Die Abstimmung im Netz hat ergeben: 69 zu 31 Prozent votierten für einen Rücktritt Guttenbergs. Die Debatte um den Minister wird immer heftiger.
Hamburg/Berlin. Die Popularität von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) scheint ungebrochen. Doch die Zustimmung nach der Affäre um seine gefälschte oder abgeschriebene Doktorarbeit bröckelt. Anders als bei Schnellumfragen von Fernsehsendern und Telefonaktionen per Ted wollen die User von abendblatt.de, dem Online-Portal des Hamburger Abendblatts, dass Guttenberg als Minister zurücktritt. Schon eine Stunde, nachdem die Abstimmung online gestellt wurde, hatten 1000 Internetuser abgestimmt. Bis zum Vormittag hatten am Donnerstag über 5000 User von abendblatt.de (5046) abgestimmt. 69 Prozent votierten für einen Rücktritt Guttenbergs, 31 Prozent meinten, er solle oder könne im Amt bleiben.
Die Universität Bayreuth hatte Guttenberg den Doktortitel entzogen. Der Minister selbst hatte den Titel selbst niedergelegt. Das aber ist rechtlich nicht möglich. Er hatte die Vorwürfe eines Plagiats erst als „abstrus“ bezeichnet, dann aber schwere Fehler eingeräumt – auch im Bundestag. Den Vorwurf der Täuschung wies er zurück.
Der Vorteil der abendblatt.de-Umfrage liegt darin, dass sowohl die Umfragen der Fernsehsender als auch die von anderen Medien vor dem Entzug der Doktorwürde gemacht wurden. Unsere Umfrage startete gegen 15.30 Uhr und hatte mit der aktuellen Entwicklung um den Titelentzug eine deutlich zunehmende Resonanz. Repräsentativ kann sie nicht sein, aber aufgrund der großen Zahl an Votern aussagekräftig für die User. Die Zahl der Visits pro Monat bei abendblatt.de lag zuletzt bei zehn Millionen, die der Besuche pro Tag bei über 300.000.
+++ Lesen Sie hier den Text zur hitzigen Diskussion bei „hart aber fair“ von ARD-Talker Frank Plasberg +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel will an Guttenberg festhalten. Die Opposition von SPD, Grünen und Linken forderte seinen Rücktritt. Die Hamburger Grünen-Politikerin Krista Sager (ehemalige Wissenschaftssenatorin) sagte in einem bewegenden kurzen Statement im Bundestag an Guttenbergs Adresse: „Sie können uns nicht erzählen, dass Sie nicht wissen, was Sie tun.“ Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sagte mit Blick auf den Roman von Thomas Mann über den Hochstapler Felix Krull: „Frau Bundeskanzlerin, die Bundeswehr darf nicht mehr von einem Felix Krull kommandiert werden. Entlassen Sie Herrn Dr. zu Guttenberg.“ CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt verteidigte Guttenberg in der ARD: Er habe sich entschuldigt, die Attacken der Opposition seien durchsichtig.