Das Segelschulschiff “Gorch Fock“ hat nun doch den Hafen von Callao erreicht. Die Hafenbehörde in Peru behauptete bisher das Gegenteil.
Lima. Das wegen des Todes einer Kadettin in die Negativschlagzeilen geratene Segelschulschiff „Gorch Fock“ ist am Sonntagabend deutscher Zeit im peruanischen Hafen Callao eingetroffen. Das sagte ein Sprecher der Marine in Glücksburg am Montag. Er widersprach damit Aussagen der staatlichen Hafenbehörde in Peru, wonach der Besuch in Callao am Sonnabend ohne Begründung abgesagt worden sein soll. Es gebe eine Einlaufmeldung des Schiffes vom Sonntag um 13.40 Uhr Ortszeit (17.40 Uhr deutscher Zeit), so der Sprecher. Das Schiff liege jetzt im Hafen von Callao, damit Vorräte und Verpflegung beschafft werden können.
Guttenberg will „Gorch Fock" weiter besuchen
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"Gorch Fock"-Kapitän soll wohl rehabilitiert werden
Der wegen der „Gorch Fock“-Affäre suspendierte Kapitän Norbert Schatz ist offenbar entlastet. Ein „disziplinarrechtlich relevantes Fehlverhalten“ des Kapitäns sei „nicht zu erkennen“, ist das Ergebnis der Marine-Untersuchungskommission. Das berichtete das Nachrichtenmagazin „Focus“ am Sonnabend vorab. In Marinekreisen werde nun erwartet, dass Guttenberg den Kapitän rehabilitiert.
Das Untersuchungsteam unter Leitung des Marineamtschefs Horst-Dieter Kolletschke war vom argentinischen Ushuaia aus bis Valparaiso an Bord der "Gorch Fock"mitgefahren. Das Team hatte die Stammbesatzung des Dreimasters befragt, nachdem Offiziersanwärter von Drangsalierungen und sexueller Belästigung berichtet hatten. Außerdem gab es Kritik am Umgang mit dem tödlichen Unfall der Kadettin Sarah Lena S.
Sie war am 7. November vergangenen Jahres im brasilianischen Hafen von Salvador da Bahia aus 27 Meter Höhe aus der Takelage des Segelschiffes auf Deck gestürzt und später an ihren schweren Verletzungen gestorben. Anschließend waren Vorwürfe laut geworden, an Bord würden Kadetten drangsaliert. Rund zwei Wochen lang war eine Untersuchungskommission der Marine an Bord den Vorwürfen nachgegangen und hat die Besatzung befragt. „Wir wurden wirklich alle gefragt, alle 200 Mann an Deck“, sagte ein junger Gefreiter der ARD.
Nach Abschluss der Untersuchungen hat das Segelschulschiff am 15. Februar den chilenischen Hafen Valparaiso verlassen und die Heimreise fortgesetzt. Nach Informationen der ARD, die mit Matrosen in Valparaiso sprach, ist die Stimmung an Bord mies. Nächster Hafen ist Callao nahe der peruanischen Hauptstadt Lima, wo das Schiff demnächst eintreffen dürfte. Ob Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) dem Schiff seinen grundsätzlich angekündigten Besuch dort oder erst auf späteren Stationen der Reise abstatten würde, ist noch unbekannt. Nach Callao soll die „Gorch Fock“ nach der Durchquerung des Panama-Kanals durch die Karibik und über den Atlantik zurück nach Deutschland segeln. Voraussichtliche Stationen sind dabei noch die Dominikanische Republik und die Azoren. Ende April oder Anfang Mai wird die „Gorch Fock“ in Kiel zurückerwartet.
Die SPD hat die Absicht von Guttenberg kritisiert, noch auf der Heimreise der „Gorch Fock“ und ihrer Mannschaft einen Besuch abzustatten. „Er sollte nicht schon wieder den Macher-Typ spielen, sondern das Verfahren schnell zum Abschluss bringen“, sagte SPD- Verteidigungsexperte Rainer Arnold der „Rheinischen Post“.
Bei seinem Besuch in der Marineschule Mürwik hatte Guttenberg mit Kameraden der tödlich verunglückten Kadettin gesprochen. In der Aula des Flensburger Kasernengeländes redete er über das Thema „Ausbildung, Erziehung, Fürsorge“ und diskutierte – hinter verschlossenen Türen – eine Stunde lang mit den 300 Soldaten, darunter 60 Offiziersanwärter. Kameraden der im November verunglückten Offiziersanwärterin hatten gegen die Stammmannschaft des Segelschulschiffs Vorwürfe der Drangsalierung bis hin zur sexuellen Nötigung erhoben und damit die Affäre ins Rollen gebracht. Sie hatten auch einen unsensiblen Umgang der Schiffsführung mit dem Todesfall beklagt.
Den Fragen nach der Zukunft der „Gorch Fock“ wich Guttenberg aus. Zunächst müssten die Vorwürfe „sauber“ abgearbeitet werden und das Ausbildungskonzept zukunftsfest sein. Er freue sich aber, wenn es eine Zukunft für die „Gorch Fock“ geben würde. Über das Treffen sagte der durch die Affäre selbst stark unter Druck geratene CSU-Politiker: „Es war ein sehr offenes, ein gutes, ein Gespräch, das durch alle Dienstgrade hindurchging. Ich bin sehr zufrieden.“ Der Stammbesatzung der „Gorch Fock“ habe er als Reaktion auf deren kritischen offenen Brief eine direktes Gespräch angeboten, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit, sagte Guttenberg.
Mit Material von dpa und dapd