Der italienische Ministerpräsident half dem gestrandeten Vizekanzler aus. In der Ersatzmaschine saß allerdings ein Überraschungsgast.

Rom/Mailand. Der Ärger mit den deutschen Regierungsfliegern der Flugbereitschaft der Bundeswehr geht weiter: Vizekanzler und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hat auf seiner Italien-Reise wie viele andere Minister vor ihm die Erfahrung machen müssen, dass die Maschinen der Luftwaffe so ihre Tücken haben. Am Mittwochabend verzögerte sich der Rückflug des FDP-Chefs nach Berlin, weil ein Flugzeug vom Typ Challenger wegen eines geplatzten Reifens nicht mehr zum Start rollen konnte. Die Regierung von Premier Silvio Berlusconi half dem Vizekanzler schnell aus der Patsche. Aus Rom kam eine italienische Regierungsmaschine Falcon 900 nach Mailand. Ihr entstieg zur Überraschung der Deutschen Lega-Nord-Chef Umberto Bossi.

Rösler und seine Delegation konnten dann dieses Flugzeug nach Berlin nehmen. Zwei Mitarbeiter von Rösler passten jedoch nicht in den Flieger und sollten am nächsten Morgen Linie fliegen.

In der Vergangenheit gab es häufig Probleme mit den alten Challenger-Maschinen und sogar mit dem neuen Kanzler-Airbus . Die Challenger und der alte Airbus A310 sollen in Kürze außer Dienst gestellt werden. Rösler hatte in Rom Gespräche über die Euro-Rettung geführt und später am Abend in Mailand an einem Essen mit deutschen und italienischen Managern teilgenommen.

Im Streit über den europapolitischen Kurs der schwarz-gelben Koalition stichelt FDP-Chef Rösler nun gegen die CSU. „In der Sache gibt es deutlich weniger Unterschiede zwischen FDP und CDU als zwischen CDU und CSU“, sagte Rösler in Mailand. Seinen Worten zufolge gibt es im Regierungsbündnis zwar viele Gemeinsamkeiten in der Frage, wohin sich Europa entwickeln soll. Es gebe aber auch Differenzen. „Nicht einig sind wir uns mit der CSU, die einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone gefordert hat“, sagte Rösler.

Sein Ziel sei es, die wirtschaftspolitische Leistungsfähigkeit Griechenlands wiederherzustellen. Die CSU-Führung will beim nächsten Parteitag einen Antrag zur Abstimmung stellen, in dem Schuldensündern notfalls auch mit einem Ausschluss aus der Eurozone gedroht wird.

Rösler selbst hatte auch koalitionsintern Kritik auf sich gezogen mit Gedankenspielen über eine geordnete Insolvenz Griechenlands, wenn die Instrumente dafür vorhanden seien. CSU-Chef Horst Seehofer allerdings hatte dem FDP-Chef hier Rückendeckung gegeben. Rösler verteidigte nun erneut seinen Vorstoß. Ihm gehe es darum, eine Diskussion über gemeinsame Werte in Europa zur Förderung von Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit anzustoßen, sagte er. Dafür brauche es ein klares Plädoyer für nationale Schuldenbremsen, aber auch automatische Sanktionsmechanismen bei Verstößen gegen die gemeinsamen Stabilitätsziele. (dpa/rtr/abendblatt.de)