Nach Angaben des Klinikverbundes Nord habe der Mediziner das Problem der Keime nicht rechtzeitig erkannt. Senat fordert rasche Aufklärung.

Bremen. Hans-Iko Huppertz, Chefarzt der der Bremer Kinderklinik, wurde jetzt entlassen. Radio Bremen zitierte den Chef des Klinikverbundes Nord, Diethelm Hansen: "Als zuständiger Chefarzt trägt er die Verantwortung." Er habe das Problem nicht rechtzeitig erkannt und nicht hinreichend dafür gesorgt, dass die Keime eingedämmt wurden, berichtete der Sender. In der Klinik waren drei Frühchen mit einem Keim infiziert worden und starben anschließend.

Unterdessen beauftragte der Bremer Senat den Justizstaatsrat Matthias Stauch mit einer Untersuchung der tödlichen Infektion von Frühchen im Klinikum. Der Senat habe ein schnelles Aufklärungsinteresse, teilte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) mit. Deshalb solle Stauch einen Bericht erstellen. „So kann der Senat sich möglichst noch in diesem Jahr eine umfassende Analyse der Vorgänge und der Kommunikationswege verschaffen.“ Böhrnsen versicherte, der Senat werde alles tun, um die Staatsanwaltschaft und den parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der am Freitag eingesetzt werden soll, zu unterstützen. „Die Mitglieder des Senats drücken den Eltern und Angehörigen der Kinder ihre tiefe Anteilnahme aus.“

+++ Auch im Juli starben in Bremen viele Frühchen +++

Seit April waren immer wieder frühgeborene Babys auf der Intensivstation im Klinikum Bremen-Mitte mit einem multiresistenten Keim infiziert worden. Drei Frühchen starben, mehrere erkrankten schwer. Die Klinik hatte erst Anfang September das Gesundheitsamt und die Gesundheitssenatorin informiert.

Auf Antrag der CDU-Fraktion will die Bürgerschaft die Vorgänge in der neonatologischen Intensivstation mit einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aufklären. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen sowie die oppositionelle Linksfraktion wollen zustimmen. Dabei geht es nicht nur um Hygienemängel in der Klinik. Offensichtlich hatte die Klinikleitung von April bis Juli nicht bemerkt, dass immer wieder der gleiche resistente Darmkeim auftrat, der dann drei Todesfälle verursachte. Bei einer Pressekonferenz Anfang November hatte die Klinikleitung die ersten Infektionen auf Ende Juli datiert.

Die Quelle der Verkeimung konnte bisher auch vom dreiköpfigen Krisenteam des Robert-Koch-Instituts nicht identifiziert werden. Die Intensivstation wurde das geschlossen, ausgeräumt und komplett desinfiziert. Die Patienten wurden umgebettet. Diethelm Hansen vom Klinikverband Nord räumte ein, dass ein Frühwarnsystem der Klinik nicht funktionierte und schwere Fehler gemacht wurden.

Der Chefarzt war auch für die Hygiene im gesamten Klinikum verantwortlich. Von dieser Position trat er bereits in der vergangenen Woche zurück . (abendblatt.de/dpa)