Eine Bürgerinitiative vermutet, dass rund 150.000 Kubikmeter radioaktive Abfälle aus Asse nach Gorleben gebracht werden könnten.
Gorleben. Trotz des angekündigten Atomausstiegs prognostizieren Umweltschützer eine Zunahme des hochradioaktiven Atommülls um rund 40 Prozent. Durch die Streckung der Laufzeiten für die verbleibenden AKW bis 2022 kämen zu den bislang vorhandenen 6.500 Tonnen noch einmal 4.500 Tonnen hinzu, erklärte die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Sie berief sich auf eine neue Untersuchung des Endlagerexperten Wolfgang Neumann.
Bereits jetzt lagerten in den AKW-nahen Zwischenlagern rund 1.000 Castor-Behälter, die vor der Endlagerung in eine sogenannte Konditionierungsanlage transportiert werden müssten. Die jährlichen Castor-Transporte nach Gorleben seien „nur ein Vorgeplänkel für das, was auf einen möglichen Endlagerstandort zukommt“, sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.
Die BI befürchtet zudem, dass Gorleben nicht nur zum Endlager für hochradioaktiven Atommüll ausgebaut wird. Die „Frankfurter Rundschau“ (Mittwochausgabe) hatte berichtet, dass der Salzstock im Kreis Lüchow-Dannenberg nach Planungen der Bundesregierung möglicherweise auch „vernachlässigbar Wärme entwickelnde Abfälle“, also schwach- und mittelradioaktive Abfälle, aufnehmen soll.
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Das Gesamtvolumen des Nuklearmülls könnte dadurch auf ein Mehrfaches steigen. In einer Antwort auf eine Bundestagsanfrage der Grünen beziffert das Bundesumweltministerium die Zusatzmengen auf bis zu 105.500 Kubikmeter. Es handele sich dabei vor allem um abgereichertes Uran, das in einer Fabrik im westfälischen Gronau bei der Anreicherung von Uranbrennstoff für die Brennelement-Herstellung anfällt. Das abgereicherte Uran war bislang nach Russland exportiert worden. Hinzu kämen Abfälle aus Forschungsreaktoren.
„Die vernachlässigbar Wärme entwickelnden Abfälle sind keine vernachlässigbare Menge“, sagte Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag. „Alleine 100.000 Kubikmeter abgereichertes Uran toppen die Menge des hochradioaktiven Mülls bei weitem.“
Die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg vermutet zudem, dass auch rund 150.000 Kubikmeter radioaktive Abfälle aus dem Atommülllager Asse dauerhaft nach Gorleben gebracht werden könnten. Eine Einlagerung dieser Abfälle in das geplante Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter kommt aus Kapazitätsgründen und wegen fehlender Genehmigungen nicht in Betracht. (dapd)