Hamburg. Judith Williams wollte in das Hamburger Start-up Womatics einsteigen. Doch Gründerin Thea Broszio sagte lieber ab – und hat viele Pläne.
Es ist eine dieser Geschichten, die so typisch sind für „Die Höhle der Löwen“ (DHDL). Da ist ein junges Unternehmen mit einem neuen Produkt, das entwickelt wurde, weil die Gründerin, der Gründer oder das Gründungsteam im Alltag auf ein Problem gestoßen ist, für das es bisher keine oder jedenfalls keine gute Lösung gibt. In der Investorenshow findet sich dann tatsächlich ein Investor, der begeistert ist und sagt: Ich steige ein, ich mache den Deal. Doch wenn die Sendung Monate nach der Aufzeichnung ausgestrahlt wird, ist schon klar: In der Realität ist der Deal längst geplatzt.
So war es auch bei der Hamburgerin Thea Broszio und ihrem Start-up Womatics. Als die heute 35-Jährige 2019 ihr drittes Kind stillte, erlebte sie, was viele Frauen in dieser Phase erleben: unangenehmes Spannungsgefühl in der Brust, Milchstau, schmerzhafter Milcheinschuss. Die gängigen Hausmittel wie Kohl- und Quarkwickel kamen für Thea Broszio nicht infrage.
„Höhle der Löwe“: Der Deal platzte – aber Womatics ist erfolgreich
Die Medien- und Kommunikations-Wissenschaftlerin entschied, dass sie selbst mit Unterstützung fachkundiger Expertinnen wie Hebammen etwas Hilfreiches entwickeln wolle. Knapp zwei Jahre später kam das kühlende Gel mit natürlichen Pflanzenextrakten namens Mama Cooling Gel auf den Markt. Für die Gründerin gab es noch einen weiteren Grund für den Schritt in die Selbstständigkeit: „In der dritten Elternzeit habe ich überlegt, dass ich gerne den Küchentisch als Arbeitsplatz haben möchte.“
Heute, gut dreieinhalb Jahre später, ist das Produktsortiment von Womatics deutlich größer. Und das, obwohl es beim Auftritt in der „Höhle der Löwen“ zwar einen Deal gab, in der Realität dann aber doch nicht. Thea Broszio bedauert das nicht: „Die Teilnahme an der ,Höhle der Löwen‘ war ein perfekter Start für mich. Damals habe ich ja praktisch bei null angefangen“, sagt sie. Als im Frühjahr 2021 aufgezeichnet wurde, war Mama Cooling Gel gerade einmal seit zwei Monaten auf dem Markt.
„Höhle der Löwen“: Auch Ralf Dümmel wollte einsteigen
Über die Show sagt sie: „Ich hatte wahnsinnig großes Glück, dass alle von der Idee begeistert waren.“ Ausgestrahlt wurden später die Angebote von drei Investoren. „Im Studio waren es vier, weil Carsten Maschmeyer sagte: ‚Ich finde dich und deine Idee so großartig, dass ich dir, wenn du heute keinen Deal bekommst, das Geld als Startkapital so gebe‘.“ Ralf Dümmel, Dagmar Wöhrl und Judith Williams, Broszios „Wunsch-Löwin“, wollten einsteigen. Den Deal bekam die Beauty-Expertin. Und warum platzte er? „Weil man sich nach drei Monaten fragt, ob man direkt was abgeben möchte“, sagt die Gründerin. Es war ihre Entscheidung.
Den Weg in die Verkaufsregale fand das Produkt auch ohne Investoren-Hilfe. Im Mai 2021, bei einer Fach-Messe in Hamburg überzeugte Broszio die Produktmanager von Rossmann und verabredete eine Kooperation mit Alvi, einem deutschen Hersteller von Baby- und Kleinkindartikeln. Seitdem gibt es das Kühl-Gel im Set mit einem Stillkissen. „Teilweise kaufen Krankenhäusern das Set ein“, sagt die dreifache Mutter. Auch beim Fachhändler BabyOne sei es zu kaufen.
Hamburger Start-up: Viele Drogeriemärkte führen das Kühl-Gel für stillende Mütter
Als Einzelprodukt (150 ml für 14,90 Euro) wird das Cooling Gel im Womatics Onlineshop, über Amazon, in Apotheken und Drogerien verkauft. Die Tuben gibt es bei Rossmann, Müller und Budni zu kaufen – neuerdings auch bei Baby Kochs und bei Kind der Stadt. „Zwar nicht in Hamburg, aber vielleicht bald“, sagt Broszio. Bislang seien 50.000 Tuben des in Deutschland produzierten Gels verkauft worden.
„Ich wirtschafte so, dass alles, was ich ausgebe, vorher eingenommen werden muss, weil ich keinen Investor habe“, sagt die gebürtige Bielefelderin. Nach dem geplatzten Deal mit Williams habe sich Womatics „relativ schnell“ selbst getragen, deshalb sei sie nicht auf die Suche nach anderen Investoren gegangen.
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Das zweite typische Mama-Produkt von Womatics ist eine kühlende und feuchtigkeitsspendende Maske für den Bauch. Über Schwangerschaftsöl oder ein Pflegeprodukt für die Brustwarzen während der Still-Phase hat die Gründerin nachgedacht – aber für ihre junge Firma letztlich verworfen. Zu viel Konkurrenz.
Womatics-Produkte gibt es bald auch in Österreich
Stattdessen hat Broszio ihre Zielgruppe erweitert, mit einem Produkt, das alle Frauen anspricht. Womatics lässt neuerdings ein Drei-in-Eins-Duschmousse produzieren: Duschgel, Peeling und Bodylotion in einem. „Im Shop läuft es gut an“, sagt die Unternehmerin. Bislang seien 15.000 der Döschen verkauft worden. In Apotheken und bei Amazon seien sie bereits erhältlich, Drogerien sollen folgen.
Neu ist auch die Erschließung des österreichischen Marktes, mit Listung in der Drogeriemarktkette Bipa. „Das ist ein Mega-Step nach vorne“, so Broszio. Werden weitere Länder folgen? „Grundsätzlich habe ich das Mama Cooling Gel auf Deutsch und Französisch designt, weil es mich interessiert, was Frauen mit ihren Stillproblemen machen, wenn sie nach drei Monaten wieder in den Job zurückkehren. Mütter können ja nicht mit Kohl oder Quark bei ihrem Arbeitgeber sitzen“, sagt Broszio. Eine Expansion auf den französischen Markt wäre schon interessant. Aber dafür fehle ihr aktuell die Zeit.
Nach „Höhle der Löwen“ – „Wir sind fleißig am Wachsen“
Schon bald soll ein neues Produkt hinzukommen. Thema: Haare. Womatics sei „fleißig weiter am Wachsen“, sagt Broszio. Konkrete Umsatzzahlen möchte sie nicht nennen. So viel aber verrät die dreifache Mutter und Unternehmerin: Mit ihrer Firma mache sie Gewinn. Und der sei Jahr für Jahr gewachsen.