In der Euro-Krise grillte der Moderator seine Gäste. FDP-Chef Philipp Rösler giftig über Finanzminister Wolfgang Schäuble: “Er hat sich bemüht.“
Berlin. Nein, diese Krise konnte er nicht weglächeln: Der FDP-Parteivorsitzende Philipp Rösler hat einen bemitleidenswerten Talkshow-Abend bei Günther Jauch in der ARD verbracht. Für den erst seit Mai amtierenden Wirtschaftsminister gab es nur einen Trost: Nächste Woche kommt Moderator Thomas Gottschalk nach dem „Tatort“ zu Jauch ins Erste und erklärt, warum der Deutschland-Besuch von Papst Benedikt XVI. so wichtig gewesen sein wird. Und Rösler wird als bekennender Katholik Trost im Glauben finden.
Denn derzeit muss sich Rösler von einem hart nachfragenden Moderator Jauch sogar die Frage gefallen lassen: „Haben Sie keinen Durchblick, Herr Rösler?“ Jauch gab sich knallhart angesichts der Griechenland-Krise, Euro-Krise und FDP-Krise. Kaum waren die desaströsen Wahlergebnisse für die FDP aus Berlin verkündet, da musste Rösler ungewohnt sanft sagen: „Dass das alles dauert, war uns klar.“ Die Partei sei nach dem Umbruchprozess mit dem Sturz des langjährigen Vorsitzenden Guido Westerwelle auf einem schwierigen Weg. „Wir haben uns zu lange auf ein einziges Thema konzentriert“, lamentierte Rösler, „das war mehr Brutto vom Netto.“
Der Elan Röslers war verflogen, seine Angriffslust wie in der Griechenland-Frage („Geordnete Insolvenz muss denkbar sein“) deutlich gemindert. Der Börsenhändler Dirk Müller sagte zu Rösler, dessen Ideen er offenbar schätzt: „Bei der Investmentbank Goldman Sachs in New York gerät keiner in Unruhe, wenn jemand in Deutschland etwas sagt.“ Sollte heißen: Ihr Politiker überschätzt die Bedeutung eurer Worte.
Dabei konterte Umweltminister Norbert Röttgen (CDU), dass allein schon die Worte Handlungen sein. Denn die Finanzmärkte würden schließlich reagieren. Die Wirtschaftsweise Beatrice Weder die Mauro sagte, die Politiker wüssten in der Euro-Krise überhaupt nicht, wohin sie eigentlich wollten. Röttgen sagte nur abschätzig: Die Wirtschaftswissenschaftler hätten auch keine richtigen Prognosen geliefert.
+++ SO HABEN DIE BERLINER IN IHREN WAHLLOKALEN GEWÄHLT +++
Das Schwarze-Peter-Spiel beendete Moderator Jauch mit der Killerfrage an Rösler und Röttgen: „Kann es sein, dass Sie diese großen Aufgaben gar nicht durchblicken?“ Und da wehrte sich Rösler beleidigt. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), mit dem er heftigen Streit ausfocht, sei verantwortlich für den Euro. Das stimme. „Schäuble hat sich bemüht.“ Das war ein Zeugnis für Schäuble wie ein Schlag ins Gesicht. Was Schäuble auch getan habe, habe bislang wenig gebracht, so Rösler.
Mit dem Wahlerfolg im Rücken hämte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, die schwarz-gelbe Koalition habe sich heillos zerstritten. „Wir lamentieren und verzögern die Euro-Rettung“, so Wowereit. Dabei stehe seine SPD zu ihrer Verantwortung und unterstütze Angela Merkels Kurs. Das überzeugte Moderator Jauch nicht. Jauch hatte schon eingangs gesagt: „Berlin ist das deutsche Griechenland.“