Der Verteidigungsminister hat in einer emotionalen Erklärung aufs Amt verzichtet. Die Affäre um Guttenbergs Doktorarbeit wird jedoch weitergehen.
Berlin. Es war eine Inszenierung, die seiner politischen Glanzzeit in Berlin gerecht wurde – innerhalb und außerhalb von Verteidigungsministerium und Bundestag: Mit einem Paukenschlag und nur vor handverlesener Zuhörerschaft ist Karl-Theodor zu Guttenberg zurückgetreten. Knapp zwei Wochen nach dem Beginn der Plagiats-Affäre um seine Dissertation an der Universität Bayreuth und die Aberkennung des Doktortitels sagte er: „Wenn es auf dem Rücken der Soldaten nur noch um meine Person gehen soll, kann ich dies nicht mehr verantworten.“ Und: „Ich war immer bereit zu kämpfen. Aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht.“ Noch vor wenigen Wochen war Guttenberg als möglicher künftiger Kanzler oder CSU-Vorsitzender im Gespräch gewesen. Das Amt, die Bundeswehr, die Wissenschaft und auch die ihn tragenden Parteien drohten Schaden zu nehmen, sagte Guttenberg. Er kritisierte eine „enorme Wucht der medialen Betrachtung“ seiner Person. Der Tod und die Verwundung von Soldaten rückten in den Hintergrund. Dies sei eine „dramatische Verschiebung“.
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Für das fordernde Amt des Verteidigungsministers brauche man ungeteilte Konzentration und fehlerfreie Arbeit. Guttenberg will sich schnell staatsanwaltlichen Ermittlungen zu den Plagiatsvorwürfen gegen ihn stellen. Er habe Respekt vor all jenen, die die Vorgänge strafrechtlich überprüft sehen wollen. „Es würde daher nach meiner Überzeugung im öffentlichen wie in meinem eigenen Interesse liegen, wenn auch die staatsanwaltlichen Ermittlungen etwa bezüglich urheberrechtlicher Fragen nach Aufhebung der parlamentarischen Immunität, sollte dies noch erforderlich sein, zeitnah geführt werden können.“
Guttenberg sagte, er ziehe die Konsequenz, die er auch von anderen verlangt habe. Er stehe zu seinen Schwächen und Fehlern. Es sei eine Frage des Anstandes gewesen, zunächst die drei in Afghanistan gestorbenen Soldaten zu Grabe zu tragen. Er machte deutlich, dass er sich mit seinem Rücktritt schwer getan habe. Man gebe nicht leicht ein Amt auf, „an dem das Herzblut hängt“. Guttenberg hatte in seiner Doktorarbeit zu erheblichen Teilen fremde Texte verwendet, ohne dies korrekt zu zitieren. Er räumte schwere Fehler ein, bestritt aber einen Vorsatz. Die Universität Bayreuth erkannte seinen Doktortitel ab.
Der Reservistenverband hat nach dem Rücktritt von Guttenberg eine konsequente Fortführung des eingeschlagenen Weges zur Reform der Bundeswehr gefordert. „Wir dürfen jetzt nicht in alte Strukturen verfallen, nur weil es einen personellen Wechsel in der Führung gibt“, erklärte der Präsident des Reservistenverbandes, Gerd Höfer. Der Reservistenverband respektiere den Rücktritt Guttenbergs. Verkehrsminister Peter Ramsauer war als Guttenbergs Nachfolger gehandelt worden. Doch er erklärte: „Das mute ich meiner Familie nicht zu“, sagte Ramsauer der „Rheinischen Post“. Seine Familie habe ihn dringend gebeten, unter keinen Umständen eine derartig drastische Erschwerung der Lebensumstände hinzunehmen. „Meine Kinder sind zu klein, um jetzt nur noch in gepanzerten Wagen herumzufahren“, betonte Ramsauer.
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Die Plagiatsaffäre um seinen erschlichenen Doktortitel hatte am Montag eine neue Wendung bekommen. Sein eigener Doktorvater rückte von Guttenberg ab – und gibt damit selbst Fehler zu. Der inzwischen emeritierte Professor Peter Häberle sagte, die Aberkennung des Doktortitels sei die notwendige Folge der Copy-and-Paste-Affäre gewesen. Dass er die Vorwürfe gegen den Schummel-Doktor erst zurückgewiesen hatte, sei vorschnell gewesen, hieß es in einer auf der Homepage der Universität Bayreuth veröffentlichten Erklärung Häberles. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel vom Rücktritt Guttenbergs nichts wissen will, explodiert die Empörung im deutschen Wissenschaftsbetrieb.
Der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Prof. Karl-Werner Hansmann schrieb sich im Hamburger Abendblatt (Dienstagausgabe) seine Aufregung vom Leib. Er sprach von Fakten, die für jedermann einsehbar seien: im Internet unter http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate . Hansmann sprach von „schwerwiegender Täuschung der Promotionskommission, aber auch der Öffentlichkeit“, weil die Doktorarbeit veröffentlicht ist. Hansmann: „An vielen Stellen werden die sonst wörtlichen Übernahmen durch kleine Satzumstellungen verändert oder Zahlen korrigiert, wie in der Einleitung, wo die Gründung der USA im abgekupferten Original ,vor rund 200 Jahren’ stattfand, in der Doktorarbeit von zu Guttenberg ,vor über 215 Jahren’. Dass dies aus ,Versehen’ verändert wurde, ist praktisch unmöglich, da die Aussage kein handwerklicher Fehler, sondern sogar genauer als das Original ist.“