Aus Protest gegen das Massaker in der syrischen Ortschaft Al-Hula mit mehr als 100 Toten weist Deutschland den syrischen Botschafter aus.
Amman/New York. Nach dem Massaker an mehr als 100 syrischen Zivilisten in Al-Hula wächst die Empörung über das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Aus Protest gegen das Massaker in der syrischen Ortschaft Al-Hula mit mehr als 100 Toten weist Deutschland den syrischen Botschafter aus. Botschafter Radwan Lutfi wurde am Dienstag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ins Auswärtige Amt einbestellt.
Dort soll der 52-Jährige darüber informiert werden, dass er die Bundesrepublik innerhalb von 72 Stunden verlassen muss. Auch Frankreich verweist den syrischen Botschafter des Landes. Das kündigte der französische Staatspräsident François Hollande am Dienstag in Paris an. Der Botschafter werde Frankreich „heute oder morgen“ verlassen. Nähere Details nannte Hollande nicht. Andere EU-Staaten bereiteten nach nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa ebenfalls die Ausweisung syrischer Diplomaten vor. Unterdessen warb der UN-Sondergesandte Kofi Annan in Damaskus erneut für seinen bereits im März vorgelegten Friedensplan. Die syrische Opposition sieht den Annan-Plan, der eine von unbewaffneten UN-Beobachtern überwachte Waffenruhe beinhaltet, als gescheitert an – zumal die Gewalt in Syrien seither unvermindert weitergeht.
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Das Massaker von Al-Hula war die schlimmste Gräueltat an einem Ort seit dem Ausbruch der Proteste gegen das Assad-Regime vor fast 15 Monaten und hatte weltweit Entsetzen hervorgerufen. Bei dem Angriff am vergangenen Freitag waren mehr als 110 Menschen getötet worden, etwa ein Drittel davon Kinder. Am Dienstag berichteten syrische Oppositionelle von neuen Bluttaten. Demnach töteten syrische Regierungstruppen 18 Zivilisten und 2 Deserteure. Die meisten von ihnen seien bei Gefechten und Artillerieangriffen in den Provinzen Homs und Aleppo sowie durch Heckenschützen gestorben. Unter den Toten seien drei Kinder.
Der australische Außenminister Bob Carr sagte am Dienstag in Sydney, der syrische Geschäftsträger und ein anderer Diplomat müssten das Land binnen 72 Stunden verlassen, „Das ist für uns die wirksamste Art, der syrischen Regierung eine Botschaft des Abscheus zu senden.“ Andere Regierungen würden diesem Beispiel folgen. Angehörige der alawitischen Minderheit in Syrien forderten ihre regimetreuen Glaubensbrüder nach dem Massaker von Al-Hula zur Umkehr auf. In der von 138 Alawiten unterzeichneten Botschaft heißt es: „Wir erklären, dass wir das Massaker an den unschuldigen Bewohnern der Ortschaft Al-Hula, das vom syrischen Regime verübt wurde, auf das Schärfste verurteilen. (...) Keine Worte und keine Erklärung können die Schreie der Kinder aufwiegen.“
Die Alawiten, die in den umliegenden Dörfern lebten, sollten dabei helfen, die Schuldigen für diese Gräueltat zu benennen. Der Plan des Regimes, die Revolution in einen Kampf zwischen den verschiedenen Glaubensgemeinschaften und Ethnien zu verwandeln, müsse unbedingt durchkreuzt werden. Präsident Assad gehört der Minderheit der alawitischen Muslime an, aus der auch zahlreiche Führungskader der Behörden und der Armee stammen.
Die Mehrheit der syrischen Bevölkerung und der Protestbewegung sind sunnitische Muslime.
Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) verschlechtert sich die humanitäre Lage in den umkämpften syrischen Städten Homs und Hama jeden Tag. Die Geschäfte blieben immer öfter geschlossen. Auch die Stromversorgung funktioniere nur für etwa zwölf Stunden am Tag. „Den Menschen fehlt es an allem“, sagte der Delegierte des DRK für Syrien, Jean-Marie Falzone, dem Rundfunksender hr-iNFO. Durch den Bürgerkrieg sei es schwierig, an Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel zu kommen. (dpa)