Die Infektionswelle in der Bremer Klinik ist noch nicht gestoppt. Bei drei weiteren Säuglingen wurde der multiresistente Keim nachgewiesen.

Bremen. Nach dem Tod von drei Frühchen in Bremen ist der gefährliche Erreger in der Klinik noch nicht gestoppt. Der multiresistente Darmkeim sei bei drei weiteren Säuglingen nachgewiesen worden, sagte Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) am Dienstag im Stadtparlament. Die Babys seien aber nicht krank geworden. Die Experten vom Robert-Koch-Institut haben ihre Suche nach dem Auslöser der Infektionswelle am Klinikum Bremen-Mitte inzwischen beendet. Ihr Bericht soll Ende des Monats vorliegen.

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Mit den drei neuen Fällen haben die Mediziner seit Ende Juli bei 18 Babys auf der Frühchenstation den Erreger festgestellt. Im August und Oktober starben ein frühgeborenes Mädchen und zwei Jungen. Vier Frühgeborene erkrankten, befinden sich aber auf dem Weg der Besserung. Die Klinik hat die Neugeborenen inzwischen auf eine andere Abteilung verlegt, um die Station grundlegend desinfizieren zu können.

Eins der drei Kinder, bei denen die Bakterien erst nach dem Bekanntwerden der Infektionswelle vor einer Woche nachgewiesen wurden, sei zwischenzeitlich auf einer Kinderstation in Bremen-Nord behandelt worden, sagte Jürgens-Pieper. Deshalb sei die Suche nach dem Keim auf andere Kinderstationen ausgeweitet worden.

Wie sich die winzigen Patienten in der Klinik mit dem Darmkeim anstecken konnten, ist drei Monate nach dem Tod des ersten Kindes immer noch unklar. Das Gesundheitsamt hatte die Senatorin erst in der vergangenen Woche von den Vorfällen informiert. Diese verhängte sofort einen Aufnahmestopp und forderte ein Team vom Robert-Koch-Institut an.

Jürgens-Pieper kritisierte im Stadtparlament erneut, dass das Gesundheitsamt sie zu spät unterrichtet habe. Die Klinik hatte das Amt bereits am 7. September eingeschaltet. Den Vorschriften nach hätte dieses die Gesundheitsbehörde spätestens wenige Tage danach informieren müssen, sagte Jürgens-Pieper. Wieso dies nicht erfolgt sei, lasse sie derzeit prüfen.

"Es ist eindeutig belegt, dass das Gesundheitsamt versagt hat", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der oppositionellen CDU-Fraktion, Rainer Bensch. Die Senatorin müsse aus der Kommunikationspanne Konsequenzen ziehen. "Wir sind sehr irritiert über die Informationspolitik", sagte auch die zuständige Sprecherin der an der Landesregierung beteiligten Grünen, Kirsten Kappert-Gonther. Sie forderte neben der Aufklärung des Vorfalls auch eine Expertenanhörung zu den Hygienestandards in Bremer Kliniken.

Zurzeit müssen sich mehrere hundert Mitarbeiter der Klinik auf das resistente Bakterium untersuchen lassen. Bis alle Laborergebnisse vorliegen, wird es nach Angaben eines Kliniksprechers aber noch einige Zeit dauern. Die Analabstriche sollen Aufschluss darüber geben, ob das Klinikpersonal möglicherweise den Erreger übertragen hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung