10.000 begabte und leistungsstarke Studenten sollen monatlich 300 Euro erhalten. Opposition und Studentenwerk halten nichts von den Plänen.
Berlin. Begleitet von Kritik hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) den Startschuss für das neue Deutschlandstipendium gegeben. Mit dem Programm sollen ab dem Sommersemester besonders gute Studenten eine Unterstützung von 300 Euro monatlich erhalten. „Wir wollen in Deutschland eine Stipendienkultur aufbauen“, sagte Schavan bei der Auftaktveranstaltung an der Berliner Humboldt-Universität. Schavan sagte weiter, das Programm solle jungen Menschen mit herausragenden Fähigkeiten den Rücken stärken und damit Deutschlands Position im internationalen Wettbewerb um kluge Köpfe verbessern.
Bis zum Jahresende sollen insgesamt 10.000 begabte und leistungsstarke Studenten gefördert werden. Der monatliche Betrag von 300 Euro soll je zur Hälfte vom Bund und von privaten Gebern aufgebracht werde. Weil das Deutschlandstipendium einkommensunabhängig sei und nicht auf das BAföG angerechnet werde, sei es „besonders attraktiv für alle, die ihr Studium selbst finanzieren müssen“, sagte Schavan.
Nach den Worten der Ministerin haben viele Förderer bereits ihre Unterstützung zugesagt. So könne nach ersten Stichproben davon ausgegangen werden, dass zum Start des Programms mehr als 1000 Stipendien fest zugesagt seien.
Die Organisation des Stipendiums kommt nach Angaben der Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Margret Wintermantel, an den meisten Hochschulen „zügig voran“. Sie betonte, ein größeres bürgerschaftliches Engagement wie etwa in den USA stärke die Autonomie der Hochschulen und erhöhe die Attraktivität eines Studiums in Deutschland. Der Freie Zusammenschluss von Studentenschaften (fzs) kritisierte das Deutschlandstipendium hingegen als sozialpolitisch verfehlt. „Es bildet keinerlei Anreiz, ein Studium aufzunehmen, und zementiert soziale Unterschiede“, erklärte fzs-Vorstand Moska Timar. Außerdem sei das Auswahlverfahren wenig transparent, und es würden in nächster Zeit nicht mal ein Prozent aller Studenten erreicht.
Skeptisch äußerte sich auch das Deutsche Studentenwerk (DSW). Das Deutschlandstipendium sei eher eine „marginale Ergänzung“ der Studienfinanzierung, erklärte DSW-Präsident Rolf Dobischat. Eine neue Stipendienkultur sei zwar nötig. „Eine tragende Säule der Studienfinanzierung sind Stipendien bislang nicht und werden es in Zukunft kaum sein.“
Der SPD-Bildungsexperte Dieter Rossmann kritisierte das Programm als „Umverteilung von unten nach oben“. Stipendien erhielten vor allem diejenigen, die keine Hilfe bräuchten. Das zeige die empirische Forschung unzweifelhaft. Die Linke kritisierte, dass das Stipendienprogramm anders als von Schavan dargestellt, nur wenig Unterstützung aus der Wirtschaft erhalte. Die Unternehmen zeigten der Bildungsministerin „die kalte Schulter“, erklärte Linken-Bildungsexpertin Nicole Gohlke. Auch der hochschulpolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring, erklärte: „Die enttäuschenden ersten Zwischenzahlen sind die vorhersehbare Quittung für ein handwerklich schlecht gemachtes Gesetz.“