Gibt es Sorge wegen neuer Enthüllungen von WikiLeaks? Julian Assange spricht von Verwicklung der USA in eine „Schmieren-Kampagne“.
Washington/London. Der US-Auslandsgeheimdienst CIA hat nach Angaben von US-Vertretern seinen Top-Spion aufgrund von Todesdrohungen aus Pakistan abgezogen. Der ungewöhnliche Schritt wird den Kampf gegen das Terrornetzwerk al-Qaida für die USA weiter erschweren. Anfang des Monats war der Mann namentlich in einem Prozess der Tötung von Zivilisten angeklagt worden.
Der in der Hauptstadt Islamabad stationierte Leiter erfüllt die Aufgabe eines Geheimgenerals im Anti-Terrorkampf der USA. Dazu gehört unter anderem die Tötung von Terroristen durch Drohnenangriffe sowie die Zusammenarbeit mit dem pakistanischen Geheimdienst. Die CIA hält sich zugute, durch die Drohnenangriffe einige hochrangige Extremisten ausgeschaltet zu haben, gleichzeitig wurden in Pakistan Vorwürfe laut, dass dabei auch Unschuldige ums Leben kamen. Die USA bestätigen die Raketenangriffe nicht, aber es gab allein in diesem Jahr mehr als 100 – das ist mehr als doppelt so viel wie im vergangenen Jahr.
Aufgrund der Anklage sei die Tarnung des US-Spions aufgeflogen, was zu Drohungen gegen seine Person geführt habe, berichteten die US-Vertreter. Die CIA wollte den Vorgang nicht kommentieren.
Derweil hat WikiLeaks-Gründer Julian Assange den USA einen Tag nach seiner Freilassung „illegale und geheime Ermittlungen“ gegen ihn vorgeworfen. „Ich würde sagen, da ist eine sehr aggressive Untersuchung im Gange“, sagte der Australier mit Blick auf Hinweise, dass die USA ein Verfahren gegen ihn vorbereiten. „Das muss beobachtet und genau geprüft werden.“ Dem Internetaktivisten werden in Schweden sexuelle Vergehen vorgeworfen. Assange sprach von einer „Schmierenkampagne“. Den schwedischen Behörden lägen SMS-Nachrichten der beiden Frauen vor, mit denen nachgewiesen werden könne, dass es sich bei der mutmaßlichen Vergewaltigung um ein „abgekartetes Spiel“ („set-up“) gehandelt habe. Sein Anwalt in Schweden habe diese abgefangenen SMS sehen können. Die Ermittlungsbehörden weigerten sich jedoch, die Textnachrichten zu veröffentlichen. „Ich habe auf keinen Fall mit den Frauen Sex gegen deren Willen gehabt“, sagte Assange.
WikiLeaks hatte in den vergangenen Wochen Zehntausende geheime und zum Teil brisante Dokumente aus US-Botschaften veröffentlicht, die die Vereinigten Staaten in Erklärungsnot gebracht hatten. Eine Sprecherin des US-Justizministeriums wollte lediglich bestätigen, dass es „laufende Ermittlungen im Fall WikiLeaks“ gebe. Laut Medienberichten wird dabei geprüft, ob Assange nach einem Anti-Spionagegesetz aus dem Ersten Weltkrieg oder wegen Verschwörung angeklagt werden kann.
Der Gründer von WikiLeaks forderte die Menschen in den USA zur Unterstützung der Enthüllungsplattform auf. Auch bat er um Hilfe in eigener Sache. Er habe zwar bereits ein Anwalts-Team in den USA und unter anderem „Kollegen in Kalifornien“. „Wir brauchen mehr“, sagt er jedoch. Statt nur Reaktionen müsse es auch Eigeninitiativen gegen die Institutionen geben, die WikiLeaks und ihn persönlich in den USA unter Beschuss genommen hätten.