Heute wird der Einspruch Schwedens gegen die Freilassung von Assange geprüft. Aus den USA droht dem Wikileaks-Gründer weiterer Ärger.
London. Am Londonder High Court hat am Vormittag mit der Prüfung des Einspruchs Schwedens gegen eine vorläufige Freilassung von Wikileaks-Gründer Julian Assange begonnen. Der 39-jährige Australier wurde dazu von einem Gefängnis zum Gericht gebracht. Die britische Justiz hatte am Dienstag entschieden, dass Assange auf Kaution und unter Auflagen freigelassen werden könne. Dagegen erhoben Schwedens Vertreter vor Gericht Einspruch . Das Land will die Auslieferung von Assange wegen Vergewaltigungsvorwürfen erreichen. Die Anhörung, die um 11.30 Uhr Ortszeit (12.30 MEZ) begann, dürfte nach Einschätzung von Beobachtern mehrere Stunden dauern.
Die Anwälte von Assange halten die Vorwürfe der schwedischen Justiz gegen ihren Mandanten für politisch motiviert. Anhänger befürchten bei einer Überstellung an Schweden eine spätere Auslieferung des Australiers an die USA, wo ihm ein Verfahren wegen der Veröffentlichung von Geheimdepeschen der US-Diplomatie drohen könnte. Der Rechtsausschuss des US-Repräsentantenhauses wollte im Laufe des Donnerstags über Möglichkeiten beraten, Assange und Wikileaks wegen Spionage juristisch zu belangen. Ob Assange an Schweden ausgeliefert wird oder nicht, dürfte von der britischen Justiz erst in einigen Wochen oder gar Monaten entschieden werden.
Assange droht weiterer Ärger aus den USA
Möglicherweise kann Julian Assange das Gefängnis gegen eine Kaution verlassen, doch aus den USA droht ihm weiterer Ärger. US-Bundesanwälte prüften rechtliche Möglichkeiten, wie Assange wegen seiner Wikileaks-Veröffentlichungen der Prozess gemacht werden könne, berichtet die „New York Times“ am Donnerstag. Sollten Beweise gefunden werden, dass Assange direkt zur Veröffentlichung vertraulicher Dokumente angestiftet habe, drohe ihm ein Verfahren wegen Verschwörung.
Den US-Bundesanwälten geht es nicht um die sexuellen Vergehen , sondern um die Wikileaks-Veröffentlichungen, die die Regierung in Washington mehrfach in Erklärungsnot gebracht hatten. Sie prüfen nun, inwieweit Assange aktiv geholfen hat, die Unterlagen herunterzuladen. Als eigentliche Quelle wird der US-Soldat Bradley Manning angesehen. Manning habe mit Assange über Internet in Kontakt gestanden, während er große Datenmengen von Regierungscomputern herunterlud, argumentieren sie laut „New York Times“. Assange soll Manning auch Zugang zu einem speziellen Server gewährt haben, auf den er Daten hochladen konnte.