Hamburg. Volker Groß aus Apensen räumt in der TV-Show Deal mit Ralf Dümmel ab. Der überlegt es sich später anders – und erntet sogar Verständnis.

  • Mangelnde Bewegung gehört zu den grassierendsten Zivilisationskrankheiten der Gegenwart
  • Um Schreibtischarbeit gesünder zu gestalten, ließ sich ein Erfinder aus Apensen deshalb eine besondere Stehwippe einfallen
  • Damit schaffte es der Backboon-Gründer in die TV-Show „Höhle der Löwen“

Deutlich mehr als eine Millionen TV-Zuschauer haben vergangenen Montag bei Vox gesehen, wie Investor Ralf Dümmel sich in der „Höhle der Löwen“ den Deal mit Backboon-Erfinder Volker Groß aus Apensen sicherte und dem Entwickler einer Stehwippe für ein gesünderes Arbeiten am Schreibtisch anschließend begeistert in die Arme fiel. Doch einen Tag nach der Ausstrahlung der beliebten Gründershow ist klar: Dümmels Begeisterung hielt offenbar nicht lange an.

Ralf Dümmel zieht Deal bei „Höhle der Löwen“ zurück – Reaktion von Backboon-Gründer überrascht

Denn jetzt wurde bekannt: „Löwe“ Dümmel hat sich nach dem Deal wieder in seine Investoren-Höhle zurückgezogen. Dabei hatten sich er und seine Kollegin Judith Williams in der Sendung noch total begeistert vom Backboon gezeigt.

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Da war Ralf Dümmel noch überzeugt: Volker Groß (l.) präsentiert seine Stehwippe Backboon in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“. © HA | RTL / Bernd-Michael Maurer

Mit dem dynamischen Möbel, eine Art Stehhilfe mit Wippfunktion, will Volker Groß die langen Sitzzeiten der Menschen verkürzen, Bewegung in ihren Arbeitsalltag bringen und Rückenschmerzen lindern. Damit überzeugte er Ralf Dümmel, den millionenschweren Chef des Handelsunternehmens DS Group, der dem Backboon-Entwickler aus Apensen 150.000 Euro für 20 Prozent von seinem Start-up zusagte.

Das sind die Gründe für Ralf Dümmels Rückzug

Am Dienstag nach der Sendung gab Dümmels DS Group allerdings bekannt, man habe nach intensiven Gesprächen mit Vertriebspartnern erkannt, dass der Backboon nicht zum Konzept von Dümmels Handelsgruppe passe. Daher habe man gemeinsam mit dem Gründer schweren Herzens beschlossen, den Deal aus der Sendung nicht weiter zu verfolgen.

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Dümmel erklärt: „Volker ist einfach ein großartiger Gründer und hat mich in der Löwenhöhle begeistert. Volker hat in seiner Rentenzeit ein Produkt entwickelt und eine Firma gegründet – das finde ich einfach unglaublich toll!“

Groß habe mit dem Backboon ein Möbel erfunden, das fit mache. „Ohne Zweifel ist Backboon ein innovatives Produkt, das mehr Bewegung in den Alltag bringt, ungesundes Sitzen vermeidet und auch noch Spaß macht. Ich wünsche Volker alles Gute für die Zukunft und bin überzeugt, dass er mit seiner Leidenschaft und seinem Talent seinen Weg gehen wird“, so Ralf Dümmel.

Das denkt der Backboon-Gründer über das Scheitern des Deals

„Die Umarmung von Herrn Dümmel hat sich ehrlich angefühlt“, hatte Volker Groß beim Verlassen der „Höhle der Löwen“ zum Moderator der TV-Sendung gesagt. Einen Tag nach der Ausstrahlung des Vox-Erfolgsformats wiederholt er diesen Satz nicht. Stattdessen bestätigt der Gründer dem Abendblatt am Dienstag: „Der Deal ist nicht zustande gekommen.“

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„Löwin“ Judith Williams zeigt sich in der „Höhle der Löwen“ besonders begeistert vom Backboon und seinem Erfinder Volker Groß. . © HA | RTL / Bernd-Michael Maurer

Ralf Dümmel habe Vertriebskanäle, die „nicht so passend sind“ für den Backboon, der im Moment noch um die 1000 Euro pro Stück kostet. „Er und sein Team sind vor allem an Discounter im Lebensmittelbereich und in der Möbelbranche herangetreten. Da passt der Backboon nicht hinein“, sagt Volker Groß.

„Ich brauche Leute, die hinter dem Produkt stehen“

Dass der Deal mit dem bekannten „Löwen“ – er war der Wunschkandidat des 67-jährigen Erfinders aus Apensen – im Nachhinein geplatzt ist, sei für ihn okay, erklärt Groß: „Letzlich ist das in meinem Sinn. Ich brauche Leute, die voll und ganz hinter dem Produkt stehen und eher im ,B2B‘-Vertrieb unterwegs sind.“

Enttäuscht sei er ganz und gar nicht, sagt der DHDL-Teilnehmer. „Was hier nach der Sendung losgegangen ist, ist unbeschreiblich. Ich komme gar nicht hinterher, das alles abzuarbeiten.“ Nach der Ausstrahlung der „Höhle der Löwen“-Sendung sei seine Homepage vor lauter Aufrufen in die Knie gegangen.

Nach der TV-Sendung explodiert die Nachfrage

„Ein Händler aus Berlin, der Backboon in der Ausstellung hat, rief mich an und erzählte, dass er wenige Stunden nach der Sendung mehr als 750.000 Klicks auf seiner Seite verzeichnen konnte“, berichtet Groß. Auch sein eigenes Mail-Postfach laufe über, das Telefon klingele nahezu ununterbrochen.

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„Es haben sich Händler, Firmen und Privatkunden gemeldet. Es sind viele sehr konkrete Anfragen darunter.“ Sein größter Wunsch hat sich allerdings einen Tag nach der Sendung noch nicht erfüllt: „Ich habe noch keinen Hersteller aus der Möbelbranche gefunden, der bereit wäre, den ,Backboon‘ im größeren Stil zu produzieren, um ihn deutlich günstiger anbieten zu können.“

Rentner erfindet Stehwippe: So geht es für Volker Groß nach Auftritt bei DHDL weiter

Das war das, was auch Ralf Dümmel mit seinem Investment zunächst erreichen wollte. Nach dessen Rückzug von der Unterstützung für die innovative Stehwippe fühlt sich deren Erfinder aber nicht verschaukelt. Es gibt offenbar kein böses Blut zwischen dem Gründer und dem abgesprungenen „Löwen“: „Die Gespräche mit Ralf und seinem Team waren äußerst wertvoll. Ich schätze seine Expertise und die Unterstützung, die ich von ihm und seinem Team bisher erhalten habe sehr.“

Auch wenn der Deal nicht zustande gekommen sei, habe er bei der „Höhle der Löwen“ viele neue Erkenntnisse gewonnen und wertvolle Erfahrungen gesammelt, meint Volker Groß.