Er hat sich mit dem Gründer überworfen. Sinnt Daniel Domscheit-Berg auf Rache an Julian Assange? Er gründete eine Enthüllungs-Konkurrenz.
New York/Washington/Mumbai. Der ehemalige deutsche Sprecher der Internet-Enthüllungsplattform WikiLeaks plant ein Buch über seine gemeinsame Arbeit mit dem umstrittenen Gründer der Website, Julian Assange. Das Buch von Daniel Domscheit-Berg, der besser unter seinem Pseudonym Daniel Schmitt bekannt ist, werde im Februar erscheinen, teilte der Verlag Crown Publishers in New York mit.
Es werde die „Entwicklung, die Finanzen und die inneren Spannungen“ der Organisation offenlegen, hieß es. Das Buch soll auch in Deutschland, Großbritannien und elf weiteren Staaten erscheinen.
Schmitt hatte Assange 2007 getroffen. Die Betreiber der auf Enthüllung von Geheimdokumenten spezialisierten Website sind größtenteils unbekannt, einzig Assange und Schmitt traten öffentlich auf. Schließlich kam es zum Zerwürfnis zwischen Assange und Schmitt über persönliche, ethische und politische Fragen. Der Deutsche verließ vor wenigen Monaten WikiLeaks. Er kündigte an, er werde eine ähnliche Website einrichten, Openleaks.org, die Anfang 2011 an den Start gehen soll.
Der US-Geheimdienst CIA hat jetzt eine Arbeitsgruppe zu möglichen Auswirkungen der Berichte der Enthüllungs-Plattform WikiLeaks auf die Spionagearbeit eingesetzt. Wie der Sender CNN berichtet, will CIA-Direktor Leon Panetta wissen, ob die Geheimdiensttätigkeit in irgendeiner Art kompromittiert worden sei. Es gehe um eine Überprüfung möglicher Auswirkungen der WikiLeaks-Dokumente auf die Auslandsbeziehungen oder -einsätze der CIA, wurde CIA-Sprecher George Little zitiert. Der US-Geheimdienst ist in den Enthüllungen der Inhalte von diplomatischen Depeschen weitgehend glimpflich davongekommen.
Die Internetplattform hat zuletzt Hunderte von geheimen Depeschen von US-Diplomaten in aller Welt veröffentlicht und damit dem US-Außenministerium und Hillary Clinton viele peinliche Momente beschert. Vielfach haben die an die Öffentlichkeit geratenen vertraulichen Informationen die Beziehungen der USA zu anderen Staaten belastet.
Und WikiLeaks steht vor Enthüllungen über kriminelle Verstrickungen hochrangiger russischer Politiker. Die höchste Reihe des Landes werde in den Dokumenten mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung gebracht, berichtete die regierungskritische Wochenzeitung „Nowaja Gaseta“. Das Blatt arbeite mit WikiLeaks zusammen und habe unbegrenzten Zugang zu brisanten Daten erhalten – etwa zu dem im Westen umstrittenen Gerichtsverfahren gegen den früheren Ölmagnaten Michail Chodorkowski und dem Mord an der Reporterin Anna Politkowskaja.
Präsident Dmitri Medwedew hatte die bisher durch die Enthüllungsplattform veröffentlichten US-Diplomatenberichte als irrelevant bezeichnet. „Wir scheren uns einen Dreck darüber, was diplomatische Kreise über den einen oder anderen politischen Prozess sagen“, sagte Medwedew bei einem Besuch in Indien. In den Berichten hieß es, der Präsident sei blass, zögerlich und müsse seine Entscheidungen von Ministerpräsident Wladimir Putin absegnen lassen. Russland sei faktisch ein „Mafia-Staat“, der von korrupten Geschäftsleuten und den Sicherheitskräften kontrolliert werde.