Apensen. Designer aus Apensen bringt mit seiner Stehwippe Schwung in die Vox-Sendung und findet neben bekanntem Investor einen prominenten Fan.
Seit Jahren tüftelt Volker Groß in seinem Haus im Hamburger Süden an seiner Erfindung: einer Stehwippe mit dem Namen „Backboon“. Die Wortkreation ist einer Kombination aus den englischen Wort für Rückgrat (backbone) und Segen (Boon). Denn Volker Groß will unseren Körpern, die vom ewigen Sitzen zu erschlaffen und erkranken drohen, etwas Gutes tun: Mit einem Möbel, das Bewegung in den Arbeitsalltag der Menschen bringen und Rückenschmerzen lindern soll.
Gründer aus Apensen in der „Höhle der Löwen“ bei VOX: Dieser Investor beißt an
Am Montagabend sicherte sich der Mann aus Apensen mit seiner ungewöhnlichen Entwicklung einen Deal in der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“: 150.000 Euro für 20 Prozent von seinem Start-up. Zusammen mit Investor Ralf Dümmel will Volker Groß nun den Durchbruch schaffen und aus möglichst vielen Sitz-Zeiten mithilfe des „Backboons“ Trainingszeiten machen.
DHDL-Erfinder ist genauso dynamisch wie sein Möbel
Volker Groß hat Design und Architektur studiert und arbeitet auch nach dem Renteneintritt weiter als Vertriebsleiter bei einem bayrischen Büromöbelhersteller. In dieser Funktion hat er schon viele Menschen beraten, die bei der Arbeit den ganzen Tag sitzen. Seine Stehhilfe mit Wippfunktion soll Abhilfe schaffen und möglichst viele herkömmlichen Bürostühle ersetzen. „Mir wurde im Laufe der Jahre klar: Das Sitzen wird bei uns nicht hinterfragt. Ich wollte etwas entwickeln, um eine Alternative fürs Ganztagsarbeiten anbieten zu können“, sagt Volker Groß bei einem Besuch in seinem Haus in Apensen, einer Gemeinde unweit von Hamburg.
Wippen soll die gesamte Muskulatur aktivieren
Dort entwickelte Groß in seiner Freizeit seine Ideen, ließ sich von Fachleuten beraten und wälzte zahlreiche medizinische Studien. Diese Erkenntnisse flossen in den „Backboon“, der nach und nach in seinem Kopf heranreifte. Ein Geländebauer half ihm, den ersten Prototypen anzufertigen. Groß meldete den „Backboon“ zum Patent an. „Mit dem Wippen aktiveren Sie die gesamte Muskulatur im Körper.
Die kleinen Bewegungen steigern die Konzentrationsfähigkeit, erhöhen das allgemeine Leistungspotenzial, fördern die Durchblutung – und gleichzeitig macht die Anwendung auch noch richtig Spaß“, sagt er. Auch zum Arbeiten am Schreibtisch sei der „Backboon“ geeignet und das Beste sei: „Sie bleiben während der ganzen Bildschirmarbeit in Bewegung und haben keine Überlastung. Denn die Intensität des Wippens bestimmen Sie selbst intuitiv.“
Vor DHDL: Bisher noch keinen Hersteller gefunden
Inzwischen hat er nach eigenen Angaben eine fünfstellige Summe vom Ersparten in seine Erfindung gesteckt. In seinem Wohnzimmer und im Büro der Familie stehen zwei viel genutzte „Backboons“, knapp 100 der dynamischen Stehwippen wurden verkauft. Auf Messen und Wirtschaftsveranstaltungen versucht Groß, sein Produkt bekannt zu machen. Doch sein größtes Problem: Bisher konnte er noch keinen Hersteller aus der Möbelbranche finden, der bereit wäre, den „Backboon“ im größeren Stil zu produzieren.
Wird Ralf Dümmel dem DHDL-Teilnehmer helfen?
Der Hobby-Volleyballer wünscht sich sehr, dass sich das mit dem Deal in der Höhle der Löwen und mit dem Branchenkenner Ralf Dümmel an der Seite ändern wird. Allerdings: Die Sendung wurde Ende Februar aufgezeichnet – und bis zur Ausstrahlung hat sich noch nicht viel in diese Richtung getan. „Es gibt zwar einen sehr netten Austausch zwischen dem Team von Herrn Dümmel und mir. Aber konkrete Schritte haben bisher noch nicht stattgefunden“, erzählt Volker Groß.
Schon Jugendliche sitzen 70 Prozent des Tages
Der 67-Jährige hofft, dass sich dies mit der Ausstrahlung der Vox-Sendung ändert. Seine Mission ist es, dem bewegungsarmen Lebensstil der deutschen Bevölkerung entgegenzuwirken: „Früher haben wir siebeneinhalb Stunden am Tag gesessen, inzwischen sind es über zehn Stunden am Tag. Über die Hälfte unserer Wachzeit verbringen wir mittlerweile im Sitzen“, erläutert er bei seinem Pitch vor den Investoren in der „Höhle der Löwen“. Doch das sei ungesund, denn die Zivilisationskrankheiten würden durch dieses bewegungsarme Verhalten gefördert, selbst Kinder seien davon bereits betroffen. „Schon Jugendliche sitzen etwa 70 Prozent ihrer wachen Zeit“, weiß Groß. Die Löwen nicken zustimmend, und Judith Williams sagt: „Sitzen ist das neue Rauchen.“
Judith Williams ist sofort begeistert von Erfindung
Die Löwin ist sofort bereit, den „Backboon“ auszuprobieren. Mit ihren Highheels stöckelt sie zu dem Gerät, das ein wenig wie eine Mischung aus einem Fitnessgerät und einem halben Rhönrad aussieht. Ohne Scheu steigt Williams in die Stahl-Konstruktion, lehnt sich vertrauensvoll in die Rückenstütze und beginnt zu schaukeln. Schnell hat sie heraus, wie dieses ungewöhnliche Büromöbel funktioniert, bringt es durch eine leichte Verlagerung des Beckens in die Gerade und simuliert in aufrechter Haltung ein Telefonat und das Arbeiten am Schreibtisch. „Das ist sensationell“, schwärmt die Löwin und fordert ihre Kollegen auf: „Ihr müsst das unbedingt probieren.“
Warum Ralf Dümmel genau der richtige Investor ist
Ralf Dümmel kommt dieser Aufforderung von Judith Williams nach. „Das war die junge sportliche Frau, jetzt kommt der ältere dickliche Mann“, scherzt er beim Einstieg in den „Backboon“. Auch der gelernte Möbelhändler ist schnell überzeugt. „Wenn man drinsteht, hat man null Unsicherheit.“
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Es läuft für Volker Groß: Er bietet 15 Prozent der Firmenanteile für ein Investment von 150.000 Euro an. Doch dann wird es noch einmal spannend: Die ersten drei Investoren sagen ab – darunter die begeisterte Judith Williams. Sie wolle gern Werbung für die tolle Stehhilfe in Möbelhäusern machen. Aber als Investor sei sie nicht geeignet – im Gegensatz zu Ralf Dümmel, der sich in der Möbelbranche auskenne.
Dümmels Plan mit dem neuen Löwen-Invest
„Ja, ich habe bei Möbel Kraft gelernt und will dir helfen“, sagt Dümmel, der Wunsch-Investor von Volker Groß. Der Chef der DS Group bietet die gewünschten 150.000 Euro, allerdings für 25 Prozent. Volker Groß bedankt sich, will aber über die Prozente noch einmal kurz nachdenken. Da unterbricht ihn Dümmel und geht auf 20 Prozent herunter. „Deal“, platzt es aus Groß heraus - und die beiden Männer liegen sich in den Armen. Vor allem müsse der „Backboon“ deutlich günstiger werden, lautet Dümmels Plan. Bisher kostet das Möbelstück laut Groß in der Herstellung 550 Euro und im Handel 800 bis 1200 Euro: „Im Moment ist damit wenig zu verdienen“, sagt er.
Judith Williams als prominente Werbefigur
Trotzdem konnte der Mann aus Apensen bei DHDL nicht nur einen Löwen als Investor gewinnen, sondern auch eine Löwin als großen Fan. „Frau Williams hat mir ihre Kontaktdaten aufgeschrieben. Sie möchte unbedingt einen ,Backboon‘ haben“, berichtet Volker Groß. Falls auch viele TV-Zuschauer nach der Vox-Sendung von der dynamischen Stehhilfe begeistert sind, werden sie etwas Geduld benötigen – auch wenn Ralf Dümmel und sein Team bei der Skalierung des Produktes helfen. „Ich habe im Moment nur etwa 20 Stück auf Lager“, sagt der glückliche Erfinder.