Noch vor der Rückkehr nach Kiel will er mit der Mannschaft reden. Die SPD attackiert Guttenberg wegen der Affäre um die „Gorch Fock“ heftig.
Berlin/Flensburg. Noch vor ihrer Rückkehr nach Kiel wird Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) die „Gorch Fock“ besuchen. Das sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Der Besuch werde unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, ein genauer Zeitpunkt stehe noch nicht fest. Nach Berichten über chaotische Zustände auf dem Segelschulschiff im Anschluss an den Tod einer 25-jährigen Kadettin hatte Guttenberg das Segelschulschiff „Gorch Fock“ von Südamerika nach Deutschland zurückbeordert. Derzeit liegt das Schiff im chilenischen Hafen Valparaiso und wird erst Ende April oder Anfang Mai in Kiel zurückerwartet. Guttenberg hatte den Kapitän Norbert Schatz abgesetzt.
Die SPD hat die Absicht von Guttenberg kritisiert, noch auf der Heimreise der „Gorch Fock“ und ihrer Mannschaft einen Besuch abzustatten. „Er sollte nicht schon wieder den Macher-Typ spielen, sondern das Verfahren schnell zum Abschluss bringen“, sagte SPD- Verteidigungsexperte Rainer Arnold der „Rheinischen Post“.
Bei seinem Besuch in der Marineschule Mürwik hatte Guttenberg mit Kameraden der tödlich verunglückten Kadettin gesprochen. In der Aula des Flensburger Kasernengeländes redete er über das Thema „Ausbildung, Erziehung, Fürsorge“ und diskutierte – hinter verschlossenen Türen – eine Stunde lang mit den 300 Soldaten, darunter 60 Offiziersanwärter. Kameraden der im November verunglückten Offiziersanwärterin hatten gegen die Stammmannschaft des Segelschulschiffs Vorwürfe der Drangsalierung bis hin zur sexuellen Nötigung erhoben und damit die Affäre ins Rollen gebracht. Sie hatten auch einen unsensiblen Umgang der Schiffsführung mit dem Todesfall beklagt.
Den Fragen nach der Zukunft der „Gorch Fock“ wich Guttenberg aus. Zunächst müssten die Vorwürfe „sauber“ abgearbeitet werden und das Ausbildungskonzept zukunftsfest sein. Er freue sich aber, wenn es eine Zukunft für die „Gorch Fock“ geben würde. Über das Treffen sagte der durch die Affäre selbst stark unter Druck geratene CSU-Politiker: „Es war ein sehr offenes, ein gutes, ein Gespräch, das durch alle Dienstgrade hindurchging. Ich bin sehr zufrieden.“ Der Stammbesatzung der „Gorch Fock“ habe er als Reaktion auf deren kritischen offenen Brief eine direktes Gespräch angeboten, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit, sagte Guttenberg.