. Er habe die Zwickauer Zelle dadurch unterstützt, "ein Leben unter falscher Identität zu führen und unentdeckt Terroranschläge verüben zu können“, teilte die Karlsruher Behörde mit. Der Beschuldigte werde dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, der ihm den Haftbefehl eröffnen werde.
Das Neonazi-Trio steht im Verdacht, zwischen 2000 und 2007 insgesamt zehn Morde an Einwanderern und einer Polizistin verübt zu haben. Außerdem werden ihnen zwei Bombenanschläge in den Jahren 2001 und 2004 zur Last gelegt. Ihre Taten finanzierten sie sich offenbar mit Banküberfällen. Der rechtsextremistische Hintergrund der Taten kam erst in diesem Herbst ans Licht, als zwei mutmaßliche Mitglieder der Zelle, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, nach einem Banküberfall in Eisenach tot in einem Wohnmobil gefunden wurden. Später wurde in ihrer Wohnung in Zwickau eine Tatwaffe entdeckt. Ihre mutmaßliche Komplizin Beate Zschäpe sitzt in Haft.
Zudem wurden weitere Verdächtige festgenommen, etwa der frühere NPD-Funktionär Ralf Wohlleben, der den Neonazis eine Waffe und Munition beschafft haben soll. Als Konsequenz aus der Mordserie hatten sich die Innenminister von Bund und Ländern am Freitag darauf geeinigt, ein Verbot der rechtsextremistischen Partei anzustreben.