Hamburger Krankenhäuser nehmen sieben weitere Kriegsopfer auf. Asklepios: “Wir sind in der Lage, weiteren Menschen aus Libyen zu helfen“.
Hamburg/Brüssel. Nach sieben Monaten beendet die Nato am Montag ihren Libyen-Einsatz. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bezeichnete die Operation "Unified Protector" ("Vereinigte Beschützer") als "eine der erfolgreichsten in der Geschichte der Nato". Acht Tage nach der Tötung Muammar al-Gaddafis sei "die militärische Arbeit nun erledigt". Während die Waffen schweigen sollen, geht die humanitäre Hilfe weiter. Hamburg nimmt weitere schwer verletzte Kriegsopfer aus Libyen auf.
In den vergangenen Tagen kamen nach Abendblatt-Informationen sieben weitere Opfer in die Asklepios-Kliniken der Stadt. Darunter waren auch drei Kinder, die mit Augenverletzungen im AK Heidberg behandelt werden. Die Hamburger Asklepios-Häuser hatten bundesweit als erste Einrichtungen Opfer aus Libyen aufgenommen. "Wir sind in der Lage, weiteren Menschen aus Libyen zu helfen", sagte ein Asklepios-Sprecher dem Abendblatt. Die Verletzten hätten schwerwiegende Wunden davongetragen. Das Problem sei, dass einige der Opfer ein breites Keimspektrum aufwiesen, sodass sie zunächst von den anderen Patienten isoliert werden müssten.
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Auch im Bundeswehrkrankenhaus sind Patienten aus Libyen. Die Helfer fliegen die Verletzten mit Sondermaschinen, aber auch auf Linienflügen nach Deutschland aus. Mitunter landen die Flugzeuge in Hamburg, und die Krankenhäuser werden kurzfristig angefragt, ob sie die Menschen aufnehmen und versorgen könnten. Die libysche Übergangsregierung soll für die Kosten der Behandlung aufkommen. Wie das Prozedere genau geregelt wird, ist noch unklar.
Unterdessen hat der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs indirekte Kontakte zu einem Sohn des getöteten libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi bestätigt. Luis Moreno-Ocampo erklärte, Saif al-Islam wolle sich möglicherweise dem Strafgerichtshof stellen. Die Gespräche liefen über Vermittler. Er wisse nicht genau, wo sich der Gaddafi-Sohn aufhalte. Der Chefankläger sagte, er vermute, dass auch Söldner dem Gaddafi-Sohn angeboten hätten, für ihn Zuflucht in einem afrikanischen Land zu finden, das nicht an den Strafgerichtshof ausliefere. Als eine Möglichkeit nannte er Simbabwe.
Nach dem Sturz des Regimes und dem Tod von Gaddafi ist auch die Zukunft einer acht Millionen Euro teuren Villa im Münchner Stadtteil Bogenhausen ungewiss. In dem 540-Quadratmeter-Haus sollte der inzwischen getötete Gaddafi-Sohn Saif al-Arab wohnen. Er zog aber nie in die Villa ein. "Im Moment ist ungeklärt, ob die Villa verkauft wird", sagte Immobilienhändler Detlev Freiherr von Wangenheim der Nachrichtenagentur dapd. Er hatte das Haus 2009 an Libyen veräußert.
In Libyen haben die neuen Machthaber chemische Kampfstoffe entdeckt. Das berichtete die libysche Zeitung "Qurayna al-Jadida" unter Berufung auf einen Oberst der Armee. Südlich der Stadt al-Dschufra lagere bis heute eine Tonne Senfgas. Um die Isolation Libyens zu beenden, hatte Gaddafi im Jahr 2003 die Vernichtung aller Massenvernichtungswaffen versprochen. Experten hatten jedoch vermutet, dass er dennoch Senfgas besaß.