Nach dem Feuergefecht in Afghanistan, bei dem ein deutscher Soldat getötet wurde, sieht sich die Bundeswehr mit einer neuen Taktik der Taliban konfrontiert.
Berlin/Masar-i-Scharif - Der Angriff sei "offenbar von längerer Hand geplant" gewesen und stehe nicht direkt im Zusammenhang mit dem Besuch von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), sagte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) in Berlin.
Steinmeier verurteilte die tödlichen Anschläge scharf und bekräftigte zugleich, dass Deutschland an seinem Engagement festhält. In einer Ansprache vor den Bundeswehrangehörigen im Feldlager Masar-i-Scharif im Norden des Landes sagte Steinmeier: "Der Auftrag bleibt." Verteidigungsminister Franz Josef Jung sprach von einem "feigen, hinterhältigen Anschlag".
Eine Patrouille der Bundeswehr mit 39 Soldaten sei nordöstlich von Kundus zweimal in Folge angegriffen worden, sagte Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan. "Das war eine militärisch geplante Aktion." Kundus sei "eine Problemzone geworden", daran gebe es "nichts zu beschönigen", fügte Schneiderhan hinzu. Die Angreifer von den radikalislamischen Taliban seien anders vorgegangen als bislang. "Die bisherige Taktik war ,hit and run', schießen und wegrennen", sagte Schneiderhan. "Das ist jetzt etwas anderes."
Den Nato-Truppen in Südafghanistan steht nach Einschätzung ihres stellvertretenden Befehlshabers ein "blutiger Sommer" bevor. In den kommenden Monaten sei mit mehr Kämpfen und einer erheblichen Zahl von Opfern in den eigenen Reihen zu rechnen, sagte der britische Brigadegeneral David Hook.
In Afghanistan toben derzeit die heftigsten Auseinandersetzungen seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Nach Nato-Zahlen stieg die Zahl der Islamisten-Angriffe in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 73 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. US-Präsident Barack Obama hat angekündigt, im umkämpften Süden die Einheiten von Nato-Staaten wie Großbritannien, Kanada und den Niederlanden mit 17 000 US-Soldaten zu verstärken. Die Bundeswehr ist im vergleichsweise ruhigen Norden Afghanistans im Einsatz.
Die Gewalt werde weiter zunehmen, sagte Hook, da die zusätzlichen US-Truppen in Gegenden geschickt würden, die sich in den Händen von Aufständischen befänden. Diese hätten sich jedoch auf die Kämpfe vorbereiten können. Ende des Sommers sollten die internationalen Truppen aber in der Lage sein, ein "gewisses Maß" an Sicherheit für über 90 Prozent der Bevölkerung im Süden zu garantieren. Dies werde der Wendepunkt sein, sagte Hook.