Das Fachblatt “Marineforum“ wettert, die deutsche Armee sei ein “Experimentierfeld einer Gleichheitsideologie, mit allen Konsequenzen“.
Hamburg. Der Tod einer Kadettin auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" im November 2010 bewegt die Truppe noch immer. Allerdings tut sich noch mancher mit der Gleichberechtigung und weiblichen Kameraden schwer. Im "Marineforum", dem offiziellen Fachblatt der Marine-Offiziers-Vereinigung, wettert ein Autor nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung, die deutsche Armee sei "Experimentierfeld einer Gleichheitsideologie, mit allen Konsequenzen, ... zu denen nicht zuletzt der Tod der Kadettin gehört". Die Kadettin Sarah S. war am 27. November bei einer Kletterübung aus 27 Meter Höhe aus der Takelage in den Tod gestürzt.
Der Autor des Magazinbeitrags verurteilt nun die "Feminisierung" der Bundeswehr und schreibt: "Frauen zwingen den männlichen Kameraden faktisch ihre eigenen physischen Beschränkungen auf, indem sie Standards senken und Forderungen nach Veränderungen stellen." Der Dienst beim Militär liege "jenseits der körperlichen Fähigkeiten der meisten Frauen", so der Autor. Die tote Kadettin sei daher "Opfer einer Ideologie, die aus vermeintlich guter Absicht die Konsequenzen der Gleichberechtigung verschwiegen hat".
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) reagierte empört auf den Magazinbeitrag, der sich seiner Meinung nach in eine Kette von Ehrverletzungen von Bundeswehrangehörigen einreiht. "Wir haben in jüngster Zeit skandalöse Schmähungen und Verunglimpfungen um das Thema Tod und Verwundung erlebt", sagte der Minister dem Abendblatt.
"Ich denke an ein Plakat der DGB-Jugend, von dem sich der DGB-Vorsitzende Sommer deutlich distanziert hat, auf dem Hessentag, das den Sarg eines Soldaten zeigte. Darauf stand: Kein Werben fürs Sterben." Ein weiteres Schmähplakat habe auf die Verwundung von General Markus Kneip in Afghanistan gezielt. "Ein unerhörter Vorgang!", sagte de Maizière. "Und jetzt kommt eine geschmacklose Auseinandersetzung über den Tod der See-Kadettin auf der Gorch Fock in einer Marinezeitschrift hinzu. Das finde ich widerwärtig." Er forderte einen würdevolleren Umgang mit Toten. "Generell sage ich: Eine Armee im Einsatz hat zu tun mit Sterben und Töten. Und man kann über alles diskutieren: über den Sinn des Einsatzes, über die Ausrüstung. Aber unsere Toten verdienen ein Gedenken in Würde und Anstand."