Die eisige Luft aus Russland sorgt für extreme Kälte im Norden. Ueckermünde mit minus 23,9 Grad am kältesten. Helgoland am wärmsten.

Hamburg. Die niedrigsten Temperaturen seit der Wiedervereinigung sind in der Nacht zum Sonntag in weiten Teilen Norddeutschlands gemessen worden. "Am kältesten war es mit minus 23,9 Grad Celsius in Ueckermünde", sagte Meteorologe Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Bei einem Drittel der norddeutschen Stationen sei die Marke von minus 20 Grad Celsius erreicht worden. Am wärmsten war es ausgerechnet auf Helgoland. Dort wurden "nur" 6,2 Grad unter Null gemessen.

Zwar seien diese Werte für einen Februar sehr niedrig, an die absoluten Kälterekorde während der Kriegsjahre oder den Februar 1956 reichten sie aber noch nicht heran, sagte Hartmann. Die zweistelligen Minusgrade und das stabile, sonnige Wetter seien möglich, weil unter dem Einfluss des Hochs "Dieter" kalte Luft aus Russland ungehindert nach Westen strömen könne.

Erste Kältetote zu beklagen

Der Frost hat möglicherweise zum Tod eines 55-jährigen Manns geführt. Ein Spaziergänger fand ihn am Sonntag auf einer Parkbank in Melle (Landkreis Osnabrück). Bereits am Donnerstag wurde in Niedersachsen die Leiche eines 69-Jährigen auf einem Feldweg nahe der Ortschaft Bremke gefunden.

Eisige Kälte und Sonnenschein: "Dieter" bringt Rekordwinter

Elbe gesperrt - Paddler bleibt in Hamburg im Eis stecken

Eisgang behindert die Schifffahrt auf fast allen Wasserstraßen im Norden. "Die Elbe ist von Magdeburg bis Geesthacht gesperrt. Die Binnenschifffahrt auf der Oder ist vollständig zum Erliegen gekommen", sagte ein Sprecher der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung am Sonntag in Magdeburg. Zu den gesperrten Wasserwegen zählten auch der Elbe-Seitenkanal und der Elbe-Lübeck-Kanal. Dagegen waren der Nord-Ostsee-Kanal, der Mittellandkanal, die Weser und die Ems offenbar noch schiffbar. Dennoch komme es auch dort zu Behinderungen durch Eisgang, hieß es.

Betreten der Eisflächen immer noch gefährlich

Trotz der Kälte warnten die Polizei und die Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) vor dem Betreten der Eisflächen. "Das Eis braucht Zeit, um tragfähig zu sein. Bei stehenden Gewässern sollte es als Richtwert mindestens 15 Zentimeter, bei fließenden Gewässern sogar 20 Zentimeter dick sein", sagte DLRG-Präsident Klaus Wilkens.

Großes Glück hatte ein Paddler auf der Elbe. Der 40-jährige Wassersportler war nahe Wedel im Kreis Pinneberg mit seinem Boot im Eis stecken geblieben. Er wurde mit einem Hubschrauber und einem Boot der Bundespolizei gerettet und blieb unverletzt.

Problematisch ist die Kälte auch für die Wasserversorgung. Nach Polizeiangaben barsten in der Nacht zu Sonntag in Rostock zwei Leitungen. Auch im Bereich der Polizeileitstelle Elmshorn wurden am Wochenende vier Rohrbrüche gemeldet.

Unterdessen stehen die beiden frostigsten Nächte der Kältewelle noch bevor. "In den kommenden zwei Tagen können die Nachttemperaturen vom Wochenende noch einmal um zwei bis drei Grad unterschritten werden", sagte Hartmann. Erst gegen Mitte der Woche solle es etwas milder werden.