Der Hamburger Krankenhausspiegel hat jetzt erstmals Qualitätsergebnisse zur Therapie der Erkrankung veröffentlicht. 8500 Patienten wurden 2012 in Hamburger Kliniken wegen eines Schlaganfalls behandelt.
Hamburg. Plötzliche halbseitige Lähmungen oder Taubheitsgefühle, Sprach- und Sehstörungen, ein herabhängender Mundwinkel – das sind die typischen Anzeichen eines Schlaganfalls. Und wenn diese Symptome auftreten, kommt es auf jede Minute an, und es sollte sofort der Rettungsdienst unter 112 gerufen werden. Denn je schneller der Patient in ein Krankenhaus gebracht und fachgerecht versorgt ist, umso besser sind seine Überlebenschancen. Wie gut diese Behandlung in Hamburger Kliniken ist, kann man jetzt im Hamburger Krankenhausspiegel (www.hamburger-krankenhausspiegel) nachlesen. Dort sind die Qualitätsergebnisse jetzt erstmals für neun unterschiedliche Kriterien veröffentlicht worden.
8500 Patienten wurden 2012 in Hamburger Kliniken wegen eines Schlaganfalls behandelt, 90 Prozent von ihnen in den zehn Schlaganfall-Spezialstationen (Stroke Units). „In Studien wurde nachgewiesen, dass die Sterblichkeit gesenkt und bleibende Gesundheitsschäden stärker reduziert werden können, wenn Schlaganfall-Patienten in einer Stroke Unit behandelt werden“, sagte Dr. Claudia Brase, Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft, am Mittwoch bei der Vorstellung der Qualitätsergebnisse.
Deswegen gibt es für die Hamburger Rettungsdienste die behördliche Anweisung, Patienten mit Verdacht auf einen Schlaganfall sofort in das nächste Krankenhaus zu fahren, in dem es eine Stroke Unit gibt. Eine gute Behandlungsqualität liegt dann vor, wenn Patienten spätestens drei Stunden nach den ersten Symptomen ins Krankenhaus kommen. Das konnte 2012 bei insgesamt 33 Prozent der Patienten erreicht werden.
Sind die Patienten in der Klinik, muss zunächst geklärt werden, ob es sich um eine Blutung oder einen Gefäßverschluss handelt, denn die Therapie ist völlig unterschiedlich. 85 Prozent der Schlaganfälle sind durch den Verschluss eines Blutgefäßes im Gehirn bedingt, 15 Prozent durch eine Hirnblutung. „Die Symptome sind dieselben. Deswegen braucht man ein Computertomogramm oder eine Kernspinaufnahme“, sagt Prof. Christian Gerloff, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Eppendorf. Dieses Kriterium wurde im Jahr 2012 von den meisten Kliniken zu 100 Prozent erfüllt.
Steht fest, dass die Ursache der Verschluss einer Arterie ist, ist höchste Eile geboten. „Innerhalb der ersten drei Stunden, höchstens aber bis zu viereinhalb Stunden nach den ersten Schlaganfallsymptomen kann ein Gefäßverschluss im Gehirn mit einer Thrombolyse, die die Auflösung von Blutgerinnseln und die Förderung der Durchblutung zum Ziel hat, gut behandelt werden. Danach steigt das Risiko einer Gehirnblutung“, sagt Gerloff. 2012 konnte diese Therapie bei insgesamt 53,6 Prozent der Hamburger Schlaganfallpatienten innerhalb von vier Stunden nach dem ersten Auftreten durchgeführt werden. Die besten Ergebnisse hatten die Asklepios Klinik Barmbek (74 Prozent), die Asklepios Klinik St. Georg (73,2 Prozent) und das UKE (73,2) Prozent.
Ein weiteres Kriterium ist die Sterberate der Patienten innerhalb der ersten Woche ihres Krankenhausaufenthalts. Diese lag 2012 bei insgesamt 3,5 Prozent. Das beste Ergebnis bei den Kliniken mit einer Stroke Unit hatte das Marienkrankenhaus (1,7 Prozent). Bei den Patienten, bei denen ein Gefäßverschluss die Ursache des Schlaganfalls war, lag die Sterblichkeit nur bei insgesamt 0,4 Prozent.
Weitere Kriterien, die zur Beurteilung der Qualität herangezogen wurden, waren ein Schlucktest zur Untersuchung von Schluckstörungen, die medikamentöse Therapie zur Vermeidung von weiteren Schlaganfällen, die frühzeitige Mobilisation und Rehabilitation der Patienten, die Verbesserung der Beeinträchtigungen und die Information des Patienten und seiner Angehörigen. Laut dem Krankenhausspiegel können 87,1 Prozent aller Patienten frühzeitig mobilisiert werden, 90,2 Prozent erhalten eine Physio- und Ergotherapie und 88,1 Prozent eine logopädische Behandlung. Bei etwa der Hälfte der Patienten konnten so die Beeinträchtigungen, die durch den Schlaganfall entstanden sind, verbessert werden.
Der Krankenhausspiegel wird getragen von der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft, in der alle Hamburger Krankenhäuser Mitglied sind, und ging 2007 an den Start. Mittlerweile sind dort Qualitätsergebnisse von 28 Kliniken zu 15 häufigen Behandlungsverfahren veröffentlicht worden. Dazu zählen neben dem Schlaganfall Brustkrebs-, Bypass- und Gallenblasenoperationen, die Geburtshilfe, gynäkologische Operationen, Herzkatheteranwendungen, die Implantation von Herzschrittmachern, Hüft- und Kniegelenksersatz, Lungenentzündung, Oberschenkelhalsbruch, die Rekonstruktion der Halsschlagader, die verbesserte Beindurchblutung und die Vermeidung von Druckgeschwüren.