Die Entführung dürfte die Sorge verstärken, dass der seit 15 Monaten andauernde blutige Konflikt in Syrien auf das Nachbarland Libanon übergreifen könnte.
Beirut. Im Norden Syriens haben Rebellen nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Dienstag elf libanesische Schiiten und ihren syrischen Fahrer entführt. Die Opfer waren auf dem Heimweg von einer Pilgerreise in den Iran, als sie in der syrischen Provinz Aleppo von den Rebellen angehalten und verschleppt wurden, meldete die amtliche syrische Nachrichtenagentur SANA. Die mitreisenden Frauen seien freigelassen worden und an einem sicheren Ort, hieß es weiter. Libanesische Sicherheitskräfte bestätigten die Entführung.
Im schiitischen Teil der libanesischen Hauptstadt Beirut setzten Bewohner aus Protest gegen die Entführung Reifen in Brand. Der Führer der militanten libanesischen Hisbollah-Miliz, Scheich Hassan Nasrallah, rief in einer Fernsehansprache zur Ruhe auf und warnte seine Anhänger vor Vergeltungsmaßnahmen an Syrern. "Das ist streng verboten", sagte Scheich Nasrallah in einer übertragenen Rede.
Die Entführung dürfte die Sorge verstärken, dass der seit 15 Monaten andauernde blutige Konflikt in Syrien auf das Nachbarland Libanon übergreifen könnte. In der Nacht zum Montag waren bei Straßenkämpfen zwischen pro- und antisyrischen Gruppen in Beirut mindestens zwei Menschen getötet und 15 verletzt worden. Auslöser der Kämpfe war die Tötung eines syrienkritischen Geistlichen am Vortag im Nordlibanon.
Der Libanon ist in der Syrien-Frage tief gespalten. Es gibt eine Reihe klar pro-syrischer Parteien, und auch Teile der Bevölkerung unterstützen die Regierung von Präsident Baschar Assad. Die andere Seite ist gegen Assad, unter anderem, weil sie befürchtet, Syrien habe noch immer zu viel Einfluss im Libanon.