Beim Artilleriebeschuss der Stadt Al-Hula in der Provinz Homs sind offenbar mehr als 90 Zivilisten getötet worden, darunter viele Kinder.

Genf/Beirut. Die internationale Gemeinschaft hat empört auf den Angriff im syrischen Hula mit mehr als 90 Toten reagiert. Der Leiter der UN-Beobachtermission, General Robert Mood, sprach von einer „brutalen Tragödie“. Bundesaußenminister Guido Westerwelle und sein französischer Kollege Laurent Fabius kritisierten das Regime von Präsident Baschar Assad scharf.

Beobachter der Vereinten Nationen zählten 92 Tote in Hula, einer Ansammlung von Ortschaften nordwestlich der Stadt Homs. Mindestens 32 Kinder unter zehn Jahren seien unter den Opfern, erklärte Mood am Samstag: „Wer auch immer diesen beklagenswerten Gewaltakt begonnen, darauf reagiert oder ihn ausgeführt hat, sollte zur Verantwortung gezogen werden.“ Die UN-Experten hätten bei ihrer Ankunft in Hula Artilleriegeschosse vorgefunden.

Aktivisten zufolge hatten Assads Truppen Hula nach einer regierungskritischen Demonstration im Anschluss an die Freitagsgebete unter Beschuss genommen. Später hätten dann regierungstreue Kriminelle die Ortschaften gestürmt, Häuser überfallen und Zivilisten getötet. Mehr als 100 Menschen seien getötet worden, mehr als 40 Kinder unter den Opfern, sagte ein Aktivist vor Ort via Skype. „Sie haben ganze Familien getötet, von Großeltern bis zu den Kindern, aber auf die Kinder haben sie besonderes Augenmerk gelegt.“

Westerwelle schockiert über Gewalt des syrischen Regimes

„Ich bin entsetzt und erschüttert über Nachrichten, dass bei Angriffen der Sicherheitskräfte des Assad-Regimes in Hula Dutzende Zivilisten, darunter viele Kinder, getötet worden sind“, erklärte Westerwelle (FDP) am Samstag. „Es ist schockierend und empörend, dass das syrische Regime seine brutale Gewalt gegen das eigene Volk nicht einstellt. Die Verantwortlichen für dieses Verbrechen müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, hieß es in der Erklärung. Der französische Außenminister Laurent Fabius sagte: „Mit diesen neuen Verbrechen treibt das mörderische Regime Syrien weiter ins Grauen und bedroht die Stabilität in der Region.“

Der Angriff auf Hula ist einer der blutigsten seit dem Beginn des Aufstands gegen Assad im März vergangenen Jahres. Aktivisten zufolge war die Gewalt eindeutig religiös motiviert. Die Dörfer in Hula werden von sunnitischen Muslimen bewohnt. Die Pro-Regierungs-Kämpfer seien alle aus Dörfern südlich von Hula, die von Alawiten bewohnt seien. Der Konfession innerhalb der Schiiten gehört auch Assad an.

Der Angriff löste Massenproteste in Vororten der syrischen Hauptstadt Damaskus und in Aleppo aus.

Die syrische Regierung machte „bewaffnete Terroristengruppen“ für das „Massaker“ verantwortlich. „Die bewaffneten Gruppen steigern ihre Massaker gegen das syrische Volk wenige Tage vor dem Besuch des internationalen Gesandten Kofi Annan, um seinen Plan und eine politische Lösung der Krise zu vereiteln und das Blut von Syrern für den Medienzirkus zu missbrauchen“, hieß es im syrischen Staatsfernsehen.

(dapd)