Er spricht von „Schmieren-Kampagne“ und verdächtigt im BBC-Interview die Schweden. WikiLeaks verstößt nicht gegen australische Gesetze.
London/Washington/Canberra. Nach seiner Haftentlassung rechnet WikiLeaks-Gründer Julian Assange mit dem Bekanntwerden weiterer Details zur den Sexualvergehen, die ihm in Schweden vorgeworfen werden. Seine Anwälte hätten ihn informiert, dass im Laufe des Freitags ein „weiterer Schmieren-Versuch“ im Zusammenhang mit den schwedischen Ermittlungen stattfinden solle, sagte Assange in der Nacht der britischen BBC.
Zuvor hatte er bereits die Befürchtung geäußert, an die USA ausgeliefert zu werden, wo ihm eine Anklage wegen Spionage drohen könnte. Assange war am Donnerstag gegen Kaution und unter strengen Auflagen aus der Haft entlassen worden. Das höchste britische Zivilgericht hatte zuvor eine Berufung Schwedens gegen eine entsprechende Entscheidung aus erster Instanz verworfen. Der Australier saß aufgrund eines s chwedischen Haftbefehls wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs zweier Frauen seit gut einer Woche in Untersuchungshaft.
Die neuen Informationen zu den Sex-Vorwürfen würden „entweder von der schwedischen Staatsanwaltschaft oder einer anderen Organisation, die sich das Material gezielt besorgt habe“, gestreut, sagte Assange der BBC, ohne jedoch weitere Einzelheiten zu nennen. Er hielt sich in der Nacht auf dem Landgut eines Freundes im Südosten Englands auf, wo er auf Anordnung des Gerichts bis zu einer Entscheidung über eine Auslieferung an Schweden im Januar unter Hausarrest steht. Die in Schweden gegen ihn erhobenen Vorwürfe nannte er erneut eine „sehr erfolgreiche und sehr falsche Schmierenkampagne“.
Assange und seine Unterstützer halten die Vorwürfe für einen Vorwand der USA, ihn wegen der politischen Enthüllungen von WikiLeaks kaltzustellen. WikiLeaks hatte in den vergangenen Monaten Zehntausende brisante Dokumente über die Kriege im Irak und Afghanistan sowie diplomatische Depeschen herausgegeben. Die Veröffentlichungen hatten vor allem die USA in Erklärungsnot gebracht.
Er habe „Gerüchte“ von seinen Anwälten in den USA gehört, wonach dort eine Anklage gegen ihn vorbereitet werde, hatte er kurz nach seiner Haftentlassung in London. Dabei sollten ihm Spionage und Verschwörung vorgeworfen werden. Die US-Regierung wies jede Beteiligung an dem juristischen Vorgehen gegen Assange in Schweden und Großbritannien zurück. „Es ist ein Rechtsverfahren in Großbritannien im Gange und wir verfolgen das offensichtlich, aber wir haben keinerlei Beteiligung daran“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley, in Washington. Anders lautende Vorwürfe bezeichnete er als Verschwörungstheorie.
Assange hat nach Angaben der australischen Regierung nicht gegen die Gesetze seines Heimatlandes verstoßen. Das erklärte Ministerpräsidentin Julia Gillard. Die Polizei hatte im Auftrag der Regierung Ermittlungen aufgenommen, ob die Veröffentlichung von geheimen US-Dokumenten einen Verstoß gegen australisches Recht darstellt.