Mindestens zwei Tote in Aleppo. Uno-Generalsekretär: “Derzeit kein Plan B für Syrien.“ Westerwelle bestellt syrischen Botschafter ein.
Beirut. Mit Tränengas und scharfer Munition sind syrische Truppen am Freitag gegen tausende Demonstranten vorgegangen. Mindestens zwei Menschen wurden dabei nach Angaben von Oppositionsgruppen in der Stadt Aleppo getötet. Die Uno-Beobachter, die im Land die Umsetzung einer Waffenruhe überwachen sollen, hätten die anhaltende Gewalt bisher nicht verhindern können, sagte Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon. Derzeit gebe es aber keine Alternative zum Friedensplan des Sondergesandten Kofi Annan.
Bei den wöchentlichen Freitagsprotesten gegen das Regime von Präsident Baschar Assad waren im ganzen Land wieder tausende Menschen auf die Straße gegangen. Allein in Aleppo im Norden Syriens hätten 10.000 Demonstranten an den Protesten teilgenommen, sagte der örtliche Aktivist Mohammad Said. Nach seinen Angaben erlag dort ein Demonstrant seinen Verletzungen, nachdem das Syrische Observatorium für Menschenrechte bereits zuvor von einem Toten und einem Verletzten berichtet hatte. Auch in einem Vorort von Damaskus sei ein Junge vor dem Beginn der Proteste von Scharfschützen erschossen worden, teilte das Observatorium mit.
Bei Protesten in anderen Landesteilen habe es weitere Verletzte gegeben. Außerdem hätten Regierungstruppen die Stadtteile Kusur und Dschobar in der Stadt Homs beschossen, meldeten die Aktivisten. Über mögliche Opfer wurde nichts bekannt.
Außenminister Guido Westerwelle ließ am Freitag erneut den syrischen Botschafter einbestellen. Der Nahost-Beauftragte der Bundesregierung, Boris Ruge, habe in dem Gespräch mit dem Diplomaten die Sorge über die anhaltende Repression durch das syrische Regime verdeutlicht, teilte das Außenamt mit. Der Friedensplan des Sondergesandten von Vereinten Nationen und Arabischer Liga, Kofi Annan, müsse unverzüglich und vollständig umgesetzt werden.
Tausende Syrer demonstrieren gegen das Assad-Regime
Konflikt in Syrien geht mit unverminderter Brutalität weiter
Unglücklicherweise sei dies noch nicht geschehen, sagte Uno-Generalsekretär Ban am Donnerstag in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN. Die Entsendung von Uno-Beobachtern habe einen gewissen Effekt gehabt, aber die Gewalt gehe weiter. Für ein Ende des Konflikts sei ein «starker politischer Wille» Assads und die volle Kooperation der Regierungsgegner notwendig, sagte Ban. Insgesamt sind in dem Konflikt in Syrien nach Schätzungen vom März mehr als 9.000 Menschen ums Leben gekommen. Zuletzt hatten die Auseinandersetzungen auch auf den Libanon übergegriffen, wo in den vergangenen zwei Wochen mindestens zehn Menschen getötet wurden.
Eine Gruppe libanesischer Schiiten kam unterdessen drei Tage nach ihrer Entführung wieder frei. Die elf Männer und ihr syrischer Fahrer seien bei guter Gesundheit und auf ihrem Weg nach Beirut, sagte der libanesische Ministerpräsident Nadschib Mikati. Die Schiiten waren angeblich auf dem Rückweg von einer Pilgerfahrt in den Iran, als sie verschleppt wurden. Die libanesische und die syrische Regierung machten Rebellen für die Entführung verantwortlich, die am Dienstag auch zu gewaltsamen Protesten in den mehrheitlich schiitischen Vororten im Süden Beiruts geführt hatte. (dapd/abendblatt.de)