Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Gaddafi-Sohn will sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof stellen und fordert dafür ein Flugzeug.
Dubai/Tripolis. Während der UN-Sicherheitsrat in New York über ein Ende des Nato-Einsatzes in Libyen berät , will sich ein Sohn des getöteten libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi offenbar stellen. Saif al-Islam, zweitältester Gaddafi-Sproß, fordert ein Flugzeug, um sich dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu stellen. Zudem habe der 39-Jährige, der um sein Leben fürchtet, Sicherheiten verlangt, verlautete am Donnerstag aus Kreisen der libyschen Übergangsregierung. Eine offizielle Bestätigung gab es allerdings weder beim Gericht noch beim libyschen Übergangsrat. Der Lieblingssohn des Diktators hält sich an einem unbekannten Ort versteckt. "Wir wissen weder, wo er sich aufhält, noch haben wir Kenntnisse davon, dass er sich stellen will“, sagte Übergangsrats-Sprecher Dschalal al-Galla.
Falls es jedoch so weit kommen sollte, wollen die libyschen Behörden beantragen, dass sowohl Saif al-Islam als auch Gaddafis ehemaliger Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi in Libyen der Prozess gemacht werde. "Das ist das Recht des libyschen Volkes und keiner, auch der Internationale Strafgerichtshof, kann das abstreiten“, sagte ein Vertreter des Übergangsrates der arabischen Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat“ (Donnerstag).
Saif al-Islam wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Die Staatsanwaltschaft beim IStGH wirft dem Gaddafi-Sohn Morde an Hunderten Zivilisten, Folter, militärische Gewalt gegen unbewaffnete Demonstranten und organisierte Massenvergewaltigungen vor. Der Übergangsrat will ihn jedoch in Libyen vor Gericht stellen.
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Wo sich Saif al-Islam aufhält, ist unklar. In den Regierungskreisen hieß es, der 39-Jährige habe Libyen nicht verlassen und halte sich bei einem einflussreichen Tuareg versteckt. Saif al-Islam hatte das in der Wüste lebende Nomadenvolk unterstützt. Zuletzt wurde er in der Wüste an der Grenze zu Niger oder Algerien vermutet.
"Saif ist um seine Sicherheit besorgt“, sagte der Regierungsvertreter. "Er glaubt, dass es für ihn am besten ist, wenn er sich stellt.“ Saif al-Islam verlange bei seiner Überstellung an den Strafgerichtshof auch die Beteiligung eines dritten Landes - möglicherweise Algeriens oder Tunesiens. "Er will, dass ihm ein Flugzeug geschickt wird. Er will Sicherheiten.“
Saif-al Islam ist der letzte der sieben Söhne Gaddafis, dessen Verbleib unklar ist . Zwei Söhne flohen nach Algerien, einer ist in Niger. Zwei Söhne starben während der Kämpfe zwischen Anhängern Gaddafis und Soldaten der Übergangsregierung. Motassim Gaddafi wurde vergangene Woche zusammen mit seinem Vater in der Nähe von dessen Geburtsstadt Sirte getötet.
Saif al-Islam al-Gaddafi war derjenige von Gaddafis Söhnen mit den größten politischen Ambitionen. Lange galt er als Kronprinz des Jahrzehnte herrschenden Machthabers, ihm wurden Reformbemühungen zugetraut. Doch seine blutrünstigen Äußerungen während des Aufstandes machten diesen Eindruck zunichte.
Mit Material von dpa und rtr