Hamburg/Meddewade. Was die Entwickler des Elektromotorrads mit dem Geld von Maschmeyer und Glagau machen. Und welches wichtige Detail in der Show fehlte.
Es gibt da eine Sonderausstattung, die ein absolutes Must-have ist für die Kunden des Start-ups Metorbike aus Meddewade bei Bad Oldesloe: das Soundmodul. „Bei den 50 Maschinen, die wir bislang verkauft haben, wurde es genau 50 Mal bestellt“, sagt Michael Szpitalny (29). Er ist die eine Hälfte des Gründer-Duos hinter Metorbike. Das ist ein Elektro-Motorrad, von dem Szpitalny und Co-Gründer Marvin Rau (30) bislang schon 50 Stück zusammengeschraubt und verkauft haben.
Am Montagabend war in der „Höhle der Löwen“ im TV-Sender Vox zu sehen, wie die beiden jungen Männer auch bei den Investoren Begeisterung auslösen – und Carsten Maschmeyer und Nils Glagau von ihrem Motorrad und von ihrem ausgefeilten Geschäftskonzept überzeugen: Deal für Metorbike! Maschmeyer und Glagau haben nach der im Frühjahr aufgezeichneten Show die 500.000 Euro für 25 Prozent der Anteile an der jungen Firma längst nach Meddewade überwiesen. Metorbike gibt nach der Show jetzt richtig Vollgas. Aber wichtige Details waren in der „Höhle der Löwen“ gar nicht zu sehen.
„Die Höhle der Löwen“: Metorbike gibt nach der Show Vollgas
Angefangen hat all das schon damals auf dem Gymnasium in Bad Oldesloe, das die beiden späteren Gründer besuchten. „Wir haben festgestellt, dass wir beide begeisterte Motorradfahrer sind“, sagt Marvin Rau. Er besaß schon mit 16 ein Moped. Die Leidenschaft für motorisierte Zweiräder bestimmte auch die Studienwahl: Szpitalny studierte an der HAW in Hamburg Fahrzeugbau mit dem Schwerpunkt Karosserieentwicklung, Rau machte in Braunschweig den Bachelor in Maschinenbau und hängte noch einen Master in Elektromobilität dran.
Das weckte fast zwangsläufig das Interesse an Elektromotorrädern, die vor einigen Jahren noch wenig verbreitet waren. „Wir haben uns auf dem Markt umgeschaut und nichts entdeckt, was uns gefallen hätte“, erinnert sich Szpitalny. Das Duo entschied, selbst eines zu bauen. Die Idee wurde zum Thema von Studienarbeiten, Rau und Szpitalny steckten das Geld, das sie mit Studentenjobs verdienten, in das Projekt. Familie und Freunde gaben was dazu, Gründerstipendien brachten ebenfalls wichtiges Kapital.
Die ersten 50 Metorbikes waren überraschend schnell verkauft
Die erste Serie von 50 Metorbikes war binnen weniger Monate ausverkauft. „Wir machen noch Restarbeiten an den letzten drei Maschinen der First 50 Edition“, sagt Michael Szpitalny. Die Basisversion kostete immerhin 7750 Euro, doch die Gründer setzten von vornherein auf das sogenannte customizing. Die Kunden können viele Details wie Material und Farbe der Sitzbank, die Farbe des Tanks, in dem tatsächlich aber die Batterie steckt, und gar das Muster der Sitzbanknaht auswählen. Kaum ein Metorbike sieht aus wie ein anderes. Ein Kunde, der es besonders individuell wollte, ließ sich alles vergolden, was dafür geeignet war. „Diese Variante hat trotzdem nur um die 15.000 Euro gekostet“, sagen die Gründer.
In der Show wurde schnell klar, dass Rau und Szpitalny einen Deal machen würden: Begeistert waren mal wieder alle Löwen, trotzdem sagten der Einzelhandelsexperte Ralf Dümmel, Beauty-Unternehmerin Judith Williams und Food-Spezialist Tilman Schulz ab. Mit ihren Kontakten in den Handel hätten sie allerdings auch kaum hilfreich sein können. Nils Glagau und Carsten Maschmeyer aber zogen sich noch während des Pitches zum vertraulichen Gespräch zurück – und verabredeten, gemeinsam zuzuschlagen. Zumal die Metorbike-Gründer nicht nur mit dem Motorrad, sondern auch mit ihrem Geschäftsmodell glänzten. Auf alle kritischen Nachfragen hatten Rau und Szpitalny eine überzeugende Antwort.
„Höhle der Löwen“: Breites Grinsen nach Probefahrt auf dem Metorbike
Und nachdem Glagau und Ralf Dümmel mit breitem Grinsen im Gesicht von einer kurzen Metorbike-Tour auf dem Parkplatz vor dem Studio zurückgekehrt waren, war der Deal perfekt: 500.000 Euro von Maschmeyer und Glagau für 25 Prozent der Firmenanteile. Die Gründer hatten zwar nur 17 Prozent abgeben wollen – stimmten aber sofort zu. Und am Ende gab es noch ein Sonderlob vom neuen Mitinhaber Carsten Maschmeyer: „Das Motorrad ist mega, aber ihr seid giga!“
Was seit der Aufzeichnung passiert ist, lässt sich seit Kurzem im Metorbike-Onlineshop sehen: Das Elektromotorrad gibt es inzwischen in drei Basisvarianten, namens Classic, Pro und Max mit dem Maximaltempo 50, 70 und 100 Stundenkilometer und Grundpreisen zwischen 6990 und 9490 Euro. Die Classic-Variante habe mit entsprechendem Akku bis zu 145 Kilometer Reichweite, das 70 km/h schnelle Pro 110 Kilometer. Das Max, das auch Tempo 100 kann, komme auf 90 bis 100 Kilometer Reichweite, heißt es. „Das hängt ganz klar von der gefahrenen Geschwindigkeit ab“, sagt Marvin Rau.
Für das Metorbike braucht es keinen klassischen Motorradführerschein
Die Max-Variante anzubieten, hätten sie erst vor wenigen Wochen entschieden, sagt Szpitalny. Auch sie lässt sich mit dem Führerschein B 196 fahren. Es ist eine Erweiterung des Pkw-Führerscheins, für die man zwar einige Theorie- und Praxisstunden in der Fahrschule braucht, aber keine Prüfung ablegen muss.
Den einzigen Kritikpunkt der Löwen, der zu große Wendekreis des Mopeds, haben die Gründer gründlich bearbeitet. „Das neue Modell hat einen selbst konstruierten Rahmen und wir haben noch einige Dinge modifiziert, sodass es jetzt mehr Lenkfreiheit gibt“, sagt Rau.
Hamburger Bugatti- und McLaren-Händler verkauft auch Metorbikes
Und sie sind schon weitergekommen beim zweiten Vertriebsweg. „Wir wollen Metorbikes auch über Autohäuser verkaufen“, sagt Szpitalny. In Hamburg bietet inzwischen der Bugatti-, Bentley- und McLaren-Händler Kamps die Elektromotorräder in einer speziellen Edition in seiner Filiale am Tarpenring im Hamburger Norden an.
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Die ersten Motorräder haben die beiden Gründer selbst zusammengeschraubt. In der ehemaligen Tischlerwerkstatt von Marvin Raus Opa in Meddewade. Künftig werden das Mitarbeiter tun, die Gründer wollen sich auf Entwicklung und Marketing fokussieren. Das Geld der Investoren ist in den Kauf von Teilen bei Zulieferern geflossen. „Voraussichtlich im März starten wir die Produktion“, sagt Szpitalny.
Vorher wollen die Gründer noch die Zulassung beim Kraftfahrtbundesamt und bei der EU in trockene Tücher bringen. „Bislang haben wir 15 bis 20 Vorbestellungen von früheren Kunden“, heißt es. Das Produktionsziel für 2025: „Wir stellen uns darauf ein, bis zu 500 Stück zu fertigen.“ In der Show war noch von 200 die Rede – doch das war, bevor der Deal perfekt gemacht wurde.
„Höhle der Löwen“: Metorbike kann klingen wie ein 12-Zylinder
Wie viele auch immer es letztlich sein werden: Das Must-have der Kunden bei der Sonderausstattung dürfte weiterhin das Soundmodul sein. Mit einem Fingertipp auf den Touchscreens lassen sich acht unterschiedliche Fahrgeräusche wählen. Einen eigens kreierten Elektrosound und sieben Verbrennergeräusche. Das geht mit einem nähmaschinenartigen 2-Takter-Sound los und reicht bis zur Königsklasse: Dann klingt das Elektromotorrad aus Meddewade, als würde es von einem 12-Zylinder-Motor angetrieben.